Pitigliano – pittoresker Tuff in der Toskana

Wie eine Festung liegt das Städtchen Pitigliano in schwindelerregender Höhe auf einem Felsvorsprung im Süden der Toskana.

Von allen wunderschönen Orten, die wir auf unserem letzten Italien-Roadtrip besucht haben, hat mich Pitigliano am meisten beeindruckt. Ich komme bis heute noch nicht aus dem Schwärmen heraus.

Dieses Panorama – dieser Ausblick – diese malerischen Gassen: einfach nur toll!

Entdeckt die Stadt doch jetzt mal mit mir:

Wir nähern uns Pitigliano von Süden über die SR 74. An der kleinen Kapelle „Madonna delle Grazie“ macht die Straße eine scharfe Rechtskurve und mit einem Mal, völlig unvorbereitet, taucht das Panorama von Pitigliano vor uns auf. Dieser Moment ist einfach atemberaubend!

Auf Tuffstein gebaut

Ein 300 Meter hohes, löchriges Tuffsteinplateau ragt aus den grünen Tälern heraus. Und obendrauf liegt die Stadt mit ihren beige-braunen Häusern, die alle aus dem vulkanischen Tuffstein der Region gebaut wurden. Sie verschmelzen regelrecht mit dem Stein darunter. Fast sieht es so aus, als würden sie aus dem Fels wachsen. Zu drei Seiten ist sie dem tiefen Abgrund der Canyons ausgeliefert, die der Fluss Lente in Jahrtausenden hier in die Landschaft geschnitten hat. Ein unglaublich toller Anblick!

Schon die Etrusker siedelten hier in der wunderschönen Gegend. Erstmals schriftlich erwähnt wurde Pitigliano 1061.

Kurvig windet sich die Straße hinauf bis zur Stadt. Wir biegen scharf rechts ab in die Via San Michele. Hier, am Rand des Plateaus, gibt es am Straßenrand Parkplätze (mit Parkschein).Selbst mit unserem Camper finden wir hier ohne Probleme ganz nah an der Altstadt einen Parkplatz (da hatten wir in anderen Orten der Toskana viel größere Schwierigkeiten).

Nur ein paar Schritte sind es von hier aus in die alten Gassen. Aber erst mal müssen wir natürlich auf der kleinen Terrasse an der Via San Michele stehenbleiben und das fantastische Panorama ausgiebig genießen.

Verzeiht mir meine vielleicht etwas überschwängliche Begeisterung, aber mich hat der Anblick tatsächlich absolut geflasht!

Nach gefühlten hundert Fotos gehen wir dann aber doch weiter in die Stadt.

Als erstes zur Piazza Francesco Petruccioli mit Blick auf das imposante alte Aquaedukt mit 15 Rundbögen, das 1543 nach römischen Vorbild erbaut wurde,

vorbei am Palazzo Orsini aus dem 16. Jahrhundert (Sitz der Herrscherfamilie Orsini)

zur Piazza Fortezza

mit wunderschönen Ausblicken zu beiden Seiten

und der „Fontana delle Sette Cannelle“

Dann tauchen wir ein in die Gässchen der Altstadt:

 An jeder Ecke und in jeder Gasse gibt es neue, wunderschöne An- und Ausblicke.

Besonders die vielen und ziemlich steilen Treppen sind beeindruckend!

Wir entdecken den Dom

und die “Chiesa di San Rocco”

Wunderschöne kleine und auch witzige Geschäfte finden sich auch in den Gassen, besonders entlang der Via Roma.

Sogar den Schlüssel zu Paradies soll es hier geben

Ein ganz besonders Viertel Pitiglianos ist

La Piccola Gerusalemme (Klein-Jerusalem)

in der Via Zuccarelli – das alte jüdische Ghetto

Da Pitigliano eine der ersten Städte der Toskana nördlich des Kirchenstaats war, siedelten sich viele Juden, die im Mittelalter vor der päpstlichen Verfolgung aus Rom flüchteten, hier an. 1570 wurde ihnen vom damaligen Herrscher Pitiglianos, Cosimo I. de Medici, volle Bewegungs- und Religionsfreiheit zugestanden. Und so entstand hier in der Stadt eine sehr große jüdische Gemeinde, die allerdings ab dem 18. Jahrhundert in einem eigenen Viertel um die Via Zuccarelli leben musste.

Die meisten wurden ab 1938 von den Faschisten vertrieben oder sogar in Konzentrationslager verschleppt. „Klein-Jerusalem“ war verlassen und begann zu verfallen. Zum Glück wurde es aber in den letzten drei Jahrzehnten wieder restauriert.

Deshalb können wir heute wieder durch die kleinen Torbögen, die einst die Zugänge des Viertels waren, schlendern und wunderschöne Eckchen finden.

Auf eine Besichtigung der herrlich erhaltenen Synagoge (der einzigen in der Provinz Grosseto) verzichten wir allerdings wegen Yoda. Aber auch von außen bekommen wir ein paar schöne Eindrücke.

Ein Erbe der jüdischen Zeit ist

„Sfratto dei Goym“

– ein Gebäckstück in Form eines Stockes, einzigartig und typisch für Pitigliano.

Im 18. Jahrhundert mussten die Juden von Pitigliano ihre alten Häuser räumen, um ins Ghetto umzuziehen. Diese Räumungsbefehle wurden mit Stockschlägen an die jeweilige Haustür von der Stadtverwaltung ausgeführt. Hundert Jahre später entstand zur Erinnerung an diese für die Juden schlimme Zeit dieses Gebäck. „Sfratto“ bedeutet nämlich Räumungsbefehl.

Wir lassen es uns natürlich nicht nehmen, eines zu kaufen und später zu probieren.

Es schmeckt nach Nüssen und Orangen, ein wenig orientalisch- recht süß, gehaltvoll, aber lecker.

Ganz vorn

Bis zur vordersten Spitze des Plateaus führt uns unser Spaziergang.

Und wieder zurück zur Piazza Fortezza.

"La Rocca"

Nun brauchen wir aber dringend eine Stärkung! Möglichkeiten dazu gibt’s in Pitigliano viele. Wir entscheiden uns für das Ristorante „La Rocca“ am nördlichen Ende der Piazza.

Und es lohnt sich!

Gut gestärkt stelle ich fest, dass Pitigliano für mich DIE Entdeckung auf unserem Roadtrip ist und ich es auch Euch nur ans Herz legen kann, auch mal hierher zu kommen!

Info:

Anfahrt:

Von Norden über die SR 2 bis kurz vor Ponte a Rigo, dann auf die SP20 bis La Rotta und dann die SR 74 nehmen (112 km ab Siena)

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Wir entdecken den Dom

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