Kloster Montserrat – atemberaubendes (Camper-)Erlebnis in schwindelnder Höhe

Ein majestätisches Gebäude in atemberaubender Höhe vor einem außergewöhnlichen Bergmassiv – seit ich die ersten Bilder des Klosters Montserrat in Katalonien gesehen hatte, wusste ich: da muss ich mal hin. 

Auf unserem Spanien-Roadtrip im März ist es endlich so weit: wir machen uns auf den Weg nach Montserrat.

Montserrat liegt im katalonischen Hinterland etwa 60 Kilometer westlich von Barcelona.

Allerdings habe ich vor unserer Anreise ein paar Bedenken. Montserrat ist eines der größten touristischen Ziele Kataloniens (besonders beliebt auch als Tagesausflug von Barcelona aus).

Werden wir da bei diesem großen Andrang von Besuchern mit unserem Camper einen passenden Parkplatz finden?

Werden so viel Touristen da sein, dass die Besichtigung vielleicht keinen Spaß mehr macht?

Gibt es vielleicht eine Möglichkeit, den Besuchermassen zumindest ein wenig aus dem Weg zu gehen?

Ja, die gibt es tatsächlich:

Denn es ist erlaubt, mit dem Camper auf dem Parkplatz des Klosters zu übernachten! Das bedeutet, dass wir unseren Ausflug nach Montserrat gegen den Besucherstrom unternehmen können: abends hinfahren, wenn alle anderen wegfahren. Toll! Dann also los!

 

Die Anfahrt

Ich freue mich riesig, als wir uns am Samstagnachmittag auf den Weg zum „gezackten Berg“ (denn das bedeutet der Name Montserrat) machen.

Allerdings ist schon der ganze Tag verregnet (nix mit spanischer Sonne heute) und das Bergmassiv hüllt sich in dichte Wolken. 

Auf der etwa 8 Kilometer langen Anfahrt von der Abzweigung in Monistrol de Montserrat im Tal bis hinauf zu Kloster sehen wir kaum etwas von der Umgebung. Die tolle Aussicht, die man auf der kurvenreichen Straße bereits vom sehr markanten Berg haben soll, bleibt uns leider verborgen. 

War es etwa eine Fehlentscheidung, heute hierher zu kommen? Ich vertraue aber auf den Wetterbericht, der vorhersagt, dass es am Abend aufklaren und der nächste Tag sonnig werden soll. Also einfach mal optimistisch bleiben!

Nach unzähligen Kurven und einigen hundert Höhenmetern landen wir an der Schranke der Parkzone des Klosters: Ticket ziehen und weiterfahren, denn die Parkplätze ziehen sich rechts und links der Straße etwa einen Kilometer lang weiter den Berg hinauf bis zum letzten Parkplatz, der für Reisebusse reserviert ist und sich als einziger Parkplatz auf einer geraden Fläche befindet.

Wir sind sehr verwundert, wie viele Besucher bei diesem schlechten Wetter doch noch hier sind! Es nieselt und man sieht die Hand vor den Augen kaum. Und doch sind viele Parkplätze besetzt.

Wir finden trotzdem ohne Probleme einen passend großen Platz für Fred, der aber, wie die meisten Parkplätze hier am Berg, etwas schräg ist. Zum Schlafen leider nicht wirklich perfekt.

Auch wenn ich kaum etwas sehen kann, lasse ich es mir nicht nehmen, mich doch noch mal auf den Weg zum Kloster zu machen und mir schon einmal einen Überblick für den nächsten Tag zu verschaffen.

Die Gebäude sind nur schemenhaft im Nebel zu erkennen. Welch eine ganz besonders mystische Stimmung!

Die Übernachtung

Auf dem Rückweg zu Fred sehe ich, dass der Busparkplatz inzwischen völlig leer ist (es ist etwa 18.00 Uhr). Lediglich ein Polizeiauto steht noch da. Deshalb probiere ich aus, was ich als Tipp in „Park4night“ gelesen habe: ich frage die Polizisten, ob wir über Nacht mit dem Camper auf dem Busparkplatz stehen dürften. Und tatsächlich: vorausgesetzt, dass wir bis spätestens 8.00 Uhr morgens (wenn die ersten Busse ankommen) wieder weg wären, bekommen wir die Erlaubnis. Welch ein absolut exklusiver (und ebener) Übernachtungsplatz! Genial!

Und das Glück (oder ist es hier oben doch so etwas wie ein göttlicher Segen?) hat noch etwas für uns in Petto: am Abend verschwinden Wolken und Nebel tatsächlich und wir haben von unserem Platz aus einen wundervollen Ausblick auf die vielen Lichter im Tal!

Der Wecker, den wir uns vorsichthalber für den nächsten Morgen gestellt hatten (damit wir rechtzeitig vom Busparkplatz verschwinden), brauchen wir nicht, denn wir wachen nach einer sehr ruhigen Nacht mit dem ersten Tageslicht kurz vor Sonnenaufgang auf.

Der Sonnenaufgang

Wir erleben hier oben einen der wunderbarsten Sonnenaufgänge! Welch ein Schauspiel und welch eine Aussicht in alle Himmelrichtungen!

Sogar bis zu den schneebedeckten Bergen der Pyrenäen!

Jetzt wissen wir: es war die beste Entscheidung, abends hier heraufzukommen und die Nacht hier zu verbringen! Und der Wetterbericht hatte tatsächlich Recht!

Nach diesem spektakulären Tagesbeginn parken wir Fred um (um diese Uhrzeit haben wir absolut kein Problem, für Fred einen passend großen Parkplatz zu finden, von dem aus wir nicht allzu weit zum Kloster laufen müssen) und wollen nun Montserrat erkunden.

Das Benediktinerkloster Santa Maria de Montserrat

Das Benediktinerkloster Santa Maria de Montserrat wurde bereits im 11. Jahrhundert gegründet. Die mittelalterlichen Klostergebäude wurden zu Beginn des 19. Jahrhundert von napoleonischen Truppen zerstört und erst ab Mitte des 19. Jahrhundert neu aufgebaut.

Die Basilika wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert erbaut. Ihr Stil besteht aus einer Kombination später Gotik und früher Renaissance.

Berühmt ist Montserrat für die aus dem 12. Jahrhundert stammende „Mare de Deu de Montserrat“, die Schwarze Madonna, die in der Basilika zu sehen ist. Sie ist die Schutzheilige Kataloniens.

Ein Aushängeschild des Klosters ist der Knabenchor “Escolania de Montserrat”. Sie ist die älteste Musikschule Europas. 1307 wurde der Chor das erste Mal urkundlich erwähnt. In die Schule gehen ca. 40-50 Schüler von 9 bis 14 Jahre. Montag bis Freitag singt der Chor immer um 13.00 Uhr in der Basilika. 

Das hochkarätige Museum von Montserrat wird aus sechs sehr unterschiedlichen Kollektionen gebildet. Das älteste Stück ist ein ägyptischer Sarkophag aus dem 22. Jahrhundert vor Christus. Zusammen mit anderen Fundstücken aus den Kulturen Mesopotamiens, Ägyptens, Griechenlands, des Heiligen Landes und Zyperns ist er  Teil der Archäologischen Sammlung des biblischen Orients. Das jüngste Kunstwerk, ein Gemälde des irischen Malers Sean Scully mit dem Titel Der Berg von Oisin (2010), wurde vom Künstler selbst gestiftet. Es ist Teil der Gemäldesammlung des 19. und 20. Jahrhunderts, einer der besten Sammlungen katalanischer Malerei mit so bekannten Namen wie z.B.  Fortuny, Rusiñol, Anglada Camarasa, Picasso, Dalí. Auch finden wir hier Werke des französischen Impressionismus z.b. von Monet, Sisley, Degas und Pissarro. Es gibt auch eine kleine Sammlung grafischer Kunstwerke weltbekannter Künstler der modernen Schule: Chagall, Braque, Le Corbusier, Rouault, Miró,  Clavé, Tàpies und andere.

Übernachten kann man hier im Kloster in einem Gästehaus, Appartements und in einer Herberge.

Unser erstes Ziel heute ist natürlich die

Basilika

Die Gebäude, an denen wir auf dem Weg dahin vorbeikommen, und auch der Glockenturm wirken eher nüchtern und sachlich. Nicht unbedingt das, was ich von einem katholischen Kloster erwartet habe.

Der Vorplatz der Basilika und ihre Fassade selbst (die wir durch einen Innenhof erreichen) sind dann aber doch recht kunstvoll verziert.

Das Kircheninnere ist dunkel, aber sehr eindrucksvoll. Wir sind um diese Uhrzeit (etwa 8.00 Uhr morgens) fast alleine da und können die Basilika ganz in Ruhe genießen.

Zur Schwarzen Madonna, die in einer Nische über dem Hochaltar steht, kann ich tatsächlich ganz nahe hingehen!

 Sie ist vom Innenhof aus durch einen Seitengang der Basilika zu erreichen. Im Internet konnte ich lesen, dass sich hier meist hundert Meter lange Warteschlangen bilden und die Menschen stundenlang warten, um die schwarze Madonna einmal aus der Nähe zu sehen. Ich bin heute fast alleine hier und kann geradewegs die Stufen hinauf bis zur Madonna gehen und auch die Kirche von hier aus einer völlig anderen Perspektive sehen.

Der Weg zurück führt mich durch einen Gang, in dem hunderte bunter Gedenkkerzen brennen. Ein sehr schöner Anblick!

Beim Verlassen der Basilika entdecke ich in einer Ecke des Vorplatzes noch einen wunderschönen gotischen Kreuzgang, ein Überbleibsel der zerstörten Klosteranlage.

In der „Bar de la Plaça“ unterhalb der Kirche stärken wir uns jetzt erst einmal mit Kaffee und Sandwiches. Dann machen wir uns auf zu einem der vielen Aussichtspunkte, die es um das Kloster herum gibt. Wir wollen zum

Creu de Sant Miquel

dem Kreuz des Heiligen Michaels, dessen außergewöhnlichen Platz wir bereits vom Kloster aus sehen konnten. 

Ein wenig steil führt der Weg schon nach oben, aber mit den tollen Ausblicken, die wir dabei haben, macht das gar nichts

Nach etwa 15 Minuten erreichen wir das Kreuz mit einer atemberaubenden Aussicht auf das Kloster, den Berg und das ganze Umland! Das hat sich doch mal gelohnt! Der Sonnenaufgang hier oben wäre vermutlich noch beeindruckender als von unserem Standort am Morgen, aber dafür hätten wir nochmal früher aufstehen müssen…

Inzwischen ist es nach 10 Uhr und sowohl der Wanderweg als auch (wie wir von oben sehen können) das ganze Klostergelände füllt sich langsam. Schließlich ist Sonntag und viele machen sich wohl auch auf den Weg hierher, um am Gottesdienst teilzunehmen.

Doch wir können Montserrat nicht verlassen, ohne ein weiteres Highlight erlebt zu haben: die Fahrt mit der

Funicular Sant Joan

Seit 1916 führt eine Standseilbahn vom Kloster hinauf auf den Berg Montserrat. Mit einer maximalen Steigung von 65 % ist sie die steilste Standseilbahn Spaniens! Und die Fahrt mit ihr ist wirklich ein Erlebnis!

An der Bergstation gibt es gleich am Ausstieg aus der Bahn einen Aussichtspunkt auf das Kloster in der Tiefe.

Hier oben auf dem Berg befinden wir uns im

Naturpark Montaña de Monserrat

der das ganze Bergmassiv umfasst. Von hier aus könnte man viele Wanderungen unterschiedlicher Länge unternehmen. Oder einfach in etwa 40 Minuten den Berg hinunter zurück zum Kloster zu laufen.

Wir aber nehmen wieder die Bahn zurück. Mit dem Platz in der ersten Reihe ist die Fahrt nach unten, das Kloster immer im Blick, einfach grandios!

Es ist noch nicht mal Mittagszeit, als wir wieder unten am Kloster ankommen. Hier ist inzwischen ziemlich viel los!

Einheimische Vermarkter (vor allem von Käse) haben ihre Stände aufgebaut, der Souvenirladen ist gut gefüllt und auf den Wegen und Plätzen ist es recht voll. Vorbei mit der Ruhe, die wir am Morgen hier hatten. Zeit für uns zu gehen!

Zwei besondere Attraktionen Montserrats haben wir nicht erlebt, nämlich das Museum und den Chor „Escolania“.

Aber angesichts der Menschenmassen, die von den Parkplätzen herauf zum Kloster strömen, verabschieden wir uns von Montserrat und machen wir uns auf den Weg zurück zu Fred.

Die Parkgebühren

Jetzt stellt sich also die Frage, was das Parken über Nacht uns hier kostet. Bei der Einfahrt am Abend wurde an der Schranke automatisch unser KFZ-Kennzeichen und unsere Fahrzeughöhe erfasst. Denn der Preis ist tatsächlich auch von der Fahrzeughöhe abhängig. Und hier kann eine Falle für Wohnmobile versteckt sein: weil wir höher als 2,50 Meter sind, erfasst uns der Computer als Reisebus. Somit müssten wir eigentlich eine Parkgebühr von 80,00 € für 24 Stunden zahlen.

Das wäre schon ziemlich viel! Aber zum Glück habe ich  rechtzeitig den Tipp in “Park4night” gelesen, den ich hier gerne weitergebe: zahlt das Parkticket nicht an einem der Automaten, sondern am Kassenhäuschen an der Ausfahrt. Der Mensch hier erkennt den Camper als Camper und verrechnet daher nur den Wohnmobiltarif von 22,50 € für 24 Stunden. Und zu diesem Preis hat sich dieser tolle Ausflug auf jeden Fall gelohnt!

Auf der Fahrt den Berg hinunter ins Tal verabschieden wir uns mit wunderschönen Ausblicken vom Kloster und Berg Montserrat. Es war herrlich hier!

Andere Wege zum Kloster:

Außer mit dem Auto könnt ihr das Kloster und den Berg Montserrat auch noch anders erreichen:

  • Mit der Seilbahn „Aeri de Montserrat“, deren Talstation wenige Kilometer vor dem Ort Monistrol de Montserrat liegt.
  • Mit der Zahnradbahn „Cremallera de Montserrat“ die in Monistrol de Montserrat abfährt
  • Wenn ihr von Barcelona aus nach Montserrat fahren möchtet, könnt ihr die Bahn nehmen, die direkt bis zum Kloster führt.
  • Oder ihr könnt natürlich auch euer Auto unten im Tal an der Straße parken und den Berg zu Fuß erklimmen!

http://Wegbeschreibung – Montserrat Visita

Wie auch immer ihr ihn gestaltet: einen Besuch von Montserrat kann ich euch nur empfehlen! Und die Nacht hier oben im Camper zu verbringen und am Morgen den Sonnenaufgang vor dieser wunderbaren Kulisse zu erleben, ist einmalig!

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