Fachwerkidylle wie aus dem Bilderbuch – Miltenberg am Main

Fast reibe ich mir die Augen, so verwundert bin ich angesichts des Déjà-vus, das ich erlebe: Ich stehe ganz sicher zum ersten Mal auf dem Marktplatz von Miltenberg und habe trotzdem das Gefühl, schon oft hier gewesen zu sein.

Und dann dämmert es mir: genau so sah es früher auf der Modelleisenbahn meines Bruders aus.  Und tatsächlich – bis heute sind die vielen, wunderbar erhaltenen Fachwerkhäuser dieses kleinen Städtchens noch Vorbilder für Modellbau-Bastel-Sets.

Aus gutem Grund, denn Miltenberg am Main ist ein Fachwerkstädtchen wie aus dem Bilderbuch!

Am linken, unteren Eck des Mainvierecks gelegen, gehört es gerade noch zu Bayern (nur 7 km östlich ist Baden-Württemberg, 10 km weiter nach Westen beginnt schon Hessen).

Würzburg ist etwa 75 Kilometer entfernt, Frankfurt am Main ebenfalls, nur in die entgegengesetzte Richtung.

Nicht ganz zehntausend Einwohner leben hier, am Übergang vom Spessart in den Odenwald. Umgeben von dichten Wäldern und Weinbergen entlang des Mains, konnte sich Miltenberg trotz seiner touristischen Beliebtheit seine Beschaulichkeit erhalten.

Weit geht die Geschichte Miltenberg zurück in die Vergangenheit. Keltische Siedlungen gab es einst, die Römer waren auch hier (der alte römische Grenzwall Limes verlief hier ganz in der Nähe) und seit dem Mittelalter thront hoch über der Stadt die Mildenburg.

Zentrum und Herzstück Miltenbergs ist aber bis heute der Alte Markt, auf dem ich jetzt stehe.

Abgesehen von den wunderschönen Häusern und der mächtigen Pfarrkirche St. Jakobus,

erregt hier ein Schild meine Aufmerksamkeit:

Schnatterloch

Ein lustiger Name, bei dem ich natürlich zuerst mal an Enten denke (die es hier am Main ja zuhauf gibt).

Als zweites Bild kommen mir schnatternde, tratschende und lachende junge Frauen am Brunnen in den Sinn. Der Platz wäre die perfekte Kulisse für Carl Spitzwegs „Wäscherinnen am Brunnen“ oder seinen „Ewigen Hochzeiter“ gewesen.

Kommt der Name etwa daher?

Nein – die Erklärung ist eine ganz andere: Mit „schnattern“ hat er wohl gar nichts zu tun, sondern mit dem alten Wort „Schnate“ für gehauener Durchgang oder auch „Grenze“.

 Auf meinem Weg dem Hinweisschild nach die enge Gasse hinauf zum Schnatterlochturm fällt mir die alte Rinne rechts vom Weg auf.

Ihre Aufgabe war es, so kann ich es nachlesen, bei starkem Regen das Wasser vom Hang „geordnet“ in die Stadt fließen zu lassen.  Und da sie an der Stadtgrenze unter dem Turm hindurchführt, ist das an dieser Stelle wohl das „Grenzloch“.

Weil ich jetzt aber schon mal am Schnatterlochturm angekommen bin, gehe ich auch hindurch.

Gleich dahinter beginnt der Wald. Ruhig und kühl ist es hier.

Mein Weg führt mich bergauf, dann nach rechts, durch einen Torbogen und plötzlich stehe ich vor der Burg!

Seit Ende des 12. Jahrhunderts wacht sie von hier oben über die Stadt und das Maintal. Mehrfach um- und angebaut gehört sie nach vielen Jahrzehnten in Privatbesitz nun der Stadt Miltenberg und beherbergt inzwischen das Museum Burg Mildenburg.

 

Der Ausblick ist grandios! Da kann ich gut verstehen, weshalb der Mainzer Erzbischof sie einst an dieser Stelle errichten ließ.

Durch die schmale steile Schlossgasse steige ich wieder hinunter zum Marktplatz.

 

Die Altstadt

Und lasse mich jetzt durch die wunderschöne Altstadt treiben:

Entlang der Hauptstraße

mit markanten Gebäuden wie dem alten Rathaus

 

geschichtlichen Hinweisen

und natürlich wunderschöne Fachwerkhäuser mit netten, kleinen Geschäften

und natürlich dem berühmtesten Haus am Platz

der „Riese“, angeblich das älteste Gasthaus Deutschlands

https://riesen-miltenberg.de/index.php/de/home/riesengeschichte

und zuletzt durch das Schwarzviertel, den ältesten Teil Miltenbergs

 

Eines sticht mir hier in der Altstadt besonders ins Auge: die Vielzahl von alten (oder alt wirkenden) Nasenschildern vor den Häusern.

Nicht nur die klassischen Wirtshausausleger gibt es hier überall, sondern auch viele tolle alte Geschäftszeichen.

So schön malerisch kenne ich das aus anderen Städten nicht!

 

Aber auch rechts und links in den Gassen finde ich einige außergewöhnliche Entdeckungen:

Teile der alten Stadtmauer und Stadttore

Den idyllischen alten jüdischen Friedhof oberhalb der Stadtmauer

Kunst

und in der kleinen verwinkelten Fischergasse das kleinste Theater der Welt : „Lilli Chapeau“!

http://www.lilli-chapeau.de/

 

Am Main

Aber jetzt verlasse ich die Gassen der Altstadt, denn ich möchte unbedingt noch einen Abstecher zum Main machen:

Lebensader der Stadt ist er seit vielen hundert Jahren und heute bringt er wahrscheinlich die meisten Touristen hierher.

Auf dem immer beliebteren MainRadweg, der 550 Kilometer von seinen Quellen im Fichtelgebirge bis zur Mündung in den Rhein verläuft, passieren viele Radler die Stadt und nutzen sie zur Pause oder Übernachtung.

https://www.mainradweg.com/

Und auch die inzwischen sehr populären Flusskreuzfahrten legen hier sehr gerne einen Stopp ein.

 

Imposant ist die Brücke, die die Altstadt mit dem nördlichen Stadtteil, in dem sich auch der Bahnhof befindet, verbindet. Mit ihrem beeindruckenden alten Torhaus ist sie besonders im Abendlicht ein herrlicher Anblick, wenn der orangebraune Buntsandstein regelrecht glüht!

Es ist Zeit, dass ich diesen wunderschönen Tag gemütlich ausklingen lasse. Am besten in einem der Liegestühle, die hier am Ufer aufgestellt sind. Ein Sundowner dazu und ich fühle mich wie im Süden!

http://main-picknicker.de/

Ihr mögt es lieber fränkisch-bayrisch-deftig? Dann besucht doch eines der zwei Bräustübchen:

https://www.kalt-loch-braustuble.com/

http://faustbraustuben.de/

Aber auch Fans der internationalen (z. B.  italienischen oder vietnamesischen) Küche kommen in Miltenberg auf ihre Kosten.  Die Restaurantauswahl kann sich durchaus sehen lassen.

Mein Fazit:

Miltenberg ist wunderschön und im Gegensatz zum 100 Kilometer entfernten Rothenburg ob der Tauber (vor dem es sich nicht zu verstecken braucht) fast noch ein Geheimtipp.  Egal ob in der Altstadt oder am Main: überall finden sich idyllische Plätzchen, schöne Cafés und Restaurants. Entspannte fränkische Gemütlichkeit – perfekt zur Erholung!

https://www.miltenberg.de/freizeit-tourismus/tourismus/#/de/stadt-miltenberg/sefault/search/Event/city%3AMiltenberg/view:gallery/sort:chronological/mode:next_days,2/calView:agendaWeek/hideSearchForm:1

 

Camping:

Miltenberg ist ideal, um hier mit dem Camper zu übernachten.

Es gibt auf der nördlichen Mainseite den „Campingplatz Mainwiese“ mit wunderbarem Blick über den Fluss auf die Stadt und die Burg.

https://campingplatz-miltenberg.de/

Nicht weit davon entfernt liegt der Wohnmobilstellplatz „Fährweg Miltenberg“, ebenfalls mit schöner Aussicht über den Main nach Miltenberg.

https://www.campercontact.com/de/deutschland/bayern/miltenberg/60047/fahrweg-miltenberg

Auf der Mainseite, auf der auch die Altstadt liegt, finden sich zu beiden Seiten des Schwimmbads an der Jahnstraße noch zwei Wohnmobilstellplätze. Stromanschluss gibt es auf beiden Plätzen nicht.

Der größere Platz ist ein schlichter Schotterplatz ohne besondere Aussicht. Auf der anderen Straßenseite finden sich einige Einkaufsmöglichkeiten und McDonalds.

 Der kleinere (und stadtnähere) liegt zwar wunderschön direkt am Main, ist aber abends beliebter Treffpunkt junger Menschen aus der Umgebung mit PS-starken Fahrzeugen.

Es ist aber ein sehr sauberer Platz mit herrlicher Aussicht aufs Wasser und den Yachtclub. Deshalb ist er unser Favorit. Die Altstadt ist in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen und gegenüber (am Eingang des Parkhauses) gibt es eine sehr gepflegte öffentliche Toilette.

Hier in Miltenberg findet also jeder Camper was für sich.

Wandertipp:

Interesse an einem Ausflug in die Antike? Das ist hier ganz leicht: Durch Miltenberg verläuft eines der wichtigsten Relikte, das die alten Römer aus der Zeit, in der sich ihr Herrschaftsgebiet bis nach Germanien ausdehnte, zurückgelassen haben: der LIMES, der Grenzwall, mit sich das Römische Reich gegen die Barbaren aus dem Osten geschützt hatten.

Entlang des Verlaufs des alten Walls gibt es vieles zu entdecken. Eine schöne Wanderung empfehle ich euch unter:

http://roaddreamin.de/wie-einst-die-alten-roemer-wandern-auf-dem-limes-im-odenwald/

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