Drei Highlights im Münsterland, die ihr nicht verpassen solltet

Das Münsterland ist eine Ecke Deutschlands, in der ich bisher noch niemals gewesen bin. Eigentlich eine Schande! Denn ich habe in meinem Leben zigmal Italien, Kroatien oder die USA besucht, aber niemals diese wunderschöne Gegend, die ganz im Westen Nordrhein-Westfalens, ein wenig nördlich des Ruhrgebietes und gleich an der Grenze zu den Niederlanden liegt!

 

Doch das ändert sich nun an diesem schönen Frühlingswochenende. Und ich entdecke dabei drei tolle Ausflugsziele, von denen ich absolut begeistert bin und die ich euch auf jeden Fall weiterempfehlen möchte:

1. Schloss Nordkirchen

Ihr kennt Versailles, das berühmte Schloss des Sonnenkönigs Ludwigs XIV.in der Nähe von Paris? Es ist ja DER Inbegriff einer prächtig angelegten europäischen Palastanlage! Nun, ich geb´s zu, ich war noch nicht dort Aber ich kenne ein paar Schlösser und Paläste in Deutschland, die dieses Kunstwerk als Vorbild hatten: nämlich Schloss Herrenchiemsee (vom bayerischen Märchenkönig Ludwig II.) und die Residenz in Würzburg.

 

Und nun auch noch Schloss Nordkirchen.  Das westfälische Versailles – so wird es auch genannt, denn der für die Zeit des Barock typische symmetrische Aufbau der ganzen Anlage steht dem französischen Prunkschloss in nichts nach.

Im Gegenteil:  Schloss Nordkirchen ist meiner Meinung nach sogar noch toller, denn im Gegensatz zu Versailles ist es ein Wasserschloss!

Seit ich eine Luftaufnahme des Schlosses gesehen habe, bin ich neugierig . Dann also nichts wie hin:

25 Kilometer südlich von Münster ist es nicht schwer zu finden, denn genügend Wegweiser zeigen uns, dass es eine besondere Sehenswürdigkeit der Gegend hier ist.

 

Ein kurzer Spaziergang führt uns durch den Schlosspark mit vielen herrlichen alten Bäumen bis ans Wasser.

Und hier haben wir zum ersten Mal einen wunderschönen Blick auf das Schloss!

Imposant!

Und wir erkennen, dass es sogar von zwei Wassergräben umgeben ist: ein doppeltes Wasserschloss sozusagen!

Wir arbeiten uns nun von außen nach innen vor:

vom Park (den wir in seiner ganzen Größe gar heute gar nicht erkunden können) über den ersten Wassergraben in den wunderschönen Barockgarten „Venusinsel“

und von dort

mit tollen Blicken auf die Außenfassade mit ihren markanten Ecktürmen

auf  den Vorplatz

und den Ehrenhof

Tolle Ausblicke und viele schöne Fotomotive!

Das Schloss mit seinem Park wurde 1724 auf Veranlassung des Fürstbischofs von Münster, Friedrich Christian von Plattenberg, auf Grundlage einer seit dem Mittelalter hier vorhandenen Wasserburg gebaut und ist, auch weil es eine seltene komplett erhaltene Barockanlage ist, von der UNESCO als „Gesamtkunstwerk von internationalem Rang“ für schutzwürdig erklärt worden.

Sehr beliebt (und da können wir uns an diesem Samstag im April persönlich davon überzeugen) ist das Schloss mit seiner Schlosskapelle bei Brautpaaren für Trauungen und natürlich tollen Hochzeitsfotos in dieser außergewöhnlichen Kulisse!

Heute ist Schloss Nordkirchen übrigens Eigentum des Landes Nordrhein-Westfalen und Sitz der Fachhochschule für Finanzen.

Coronabedingt finden derzeit (Frühjahr 2021) keine Führungen statt und auch die Gastronomie ist geschlossen. Also gemütlich einen Cappuccino trinken mit Blick auf das schöne Schloss ist heute leider nicht möglich.

Der große Park mit allen Außenanlagen ist aber das ganze Jahr über offen zugänglich und, wie wir an diesem schönen Frühlingssamstag sehen können, ein wirklich beliebtes Ziel zum Spazierengehen, Joggen oder einfach nur gemütlich am Wasser sitzen.

Dieses Barockjuwel ist meiner Meinung nach auf jeden Fall einen Besuch wert!

Info: http://www.schloss.nordkirchen.net/

Extratipp Lüdinghausen: Wenn ihr noch mehr Wasserschlösser sehen möchtet, dann macht doch einen Abstecher in den nur 8 Kilometer entfernten kleinen Ort Lüdinghausen. Hier findet ihr gleich zwei wunderschön von Wassergräben umgebene Burgen:

Burg Lüdinghausen

und Burg Vischering

Auch ein kleiner Bummel durch Lüdinghausen lohnt sich durchaus:

2. Wildpferde im Merfelder Bruch

Für mich das schönste Naturerlebnis seit langem ist der Besuch der Wildpferdebahn im Merfelder Bruch! Seit ich vor einiger Zeit einen Bericht im Fernsehen über dieses tolle Naturschutzprojekt gesehen hatte, wollte ich unbedingt dorthin und es mit eigenen Augen sehen. Und was soll ich sagen? Es hat sich sowas von gelohnt!

 

Der Merfelder Bruch liegt nur wenige Kilometer westlich von Dülmen und ist ein knapp 400 Hektar großes Reservat mit einer Herde von etwa 400 Wildpferden. Das ganze Jahr über und bei jeglichen Witterungsverhältnissen leben sie hier und sind in ihrer Lebensweise ganz natürlich sich selbst und ihren Instinkten überlassen. Lediglich in den Wintermonaten werden sie, wenn nötig, mit Heu versorgt.

Dass es dieses kleine Paradies gibt, ist der Familie Herzog von Croy zu verdanken, die dieses heute letzte verbliebene Wildpferdereservat Europas im 19. Jahrhundert geschaffen hat (Wildpferde waren hier schon seit dem 14. Jahrhundert bekannt, wurden aber von den Menschen in ihrem Lebensraum immer mehr zurückgedrängt)

Eine kleine Straße führt von der Hauptstraße idyllisch durch einen wunderschönen Wald in das Reservat. Am Kassenhäuschen müssen wir kurz anhalten und 4,00 € Eintritt pro Person zahlen. Dann können wir noch ein Stück weiterfahren und auf dem großen Parkplatz unseren Beni abstellen.

Und sehen die Pferde schon von weitem. Unsere Befürchtung, dass sie sich irgendwo in den Wäldern verteilen und wir sie nicht zu Gesicht bekommen, löst sich in ersten Moment bereits in Wohlgefallen auf.

Yoda lassen wir nun ausnahmsweise mal im Auto. Zwar sind Hunde an der Leine hier erlaubt, aber ich kenne unseren Vierbeiner leider zu gut. Er mag Pferde nicht besonders und bellt sie gerne an. Und das möchte ich auf jeden Fall hier vermeiden und so bleibt er diesmal für ein Nickerchen in seinem Bett (nachdem wir vorher einen ausgiebigen Spaziergang mit ihm gemacht haben). Das ist für alle Beteiligten entspannter!

Wir hingegen laufen wenige hundert Meter über eine große Wiese bis zu einem Graben. Nur dieser und ein halbhoher Zaun trennen uns von den Pferden!

Ganz nah sind wir bei ihnen!

Entzückend sind sie anzusehen: hunderte von wunderschönen, kräftigen Tieren, von hellbeige bis dunkelgrau schattiert, friedlich grasend nebeneinander auf der saftig grünen Wiese.

 

Ein Bild wie aus einem Märchen!

 

Sie scheinen sich sehr wohl zu fühlen

 

 

jede Menge übermütige kleine Fohlen toben über die Wiese

 

 

und brauchen dann wieder eine Pause bei Mama

dieses hier ist erst vor kurzem zur Welt gekommen und noch wackelig auf den Hufen

Auch hier kann die Geburt noch nicht lange zurückliegen

 

 

Den Zusammenhalt der Herde zu beobachten ist herrlich!

Die Stuten bringen übrigens ihre Fohlen ohne menschliche Hilfe zur Welt. Kein Tierarzt greift hier bei Krankheit oder Geburt mit Medikamenten oder Impfungen ein, denn die Pferde sollen ja in dieser Hinsicht „wild“ bleiben. Diese deshalb erhaltene natürliche Selektion hat die Dülmener Wildpferde eine gesunde und widerstandsfähige Population bleiben lassen.

Faszinierend, wie ruhig es trotz dieser Menge an Tieren ist (die wenigen menschlichen Besucher sind lauter!). Aber für diesen Charakterzug sind sie ja bekannt: friedlich, gutmütig, gelassen und genügsam!

 

Sie strahlen eine solche Ruhe und Frieden aus, dass sich das auch auf uns, die wir sie begeistert beobachten, überträgt!

 

Welch eine Idylle!

Ich kann mich gar nicht sattsehen an diesen bezaubernden Tieren!

Dann aber, irgendwann nach gefühlten tausend geschossenen Fotos, müssen wir uns doch mal von diesem herrlichen Anblick losreißen.

 

Auf dem Rückweg zum Parkplatz machen wir noch einen kleinen Abstecher zur Arena an einem Ende der großen Wiese. Dort findet nämlich einmal im Jahr (am letzten Samstag im Mai) ein besonderes Spektakel statt – der

 

Wildpferdefang

die ganze Herde wird dann in die Arena getrieben und dort werden die einjährigen Hengste aus der Menge der Tiere per Hand gefangen und anschließend versteigert.

Diese Aussonderung der „Jährlinge“, der geschlechtsreif werdenden Jünglinge, ist notwendig, damit es in dem begrenzten Reservat nicht zu Territorialkämpen zwischen den Hengsten kommt.

 

Der Wildpferdefang ist ein beliebtes Schauspiel, das man von den Tribünen um die Arena herum, verfolgen kann. Es erinnert mich ein wenig an ein Rodeo in den USA.

Wichtig ist es der Verwaltung des Reservats, zu erwähnen, dass der Fang von Spezialisten in Zusammenarbeit mit dem Tierschutz durchgeführt wird. Die jungen Hengste, obwohl ursprünglich wild und frei, gewöhnen sich übrigens nach dem Fang sehr schnell an ihr neues Leben bei Menschen und sind wegen ihres ausgeglichenen und gutmütigen Charakters als Reitpferde, besonders für Kinder, sehr beliebt.

Zurück am Parkplatz, werden wir von Yoda begrüßt, holen unser Mittagessen aus dem Camper und genießen in dem wunderschön gleich neben dem Parkplatz angelegten Picknickareal eine Brotzeit mit Blick auf die Pferde.

 

Traumhaft!

Einen Besuch bei den Dülmener Wildpferden kann ich jedem Natur- und Tierliebhaber nur ans Herz legen!

Info: https://wildpferde.de/wildpferde/

3. Zwillbrocker Venn

Direkt an der Grenze zu den Niederlanden liegt der winzige Ort Zwillbrock. Er besteht eigentlich nur aus der mächtigen Barockkirche St. Franziskus, zwei Gasthöfen und der Biologischen Station Zwillbrock.

 

Aber hier verbirgt sich ein einmaliges und sehenswertes Ausflugsziel. Damit meine ich aber nicht den Ort selbst, sondern das wenige hundert Meter entfernte

Naturschutzgebiet Zwillbrocker Venn!

 

Wir parken auf dem Parkplatz Zwillbrock gleich neben der Kirche. Von hier aus sind es nur wenige hundert Meter auf einem schönen Spazierweg bis zum See.

Schon von weitem hören wir das Geschrei unzähliger Vögel. Hier ist was los!

 

Und es sind tatsächlich mehr als Zehntausend (zumindest jetzt im Frühjahr), wie ich nachlesen kann. Und vor allem Lachmöwen! Etwa 5000 Paare brüten im Frühjahr hier.

Der Zwillbrocker Venn ist die größte Lachmöwenkolonie in Westfalen!

Welch ein Spektakel, besonders wenn sie plötzlich alle zusammen losfliegen!

Doch es gibt nicht nur die Möwen hier, sondern eine ganz besondere gefiederte Attraktion!

Als wir nämlich am See stehen, sind wir uns nicht mehr so ganz sicher, ob wir wirklich in Nordrhein-Westfalen oder nicht vielleicht doch in Südfrankreich oder Afrika sind.

Denn was leuchtet im Abendlicht da auf dem See? Das orange-rote Gefieder von Flamingos!

Da stehen sie in kleinen Gruppen im seichten Wasser und sind einfach wunderschön anzuschauen!

Seit den 1980er Jahren kommen sie zur Brutzeit ins Zwillbrocker Venn (die Wintermonate verbringen sie in den Niederlanden). Es ist die nördlichste Flamingo-Brutkolonie Europas mit etwa 50-60 Tieren!

Am Zwillbrocker Venn vorbei führt auch die „Flamingo-Route“, ein 450 Kilometer langer Rad- und Wanderrundweg durch das westliche Münsterland und die Niederlande auf den Spuren dieser wunderschönen rosa Vögel.

Durch das Naturschutzgebiet ist ein schöner Spazierweg mit vielen interessanten Informationstafeln (zweisprachig, denn wir sind ja eigentlich schon mit einem Fuß in den Niederlanden) angelegt.

Der Rundweg einmal um den See herum ist 5,8 Kilometer lang und barrierefrei.  Es gibt unterwegs drei besondere Aussichtspunkte:

Eine Aussichtskanzel am westlichen Ufer, den Aussichtsturm an der nordöstlichen Ecke und etwa in der Mitte des Nordufers die Remise am Zwillbrocker Venn mit einem Beobachtungshäuschen.

 

Von hier aus hat man, wie ich finde, den schönsten Blick auf die Flamingos!

Die Remise selbst mit Informationen, Ausstellungen und einem kleinen Imbiss ist derzeit coronabedingt leider geschlossen.

Im sonnigen Abendlicht ist das ein wunderbares Erlebnis!

Aber auch im Morgennebel ist der Rundgang hier absolut lohnenswert!

 

Info: Biologische Station Zwillbrock

 Tourismus: Biologische Station Zwillbrock (bszwillbrock.de)

 

Übernachten:

Der Parkplatz Zwillbrock hat einen eigenen Wohnmobilbereich, der aber jetzt im Frühjahr coronabedingt abgesperrt ist.

Allerdings wird das einmalige Übernachten auf dem Parkplatz geduldet.

Es gibt keine Ver- oder Entsorgung, aber der Platz ist sauber (Müllcontainer sind vorhanden) und trotz der nahen Straße recht ruhig!

Einen Blick auf den See haben wir von hier aus nicht, aber die Rufe der unzähligen Möwen können wir bis hierhin hören und fühlen uns herrlich mitten in der Natur!

Sehr zu empfehlen!

Vielleicht habt ihr ja jetzt Lust auf einen Trip ins Münsterland bekommen? Dann macht euch auf den Weg, es lohnt sich!

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