Verträumte Provence – durch die Dörfer des Luberon

Abseits der Großstädte Süd-Frankreichs zieht sich der einsame Gebirgszug des Luberon auf etwa 90 Kilometern Ost-West-Breite und etwa 20 Kilomtern Nord-Süd-Länge durch die wunderschöne Provence.

 An seinen Hängen und in seinen Tälern liegen verträumt herrlich malerische Dörfer.

Einige davon sind aber durchaus berühmt. Wie zum Beispiel das Künstlerdorf Ménerbes, das durch die Bücher des britischen Schriftstellers Peter Mayle bekannt wurde.

Oder Lourmarin mit seinem bekannten Schloss.

Oder Bonnieux mit seiner malerischen Kirche.

 

Aber der Nachtteil dieser bekannteren Orte ist immer, dass viele Besucher hierher kommen und ziemlicher Trubel herrscht.  Uns zieht es da ja eher in die ruhigeren Ecken. Deshalb nehme ich euch heute mal mit in zwei Orte, die nicht ganz so prominent, aber nicht weniger malerisch sind.

Die Dörfer des Luberon liegen übrigens alle sehr nah beieinander und sind daher recht schnell nacheinander zu erreichen.

Unser erstes Ziel am Vormittag ist

Lacoste

ein winziges Nest mit knapp 500 Einwohnern.

Falls die Frage aufkommt (und das kommt sie mit Sicherheit): Nein, der Name hat nichts mit dem Modelabel zu tun und wir begegnen hier auch keinem Krokodil – aber durchaus einigen anderen interessanten Gestalten.

Weil wir noch früh dran sind, finden wir ohne Probleme einen Parkplatz für Beni ganz nah an der malerischen, kleinen Kirche Saint-Trophime. Außer uns ist noch niemand hier unterwegs (es ist etwa halb zehn).

Wahrzeichen des Ortes ist das hoch oben am Hügel thronende Schloss (mit Ursprüngen aus dem 11. Jahrhundert), das einst dem Marquis de Sade gehörte.

Dieser Herr, der sich selbst für einen genialen Schriftsteller hielt, schrieb hier wohl einen Großteil seiner zweifelhaften gewaltpornografischen Werke und feierte angeblich ausschweifende Orgien. Trotz seines nicht sehr edlen Rufes wird hier in Lacoste noch immer an ihn erinnert. 

Das Schloss wurde übrigens 2001 vom Modeschöpfer Pierre Cardin erworben und restauriert. Er erwarb auch einige Häuser in Ort und wollte Lacoste zum „St- Tropez der Kultur“ machen. Die meisten Einwohner von Lacoste waren wohl nicht wirklich begeistert davon, weil es die immobilienpreise im Ort nach oben trieb. Cardin starb Ende 2020. Welche Auswirkungen sein Tod auf das Schloss und den Ort hat, darüber konnte ich keine Infos in Erfahrung bringen.

Lacoste aber hat sich in den letzten Jahren trotz der Widerstände zu einem Ort der Kultur verwandelt. Davon können wir uns auf unserem Spaziergang durch die Gassen überzeugen.

Zwischen den wunderschönen hellen Kalksteinhäusern (kein anderes Dorf im Luberon soll eine so einheitliche Architektur haben)

begegnen wir immer wieder außergewöhnlichen Kunstwerken!

Spannend und unterhaltsam! Das gefällt mir sehr!

Am Ende der malerischen Rue Basse kommen wir zuerst zum Rathaus

und dann zum eigentlichen Ziel unseres Besuchs: des „Cafe de France“!

Denn auf einen Cappuccino auf der Terrasse mit Aussicht freue ich mich schon die ganze Zeit! Vom Cappuccino und dem Ausblick werden wir nicht enttäuscht, aber die Croissants sind leider aus!

Auf dem Weg zurück zu Beni durch die Gassen gibt’s es immer wieder Entdeckungen!

Das Schloss können wir jetzt im Oktober nicht besuchen , denn es ist nur von Juni bis September zu besichtigen. Aber auch der ganzjährig zugängliche Vorplatz, von dem aus es wohl einen tollen Blick über den Luberon geben soll, ist für uns heute nicht erreichbar. Denn ich unternehme diesen Provence-Trip mit einem Meniskusriss und kann deshalb leider nicht so weit und schon gar nicht steil bergauf bzw. bergab laufen, wie ich es gerne würde.

Deshalb muss uns heute der Blick auf das Schloss von unten und aus der Ferne genügen.

Falls ihr einen Besuch dort plant, findet ihr hier die Info: Château de Lacoste – Lacoste – Kulturerbe – Provence Tourismus (provence-tourismus.de)

Aber auch vom Vorplatz der Kirche haben wir einen herrlichen Blick in die Umgebung bis hin zum Mont Ventoux.

Damit verabschieden wir uns von Lacoste, einem wunderhübschen Dörfchen ohne jeglichen Touristentrubel (zumindest vormittags an einem Wochentag im Oktober).

Dass das auch anders sein kann, merken wir, als wir bei der Weiterfahrt nach nur wenigen Kilometern durch Bonnieux kommen. Hier ist viel mehr los und auch ein Parkplatz ist nicht so leicht zu finden wie in Lacoste. Da wir hier aber sowieso keinen Stopp geplant haben, streifen wir den Ort nur am Rand. Doch Vorsicht, wenn ihr mit dem Camper hierher kommt: folgt auf jeden Fall den Routenschildern für LKWs! Denn die eigentliche Ortsdurchfahrt (eine Einbahnstraße!) können nur Fahrzeuge bis 2 Meter Höhe passieren!

Von Bonnieux aus fahren wir Richtung Süden.

Die D943 führt uns etwa sieben Kilometer lang durch die traumhafte, kurvige Schlucht

Combe de Lourmarin

Sie teilt den Gebirgszug in den kleinen (westlich der Schlucht) und den großen Luberon (östlich der Schlucht) und wurde vom kleinen Fluss Aigue Brun im Laufe von Jahrmillionen tief in die Felsen gegraben.  Eine tolle Strecke! Da wünscht sich Martin gerade mal sein Motorrad her!

Am Ende der Schlucht landen wir im Ort Lourmarin, der ihr auch den Namen gegeben hat. Obwohl es hier auch sehr schön sein soll, begnügen wir uns im Vorbeifahren mit einem Blick auf das berühmte Schloss.

Denn unser Ziel liegt 8 Kilometer weiter östlich:

Cucuron

Das Dorf liegt am Südrand des Luberon und ist kaum in einem Reiseführer erwähnt, obwohl es hier den für mich absolut schönsten Platz der ganzen Gegend gibt!

Denn am Fuße des Bergdörfchens liegt das „Bassin de l`étang“

Das ist ein Wasserbecken aus dem 14. Jahrhundert, das früher einmal eine Mühle versorgt haben soll.

Umgeben von riesigen Platanen, gesäumt von wunderhübschen bunten Provencehäusern ist es einer der malerischsten Orte, die ich seit langem gesehen habe!

Und im Hochsommer wahrscheinlich ein herrlich kühles Plätzchen!

Das Dorf selbst hat seinen mittelalterlichen Charakter erhalten

und wir könnten es auf einem ausgeschilderten Rundweg erkunden.

Weil ich ja aber derzeit nicht so gut zu Fuß bin, schaffen wir es nur den ersten Hügel hinauf bis zur Burgruine.

Von hier aus haben wir aber einen wunderschönen Blick über den Ort und die weite Ebene südlich des Luberon. Toll!

Wieder unten am Bassin lassen wir uns faul (mit einer Stärkung aus der nahen Boulangerie) auf der Mauer des Beckens nieder und ruhen uns aus.

Jetzt lernen wir auch die vielen Bewohner des Teichs ein wenig kennen.

Wir genießen die Ruhe und die Idylle! Ein herrlicher Ort!

Alte Aufnahmen, die rund um das Becken angebracht sind, zeigen, wie das „Bassin de l´étang“ schon seit Jahrhunderten Mittelpunkt des Dorflebens ist.

Trotz der Enge des alten Ortes haben wir übrigens mit Beni ganz leicht einen Parkplatz gleich neben dem „Bassin“ gefunden. Laut „park4night“ könnten wir hier sogar übernachten (öffentliche Toiletten gibt es auch). Wir sind fast ein wenig traurig, dass wir heute noch mehr auf dem Programm stehen haben und weiterfahren.

Für uns geht´s nun wieder Richtung Norden, zurück durch die „Combe de Lourmarin“, diesmal in die andere Richtung und deshalb mit anderen Ausblicken.

Kurz bevor wir den Luberon an seinem nördlichen Ende verlassen, streifen wir noch eines der schönstgelegenen Dörfchen des ganzen Gebirgszugs:

Saignon

Hoch oben auf dem Felsplateau, das ins Tal hinunter nach Apt steil abfällt, thront das wunderschönen Örtchen mit den markanten Burgruinen und den hellen Häusern zwischen den grünen Hügeln.

Auf einen Spaziergang durch den Ort verzichten wir heute schweren Herzens, denn mein lädiertes Knie zwingt mich zu einer Besichtigungspause! Beim nächsten Besuch des Luberon steht Saignon aber auf jeden Fall auf dem Programm!

Bei der Abfahrt ins Tal können wir sehr schön sehen, wie malerisch Saignon hoch oben auf den Felsvorsprung liegt!

Mit diesem letzten herrlichen Blick verlassen wir den Luberon für dieses Mal. Aber wir kommen sicherlich wieder, denn es gibt noch einiges hier zu entdecken!

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