Einmal rundherum und dann hoch hinauf- 5 Orte, die man um TUCSON (ARIZONA) mal besuchen sollte

Die 500.000-Einwohner-Stadt Tucson im Süden Arizonas hat viele Facetten: sie rühmt sich,  die  gastronomische Hauptstadt der USA zu sein. Außerdem findet man hier, in „Old Pueblo“, Spuren der indianischen, der mexikanischen und der WildWest-Kultur – mitten im Sonaran Desert, dieser Wüste, die sich im südwestlichsten Teil der USA und Nordmexiko erstreckt.

Aber nicht nur die Stadt ist einen Besuch wert, auch in der Umgebung gibt es jede Menge Interessantes zu entdecken.  Auf einer Tour (gegen den Uhrzeigersinn) einmal um Tucson herum möchte ich Euch 5 Orte vorstellen, die mich sehr beeindruckt haben:

1. Biosphere 2

Was, wenn unsere Erde nach einer Katastrophe nicht mehr bewohnbar wäre? Wären die Menschen in der Lage, den Weltraum zu besiedeln und sich unabhängig von der Außenwelt autark zu versorgen? – diese Überlegungen bewogen 1984 den texanischen Öl-Milliardär Edward Bass, auf einem Gelände in Oracle, nordöstlich von Tucson, das Projekt “Biosphere 2” zu starten und mit etwa 200 Millionen Dollar zu finanzieren. Ein abenteuerliches Unternehmen!

Auf etwa 1,6 Hektar Fläche wurde unter höchstem technischen Aufwand ein geschlossenes Ökosystem erstellt:  Tropischer Regenwald,ein Ozean mit Korallenriffen, Savanne, Mangrovensumpf und  Wüste – alle auf der Erde vorkommenden Ökosysteme (abgesehen von den Polargebieten) wurden in unterschiedlichen, miteinander verbundenen Glashäusern  mit insgesamt 6500 Glasfenstern eingerichtet, ca. 3800 verschiedene Tier- und Pflanzenarten wurden angesiedelt.

Und am 26. September 1991 zogen dann acht Bionauten im Alter zwischen 27 und 67 Jahren, vier Frauen und vier Männer,  ein, um sich zwei Jahre lang, absolut von der Außenwelt abgeschlossen, selbst zu versorgen. Alle Lebensmittel sollten selbst angebaut werden und ausgiebige Forschungen betrieben werden.

Nun, wirklich erfolgreich war das Unternehmen  nicht. Nach zwei Jahren und zwanzig Minuten verließen acht abgemagerte Bionauten Biosphere 2, um endlich wieder Biosphere 1, unsere Erde, betreten zu können. Doch gänzlich autark hatten  sie in dieser Zeit nicht gelebt, denn es musste von außen ständig Sauerstoff zugeführt werden, damit ihnen nicht die Puste ausging. Auch musste  mehrmals bei medizinischen Notfälle von außen eingegriffen werden. Außerdem sorgten Parasiten und das schlechte Wetter außerhalb der Gewächshäuser dafür, dass die Ernten nicht so erfolgreich wie geplant ausfielen (die Kaffeebäume lieferten etwa alle zwei Monate einen Ertrag für etwa eine halbe Tasse Kaffee! Dazu mussten die Kaffeebohnen aber erst noch verarbeitet werden!) Nur die Ameisen fühlten sich wohl und vermehrten sich ergiebig!

1994 versuchte man es noch einmal mit einer zweiten Gruppe Bionauten, die jedoch bereits nach sechs Monaten aufgaben.

Somit war das Projekt eigentlich ein Reinfall, doch aus den vielen scheinbar negativen Erfahrungen ergaben sich doch wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse.

Seit 2011 nutzt nun die University of California das Gelände für Experimente zur Erforschung der ökologischen Verhältnisse und besonders der globalen Erwärmung. Das Projekt wird LEO (Landscape Evolution Observatory) genannt und bietet heute weltweit einzigartige Möglichkeiten zur Forschung.

Dies alles kann man auf Rundgängen durch die Anlage erfahren und auch sehen.

Täglich werden ab 10.00 Uhr stündlich Führungen angeboten, die etwa 2 Stunden dauern und absolut interessant, informativ und unterhaltsam sind.

Man kann sowohl die Räumlichkeiten der Bionauten (nur leider nicht die Bibliothek im Turm), als auch die Forschungseinrichtungen der University of Arizona besichtigen.

Den Eintrittspreis (mit Führung ) von 21 USD sollte man nicht scheuen, denn das Projekt ist so außergewöhnlich, dass ich den Besuch jedem nur empfehlen kann.

http://biosphere2.org/

2. Catalina State Park

Von Biosphere 2 in Orancle aus fährt man auf der N Oracle Road (Highway 77)  südwärts Richtung Tucson. Nach etwa 18 Meilen beginnen auf der rechten Seite des Highways  die bebauten Außenbezirke Tucsons mit Shoppingcenter und Restaurants. Links aber ist  der Eingang in die weite Natur des  Catalina State Parks wie in eine andere Welt: so nah an der Stadt und doch Natur pur.

Zu Füßen der Santa Catalina Mountains mit seiner höchsten Erhebung, dem Mount Lemmon (2790 m) wurde dieser State Park 1983 eröffnet – etwa 25 Quadratkilometer herrlichste Natur im Sonoran Desert,  vor allem mit imponierenden Saguaro-Kakteen und einer ganz besonders vielfältigen Vogelwelt.

Der Park bietet sich natürlich zum Entspannen, aber in erster Linie zum Wandern an.  Es gibt verschiedene Trails unterschiedlicher Länge , da ist für jeden was dabei…

Direkt an den Park schließt sich der Coronado National Forest an, in den man seine Wanderungen ausdehnen kann.

https://azstateparks.com/catalina/things-to-do/trails

Wir liefen den Nature Trail, einen wurderschönen, nicht allzu anstrengenden Rundweg von einer Meile durch die Natur mit tollen Ausblicken auf die Berge.

Die Trails, auf denen der Sutherland Wash überquert werden musste, waren leider für uns wegen der starken Regenfälle zuvor nicht zu laufen (oder nur mit nassen Füßen, dazu hatten wir aber keine Lust)

Einmal im Monat gibt es hier „Music in the Mountains“: Mit Camping-Stühlen, Getränken und Snacks ausgerüstet, machen es sich die Besucher hier gemütlich, um in der wundervollen Kulisse des Parks kostenlosen Konzerten zu lauschen (Spenden werden natürlich gern angenommen)

Als wir den Park besuchten, spielten die „Cochise County All Stars“ – ein bisschen Country, ein bisschen Latinrock, ein bisschen Jazz und vor allem ein herrliches Erlebnis in diesem einzigartigen Ambiente!

https://www.facebook.com/Cochise-County-All-Stars-1519454514986375/

Der Campground des Parks bietet wunderschöne großzügige Plätze mit Wasser- und Stromanschluss und herrlichem Blick auf die Santa Catalina Mountains. Es gibt saubere Sanitärgebäude mit Duschen. Offene Feuer sind aber auf dem ganzen Platz verboten!

Der Park ist sehr beliebt (besonders als Naherholungsgebiet der Region Tucson), eine Übernachtung auf dem Campground sollte man deshalb besser vorher reservieren.

Kosten : 30 USD + 5 USD Reservierungsgebühr

https://azstateparks.com/catalina/camping-and-rvs/rv-and-tent-camping

Der Park ist das gesamte Jahr täglich von 5.00 Uhr morgens bis 22.00 Uhr abends geöffnet, der Visitor Center von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr

Tageseintritt 7 USD pro Fahrzeug mit bis zu 4 Personen, Einzelpersonen bzw. Fahrradfahrer 3 USD.

https://azstateparks.com/catalina

3. Saguaro National Park

Unter einem Busch sitzt ein klitzekleiner Kaktus, nur 10 cm groß.

Etwa drei Jahre alt ist er – aber wenn nichts unvorhergesehenes passiert, wird  er im Laufe seines Lebens zu einer der majestätischsten Pflanzen seiner Heimat und das Symbol des ganzen Südwestens der USA: der mächtige Saguaro-Kaktus.

Nur hier in der Sonora-Wüste ist diese Kakteenart zu finden. “Sa-wa-ro” wird sein Name ausgesprochen und wir kennen ihn auch unter dem Namen  “Kandelaber-Kaktus”.

Und weil er so außergewöhnlich ist (und der größte in den ganzen USA), wurden ihm bei Tucson sogar zwei Nationalparks (naja, eigentlich einer mit zwei Hälften) gewidmet : Der Saguaro National Park West und der Saguaro National Park East.

Wir entschieden uns für den Besuch des westlichen Teils:

Knapp 30 Meilen vom Catalina State Park entfernt, erreicht man den National Park von Norden her. Anders als bei größeren Parks gibt es hier kein Eingangstor mit Eintrittskontrolle. Man fährt in den Park hinein zum wunderschön in die Landschaft integrierten Red Hills Visitor Center, um dort den Eintritt von 20 USD pro Fahrzeug (wenn man keinen “Interagency Annual Pass” besitzt) zu zahlen und die Ausstellung über die Natur des Parks und den Shop zu besuchen.

https://www.nps.gov/sagu/index.htm

Die einzige asphaltierte Straße des Parks ist die Kinney Road, die am Visitor Center vorbei nach Süden in den angrenzenden Tucson Mountain Park mit dem Arizona-Sonora- Desert- Museum und den Old Tucson Studios (früher Westernfilm-Kulisse, heute Freizeitpark) führt.

Highlight des Saguaro National Parks West ist der Bajada Loop Drive. Diese unbefestigte, aber schön zu fahrende Straße führt in einer Runde von etwa 6 Meilen auf der Hohokam Road und der Golden Gate Road beinahe durch einen Wald von beeindruckenden Saguaro-Kakteen.

Mehrere Trailheads an der Straße bieten sich zum Parken und Erkunden des Parks zu Fuß an. Allerdings sind die Parkmöglichkeiten begrenzt.

Wir legten auf unserer Fahrt auf dem Bajada Loop einen Stopp ein, um den Valley View Overlook Trail zu wandern. Etwa 0,4 Meilen bis zum Aussichtspunkt und die gleiche Entfernung wieder zurück zum Parkplatz, führt der Weg mit Informationstafeln über Fauna und Flora auf und ab, aber nicht zu  anstrengend, durch die Wüste.

Unterwegs finden sich viele Gelegenheiten, den Hauptdarsteller des Parks zu begutachten – den Saguaro-Kaktus.

Widmen wir uns nun diesem starken Kerl etwas genauer: über 200 Jahre alt kann er werden und bis zu 16 Meter hoch. Mit etwa 30 Jahren bekommt er seine ersten Blüten und erst nach 75 Jahren beginnen seine charakteristischen Arme zu wachsen!

Jeder Kaktus ist ein anders,  manche so außergewöhnlich, wie nur die Natur sie entwerfen kann.

Klein fühlt man sich zwischen diesen ganzen Riesen!

Camping mit Fahrzeugen ist im Saguaro National Park (sowohl East, als auch West) nicht möglich.

Es gibt 6 Campingplätze in der Saguaro Wilderness Area, die man aber nur zu Fuß auf Trails (der kürzeste 4,1 Meilen) erreichen kann.

https://www.nps.gov/sagu/planyourvisit/camping.htm

4. Mission San Xavier del Bac

Leuchtend hell gegen den klaren blauen Himmel hebt sie sich ab –  die weiße Taube der Wüste: Mission San Xavier del Bac.

Schon aus vielen Meilen Entfernung kann man dieses majestätische Gebäude in der kargen Ebene der Sonora-Wüste Südarizonas sehen. Es ist ein bewegendes Gefühl sich ihr zu nähern, so faszinierend, ja fast der wirklichen Welt entrückt,  wirkt diese Mission.

1692 hat sie der italienische Missionar Eusebio Kino, ein Jesuitenpater, gegründet, um den hier einheimischen Tohono O´odham- Stamm (früher “Papago” genannt) zu bekehren.

Diese “Native People” haben heute noch eine enge Beziehung zur Mission – auf dem Vorplatz kann man an einigen Essenständen typische Gerichte probieren und auf dem Gelände findet immer wieder ein “Pow-Wow”, das große Treffen der Stämme zum Tanzen, Singen, Bewahrung ihrer Kunst und Kultur statt.

Die wunderschöne Kirche wurde im späten 18. Jahrhundert von Franziskanerpatern erbaut,  nachdem das ursprüngliche Gotteshaus 1770 von Apachen zerstört wurde.

Sie ist ein herausragendes Zeugnis des spanischen Kolonialstils in den südlichen USA, gemischt mit Elementen des mexikanischen Barock.

Nicht nur die Kirche ist es wert, sowohl außen als auch innen genau betrachtet zu werden, sondern die gesamte Anlage mit Innenhöfen, Kreuzwegen , Kapellen und einer Lourdes-Grotte auf dem Hügel daneben lohnen einen längeren Aufenthalt.

 

Der Eintritt ist frei.

http://www.sanxaviermission.org/

5. Mount Lemmon

Auf einer Strecke von etwa 30 Meilen von Mexiko bis Kanada zu fahren – wo gibt´s das denn? In Arizona!  Der Mount Lemmon Highway (oder auch Sky Island Park Highway genannt) führt von nordöstlichen Rand Tucsons bis auf den 2760 m hohen Mount Lemmon.

Man startet am Ende des E Catalina Highways. Sobald man die bebauten Außenbezirke Tucsons hinter sich gelassen hat, beginnt die kurvige Straße bergauf durch den Coronado National Forest.

Weiter und weiter windet sie sich nach oben.

Während man in Tucson in der Sonora-Wüste startet, umgeben von mächtigten Saguaro-Kakteen, verändert sich die Vegetation Meile für Meile …

Fünf Vegetationszonen durchfährt man auf dem Weg zum Gipfel, bis man dann in dem kleinen Ort Summerhaven das südlichste  Skigebiet der USA erreicht – und wähnt sich wirklich in Kanada: Blockhäuser im Schnee inmitten mächtiger Nadelbäume!

Da reizt doch eine kleine Schneeballschlacht …

Wenn man möchte, kann man die letzte Meile auf den Gipfel zu Fuß gehen, die Straße selbst  endet am SkiResort.

Der Mount Lemmon ist eine von mehreren “Sky Islands” in Arizona: durch den extremen Höhenunterschied gibt es auf dem Gipfel eine völlig andere Vegatation als in der Ebene und durch die isolierte Lage kommen  in der Höhe Pflanzen oder Tiere vor, die einzigartig sind und nur hier, auf einer dieser “Inseln im Himmel” zu finden sind.

Und unterwegs? Locken einige Vista Points zum Stopp ein.

Der wunderschönste, den man auf keinen Fall auslassen sollte, ist (auf halber Strecke etwa) der Windy Vista Point mit Blick in die Ebene auf Tucson.

Besonders beliebt ist der felsige  Teil des Berges bei Kletterern.

Und wer es sich nicht nehmen lassen möchte, kann die ganze Strecke auch sportlich zurücklegen: der Mount Lemmon Highway ist eine sehr populäre Fahrradstrecke!

 

So haben wir Tucson einmal umrundet und machen uns nun auf den Weg, Arizona weiter zu erkunden…


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