High Line Park –New Yorks Westside (Erfolgs)Story

Über zwei Kilometer durch die Megacity New York spazieren, ohne auf den Straßenverkehr, Autos oder auch nur Fahrräder achten zu müssen –  kann man das wirklich? Na klar! In luftiger Höhe durch den High Line Park!

In einem der jüngsten Parks der Stadt kann man auf einer stillgelegten Hochbahntrasse einen einzigartigen Spaziergang durch die Geschichte New Yorks, von den alten Schlachthöfen des Meatpacking Districts bis zu den modernen Hudson Yards, machen und traumhafte Ausblicke genießen. Dann begleitet mich doch mal!

Schienen und Cowboys - die Geschichte der Bahntrasse:

Ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte der Transport von Lebensmitteln vom nördlichen Teil Manhattans in den Süden durch Güterzüge. Dass aber die Gleise (im Westen der Stadt parallel zum Hudson River) direkt neben den Straßen verliefen, war in der schnell wachsenden City ein ziemlich großes Sicherheitsproblem. Immer wieder kam es zu schweren Unfällen mit Fußgängern.

 Die 10th Avenue hatte sogar den Beinamen „Death Avenue“. Über 500 Menschen mussten bis 1910 dort ihr Leben lassen. Zunächst wollte man dem Problem mit Hilfe der „West Side Cowboys“ Herr werden. Auf ihren Pferden patrouillierten sie die 10th Avenue auf und ab und schwenkten als Warnung rote Fahnen, wenn sich ein Zug näherte.

Eine optimale Lösung war das aber auch nicht.

So entschloss man sich in 1920er Jahre, die Schienen auf einem höheren Level über den Straßen verlaufen zu lassen. Die „West Side Elevated Line“ wurde etwa neun Meter über dem Straßenniveau gebaut, 1933 fuhr hier der erste Zug.

Zum besseren Be- und Entladen führten die Schienen an manchen Stellen sogar durch die Fabrikgebäude durch!

 

Doch, wie eigentlich überall, verlagerte sich im Laufe der Jahrzehnte der Verkehr immer mehr auf die Straßen, die Züge wurden immer unrentabler und unwichtiger. Der südliche Teil der Bahnstrecke wurde bereits in den 1960 Jahren, die restliche Strecke dann endgültig in den 1980er Jahren eingestellt.

Bewahrung der Vergangenheit für die Zukunft – die Entstehung des Parks:

Lange wurde überlegt und beraten, was mit der ungenutzten Hochbahntrasse passieren sollte. Die Gleise südlich der Gansevoort Street wurden abgerissen, um Platz für Neubauten zu machen. Letztendlich genehmigte der New Yorker Bürgermeister Giuliani 1999 den endgültigen Abbruch der Hochbahn.

Doch in den inzwischen mehr als 15 Jahren, in denen kein Zug mehr gefahren war, hatte sich an diesem von Menschenhand geschaffenen Ort heimlich, still und leise die Natur ihren Platz erobert.

Und so gründeten sich die „Friends of High Line“, Idealisten, Naturschützer und leidenschaftliche New Yorker, um diese neu entstandene grüne Oase inmitten der Wolkenkratzer-Metropole New York City zu bewahren!

Und sie kämpften mit Erfolg!

Und nach vielen Jahren harter Verhandlungen und Planungen wurde 2009 der erste Teilabschnitt (von der Gansevoort Street bis zur 20th Street) des öffentlichen und kostenlosen High Line Parks eröffnet, 2012 dann der Abschnitt zwischen der 20th und der 30th Street und zuletzt 2014 der letzte Teil bis zu den neu entstandenen Hudson Yards in der 34th Street.

https://www.thehighline.org/history/

Auf diesen insgesamt 2,4 Kilometern kann nun jeder, der möchte, ungestört flanieren (täglich von 7.00 Uhr bis 23.00 Uhr) und vieles entdecken!

Aufsteigen und einsteigen in den High Line Park kann man außer an den beiden Endpunkten Gansevoort Street und 34th Street unterwegs an insgesamt sieben Stellen:

  • 14th Street (Fahrstuhl)
  • West 16th Street (Fahrstuhl)
  • West 18th Street
  • West 20th Street 23rd Street (Fahrstuhl)
  • West 26th Street
  • West 28th Street
  • West 30th Street (Fahrstuhl)

Wir starten am südlichen Ende, in der Gansevoort Street Ecke Washington Street.

Hier sind wir mitten im

Meatpacking District

Der Name kommt nicht von ungefähr: einst gab es hier um die 250 Schlachthöfe und Fleischverarbeitungsbetriebe. Laut, schmutzig und ständig üble Gerüche aus den Schlachthöfen in der Luft – wahrlich kein Vorzeigeviertel der Stadt. Doch es kam noch schlimmer: ab den 1960er Jahren wurden immer mehr Betriebe geschlossen (heute soll es noch ca. 30 Schlachthöfe hier geben) und die Gegend wurde ein Tummelplatz für Drogenhändler und Prostituierte.

Doch in den 1990er Jahren vollzog sich nach und nach ein Wandel: immer mehr Luxusboutiquen und hippe Restaurants und Clubs eröffneten, vom schäbig-düsteren Flair des alten Industrieviertels angezogen.

„Gritty glamm“ – düsterer Schick war das Motto. Aus den heruntergekommenen Fabrikgebäuden wurden luxuriöse Lofts – es wurde einfach chic, hier zu leben, zu shoppen und auszugehen (Übrigens, wer sich erinnert: Samantha zog in „Sex and the City“ Anfang der 2000er Jahre hierher, weil es „in“ war). Heute ist Meatpacking District eines angesagtesten Viertel von New York City.

A walk in the park

Hat man über die Treppen in der Gansevoort Street die neun Meter Höhenunterschied erst mal geschafft, wartet oben die Hochbahntrasse mit einer wunderbaren Mischung aus Industrie und Natur.

Ein Teil der alten Gleise ist erhalten geblieben. Zusammen mit den Bäumen, Sträuchern und Blumen, die zwischen ihnen wachsen,  sind sie einfach ein herrlicher Anblick.

Die Anlage von verschiedenen Gärten auf der gesamten Länge des Parks ist ein wesentliches Konzept und eine Herzensangelegenheit der „Friends of High Line“, die bis heute für den Park verantwortlich sind.

https://www.thehighline.org/gardens/

Rechts und links des angelegten Weges gibt es ganz viele Sitzgelegenheiten, die dazu einladen, sich niederzulassen, zu verschnaufen und den Park und die Ausblicke von hier oben zu genießen! Eine herrliche Oase der Ruhe in der ruhelosen Stadt New York!

Leider bleiben manche schönen Ausblicke nicht für immer. Emsige Bauaktivitäten im umtriebigen Chelsea haben dazu geführt, dass wir vor wenigen Jahren vom High Line Observation Deck an der 17th Street noch den herrlichen Blick auf das vom weltberühmten Architekten Frank Gehry geplanten IAC-Headquarter hatten, während heute an dieser Stelle durch die davor errichteten Gebäude leider eher triste Aussichten sind.

Chelsea Market

Einmal zwischendurch sollte man auf seinem Spaziergang durch den High Line Park die Hochbahntrasse aber doch verlassen.  Nimmt man den Abgang an der 16th Street, entweder über die Treppen oder mit dem Aufzug, steht man unten an der Straße vor dem Chelsea Market, dem man unbedingt einen Besuch abstatten sollte.

Dieses wunderschöne alte Industriegebäude hat eine große Geschichte. Gehörte es doch einst Nabisco, der National Biscuit Company, einer der größten Keksfabrikationen weltweit! Und hier, an dieser Stelle in Chelsea wurde der legendäre Oreo-Keks erfunden!

Wo früher tagtäglich Bäcker am Werke waren, findet sich heute ein exzellenter Food-Market.

Ob asiatisch oder italienisch, süßes oder deftiges – hier im Chelsea Market gibt´s für alle Geschmäcker etwas zu entdecken.

Und zwischen den Imbissständen finden sich immer wieder auch kleine schnuckelige Geschäfte, in denen man Küchenutensilien, aber auch Kleidung und vieles mehr entdecken kann.

 

Einen Bummel durch dieses herrlich restaurierte Fabrikgebäude (und eine kleine Stärkung zwischendurch) sollte man auf keinen Fall verpassen.

Wir hatten uns eine sehr leckere asiatische Nudelsuppe gegönnt (ok, vielleicht hätte ich sie doch nicht „spicy“ bestellen sollen) und waren bereit zu neuen Taten. Also wieder die Treppen hoch und weiter im High Line Park Richtung Norden!

https://www.chelseamarket.com/

Kunst im Park:

Der Besuch des Parks lohnt sich nicht nur wegen der wunderschönen Natur – nein, schon seit seiner Eröffnung steht der High Line Park auch als Förderer der zeitgenössischen Kunst im Fokus.

Völlig unterschiedliche Kunstwerke, besonders Skulpturen, Objekte und Wandmalereien, kann man hier in diesem Freilichtmuseum betrachten – manche dauerhaft, manche nur temporär. Kunst im öffentlichen Raum für alle und kostenlos zugänglich zu machen, ist die Intention!

Auch das macht den High Line Park zu etwas ganz Einzigartigem in New York!

Möchte man sich mit den aktuell ausgestellten Kunstwerken näher befassen, kann man sich für den Spaziergang eine App mit ausführlichen Erläuterungen und Hinweisen herunterladen.

https://www.thehighline.org/app/

Hudson Yards:

„The Spur“ nennt sich das letzte Teilstück des High Line Parks und umgibt die erst 2019 eröffneten Hudson Yards.

 

Auf einer Fläche von etwa 15 Fußballfelder wurde hier, zwischen der 10th und der 12th Avenue sowie der 30th und der 34th Street ein Riesenkomplex aus Bürogebäuden, Appartements und Geschäften völlig neu angelegt und wird bereits als neuer Stadtteil bezeichnet.

„The Shops“ im Gebäude 20 Hudson Yards ist der öffentlich zugängliche Teil des Komplexes –  ein Einkaufzentrum mit mehr als 100 Geschäften und Gastronomieangeboten.

Von H& M über das Kaufhaus Neiman Marcus bis Dior, vom Coffee-Shop bis zum Gourmet-Fischrestaurant – das Angebot vielseitig und schier grenzenlos.

Besonders gut gefallen hat mir im Untergeschoss „Little Spain“. Hier wird in einer Art Markthalle alles angeboten, was die spanische Küche zu bieten hat.

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Der „ Pulpo a la Gallega“  war einfach oberlecker. Und die Zubereitung zuvor live zu verfolgen, war auch sehr interessant!

The Vessel:

Highlight der Hudson Yards aber ist natürlich „The Vessel“ – ein begehbares Kunstwerk am Ausgang des Einkaufzentrums zum Public Square mit Blick auf den Hudson River. Im März 2019 erst wurde es eingeweiht.

Vom britischen Künstler Thomas Heatherwick entworfen, ist es ein freistehendes Treppenhaus, das nirgendwohin führt!

45 Meter hoch und mit spiegelnden Kupferplatten verkleidet

Wer die 2500 Stufen erklimmen möchte, kann kostenlose Eintrittskarten zuvor online bestellen unter

https://tickets.hudsonyardsnewyork.com/webstore/shop/viewitems.aspx?cg=VesselTix&C=VesselAdm

Und am Abend haben der Park und die Hudson Yards ihren ganz besonderen Reiz

The Edge:

Das bisher letzte geplante Kapitel der Neuen New Yorker Westside-Story soll im März 2020 aufgeschlagen werden. Denn dann soll „The Edge“ eröffnen.

Auf etwa 345 Metern Höhe wird dies der höchste Aussichtspunkt der westlichen Hemisphäre sein, auf dem man im Freien den Ausblick genießen kann (sofern man keine Höhenangst hat).

Also auf jeden Fall ein Grund, die New Yorker Westside und den High Line Park bald wieder einmal zu besuchen!

 

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