Im äußersten Südosten Arizonas, kurz vor der Grenze nach New Mexico, findet sich ein kleines verstecktes Juwel – Chiricahua National Monument.
„Land der stehenden Felsen“ wird es von den Ureinwohnern, den Chiricahua-Apachen ( tschi-ri-ka-wah ausgesprochen) genannt.
Es ist nicht besonders bekannt, in Reiseführern wird es, wenn überhaupt, nur ganz am Rande erwähnt. Das hat es aber wirklich nicht verdient!
Wonderland of Rocks – diese Bezeichnung wird für mehrere Landschaften im Südwesten der USA gern verwendet, doch für das Chiricahua National Monument trifft sie auf jeden Fall zu.
Anfahrt:
Von dem kleinen Ort Douglas an der Grenze zu Mexiko (übrigens: hier kann man sehr günstig tanken) fahren wir zunächst Richtung Norden. Fast schnurgerade führt der Highway 191 durch das ebene Cochise County.
Jetzt im Frühjahr blüht hier die ganze Landschaft. Herrlich!
Zu unserer rechten Seite taucht in der Ferne ein Höhenzug auf, auf den wir zusteuern. Es sind die Chiricahua Mountains. Etwa auf 3000 m ist der höchste Punkt dieses, vor mehr als 27 Millionen Jahren durch einen Vulkanausbruch entstandenen Gebirges.
Dann stehen wir vor der Einfahrt des Chiricahua National Monument.
Die Straße vor uns führt nach rechts in einen Canyon. Wir können aber von hier aus weder den Canyon noch den Straßenverlauf einsehen und so fahren wir weiter, nicht wissend, was uns genau erwartet, und werden Minuten später völlig überrascht:
Die Landschaft um uns hat sich deutlich verändert, hohe Bäume umgeben uns jetzt.
Und dazwischen, wie aus dem Nichts, türmen sich zu beiden Seiten der Straße Felsen in den eigentümlichsten Formen.
Säulen, Nadeln , Hodoos (das sind die Felsen, auf denen einzelne Steine so liegen, das man jeden Moment damit rechnet, dass sie herunterfallen) – hier hat die Natur ihre ganze Kreativität entfaltet!
Durch Vulkanausbrüche vor mehr als 27 Millionen Jahren entstand ein Gebirge, das im Laufe der Jahrmillionen von Wind und Wasser immer mehr ausgewaschen wurde, bis nur noch das festere Gestein in Form von vielen tausenden ungewöhnlichen Felsen übrig blieb.
Da kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen und in jedem bizarr geformten Felsen eine Figur erkennen!
Acht Meilen lang windet sich der Bonita Canyon Scenic Drive immer weiter hinauf. Während wir zu Beginn der Straße noch im Grund des Canyons fahren und uns die Felsen rechts und links überragen, geht der Blick mit jedem Meter, den wir an Höhe gewinnen, immer weiter in die Ferne.
Am Ende der Straße kommen wir am Massai Point auf 2094 Meter Höhe an und sind einfach nur fasziniert.
Massai Point ist nach dem Chiricahua-Krieger Big Foot Massai benannt.
Konnten wir auf der Fahrt schon herrliche Ausblicke genießen, haben wir von hier oben einfach nur einen grandiosen Rund-um-Blick, nicht nur auf die Felsen des National Monuments, sondern auch viele, viele Meilen in die Ferne.
Vom Massai Point aus starten einige Wanderwege unterschiedlicher Länge und Schwierigkeitsgrade, auf denen man die vielen unterschiedlichen Steinformationen ausführlich erkunden kann. Die Wege mitten durch die Tausenden von Hoodoos erfordern aber schon etwas Kondition, geht´s doch erst mal steil bergab und am Ende wieder ordentlich hinauf.
Wir nehmen lieber den Weg am oberen Rand des Canyons, den Massai Nature Trail.
Und sind hier ausreichend damit beschäftigt, die scheinbar unendliche Menge an pittoresken Steinformationen zu betrachten (und fotografieren!)
Nicht satt sehen können wir uns! Immer wieder entdecken wir neue interessante Felsfiguren!
Der Weg führt uns zu dem wunderschönen Aussichtspunkt „Speakers Rock“.
Kaum zu glauben, dass er bereits 1934 errichtet wurde (und damals das Material wahrscheinlich unter größten Anstrengungen den Canyon heraufgeschafft werden musste)
Ein Schild am Weg macht mich neugierig:
Weit entfernt am Horizont, in den Dragoon Mountains, soll sich der „Cochise Stronghold“ befinden.
Schon wieder begegnet uns hier der Name Cochise! Doch wer war das eigentlich?
Cochise gehörte zum Stamm der Chiricahua-Apachen und führte ihn durch schwierige Zeiten:
„Als ich jung war, ging ich durch dies ganze Land, im Osten und Westen, und sah keine anderen Menschen als die Apachen. Nach vielen Sommern ging ich wieder und sah, eine andere Menschenrasse war gekommen, um es zu nehmen.“
1850 wurde das Gebiet des heutigen Arizonas und New Mexicos von den Vereinigten Staaten übernommen und die Ureinwohner sollten in Reservate abgeschoben werden. Doch die Führer der Apachen, besonders Cochise, wehrten sich dagegen. Zweimal konnte er sich aus der Gefangenschaft der US Army befreien, zog sich mit etwa 1000 Mitgliedern seines Stammes in die unwegsamen Dragoon Mountains zurück und nutzte diese 15 Jahre lang als natürliche Festung. Von hier aus führte er jahrelang einen Guerilla-Krieg gegen die US Army.
Zum Ende seines Lebens erreichte er, der auch als genialer Stratege bezeichnet wird, durch clevere Verhandlungen, dass sein Stamm die Chiricahua Mountains als Reservat erhielten (was leider von den Vereinigten Staaten nach seinem Tod schnell wieder geändert wurde).
Legendär ist seine Freundschaft zu dem Postreiter Tom Jeffords, den er Taglito nannte. Jeffords war der einzige Weiße, dem Cochise wirklich vertraute, und ohne sein Zutun wäre es vielleicht nicht zum Friedensvertrag gekommen. Möglich, dass diese Freundschaft die Vorlage der Geschichten über Winnetou und Old Shatterhand war …
Cochise gilt heute als einer der wichtigsten Männer in der Geschichte der Native Americans und der Indianerkriege. Das County (entspricht etwa der Bedeutung eines Landkreises in Deutschland), in dem sich die Heimat seines Stammes befindet, wurde bereits 1881 nach ihm benannt – als einziges der 3000 Counties der USA nach einem einzelnen „Indianer“.
Cochise starb 1874 in seiner Festung in den Dragoon Mountains. Wo er heimlich begraben wurde, ist bis heute ein Geheimnis.
Doch hier, in den Chiricahua Mountains, ruht er wohl auf ewig …
Viele wunderbare Eindrücke (und Fotos) nehmen wir mit. Das Chiricahua National Monument ist ein Naturwunder, das völlig zu Unrecht in der Menge der weltberühmten Sehenswürdigkeiten Arizonas und des Südwestens der USA ein bisschen untergeht. Was aber einen tollen Vorteil hat: Man teilt sich diese wunderbare Ecke Arizonas mit nur wenigen anderen Besuchern und kann diese faszinierende Gegend ungestört genießen!
Zum Schluss noch eine sehr gute Nachricht: Der Eintritt in das Chiricahua National Monument ist frei!
Übernachten:
Innerhalb des National Monuments befindet sich unter hohen Bäumen am Bach der Bonita Canyon Campground.
https://www.nps.gov/chir/planyourvisit/bonita-canyon-campground.htm
Obwohl uns auf den Weg zum National Monument über mehr als hundert Meilen kaum ein Auto begegnet war und auch im National Monument nicht viele Menschen unterwegs waren, war der Campground ausgebucht. Da wir nicht reserviert hatten, konnten wir leider hier nicht übernachten und fuhren noch etwa eine halbe Stunde ins 35 Meilen entfernte Willcox, um dort auf dem noch sehr neuen KOA zu übernachten. Landschaftlich nicht wirklich idyllisch gelegen (direkt an der Interstate 10) ist es aber ein sehr gepflegter Campingplatz mit außerordentlich netten Beschäftigten.
https://koa.com/campgrounds/willcox/
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