Pista Ciclabile della Liguria- italienisches Bahntrassen-Fahrradvergnügen an der Blumenriviera

Vorbei an alten Bahnhöfen und durch spektakuläre Tunnels immer am blauen Meer der Ligurischen Küste entlang ohne vom Autoverkehr gestört zu werden- so radeln wir stundenlang auf der ehemaligen Bahntrasse „Pista-Ciclabile della Liguria“. Ein Traum!

Einst führte hier, nicht weit von der französischen Grenze entfernt, die Eisenbahnstrecke Genua-Ventimiglia direkt am Meer entlang. 2001 wurde sie dann ins Landesinnere verlegt, weil sie vergrößert werden musste und dafür an dieser Stelle nicht genügend Platz war.

Auf dieser nun stillgelegten Bahntrasse entstand dann ab 2008 einer der schönsten Radwege an der italienischen Küste: die

Pista Ciclabile della Liguria

Auf fast 30 Kilometern Länge, ohne nennenswerte Steigungen, können wir die herrliche Atmosphäre der wunderschönen ligurischen Blumenriviera genießen! Schöne Orte und einladende Cafés inklusive!

Dabei nehme ich euch heute mit:

Wir starten am westlichen Ende der „Pista Ciclabile“: in dem kleinen Ort

Ospedaletti

(ca. 3.000 Einwohner, knapp 20 Kilometer von der Grenze nach Frankreich entfernt)

Gleich nachdem wir den malerischen alten Bahnhof passiert haben, erwartet uns das erste Highlight: der über 1.700 Meter lange Tunnel

Galleria Capo Nero

Tief unter Felsen und Straßen hindurch ist die Fahrt hier schon ein klein wenig abenteuerlich.

Wahrscheinlich um den Weg durch den langen Tunnel ein wenig abwechslungsreicher zu gestalten, wurden an der Tunneldecke alle paar hundert Meter Infotafeln über die Geschichte und die Sieger des seit 1907 ausgetragenen Rennrad-Klassikers Mailand-Sanremo abgebracht. Diese sind so interessant, dass ich manchmal fast zu sehr auf sie und nicht auf meinen Weg achte!

Am Ende des Tunnels haben wir dann

Sanremo

erreicht. Sie ist mit etwa 53.000 Einwohner die größte Stadt der Blumenriviera. Im Gegensatz zum beschaulichen Ospedaletti ist hier einiges los. Die Pista Ciclabile führt durch die Stadt zum größten Teil an einer schönen, palmengeschmückten Promenade entlang.

Um Sanremo aber ein wenig erkunden zu können, verlassen wir den Radweg und stürzen uns in den wuseligen Stadtverkehr. Das ist nicht so ganz ohne und wohl fühle ich mich zwischen den ganzen Autos, Motorrädern und Rollern nicht wirklich.

Aber zum Glück ist es nicht weit bis in die Fußgängerzone, in der wir wieder „sicher“ sind.

Die Stadt Sanremo verbinde ich, die ich in den meiner Jugend der 80er Jahren meine Italienischkenntnisse vor allem den Liedern von Eros Ramazzotti, Toto Cotugno und Gianna Nannini zu verdanken hatte, natürlich zuerst mit dem Sanremo Popmusikfestival (Festival della Canzone Italiana di Sanremo), das es seit 1951 gibt.
Ausgetragen wird es seit 1977 im Ariston-Theater, das wir in der Via Giacomo Matteotti, der Haupteinkaufsstraße und Fußgängerzone, finden.

In Sanremo kann ich zwei völlig unterschiedliche Seiten der Stadt entdecken. Am Meer entlang und in der Fußgängerzone können wir viele Häuser aus der Blütezeit der Stadt Ende des 19. Jahrhunderts finden – prachtvolle Art-Deco (Jugendstil)-Gebäude wie das berühmte Casino.

Leider ist davon aber nicht alles mehr in gutem Zustand.

Eines der bekanntesten Bauwerke der Stadt, die Russisch-Orthodoxe Kirche, ist leider derzeit eingerüstet und wir können ihren exzentrisch-üppigen Baustil nur erahnen.

Doch gibt es auch das andere, das viel ältere Sanremo: die Altstadt 

 

Pigna

die sich in steilen, dunklen Gassen den Hügel hinaufzieht.

Um sie zu erkunden, müssen wir die Fahrräder stehen lassen. doch es lohnt sich! Fast wie in einer orientalischen Medina fühle ich mich, als ich durch das Labyrinth der Gassen schweißtreibend immer weiter die Stufen hochsteige, 

bis ich aus dem Dunkel der hohen Häuser in die hellen, grünen Gärten „Giardini Regina Elena“ komme und mit grandiosen Ausblicken über die Stadt belohnt werde! Wunderbar!

Nun geht´s aber wieder zurück zu den Fahrrädern und auf die „Pista Ciclabile“!

Der Weg auf den steilen Stufen wieder hinunter ist aber auch nicht so ganz ohne!

Auf der palmengesäumten Promenade radeln wir am Hafen Sanremos vorbei aus der Stadt hinaus nach Osten.

Nur wenige Kilometer weiter erreichen wir den Strand „Tre Ponti“ und sind ein bisschen überrascht. Hier tummeln sich eine ganze Reihe Surfer in den Wellen. Ein bisschen fühlen wir uns wie in Kalifornien am Pacific Coast Highway! Da müssen wir doch ein bisschen stehen bleiben und den Trubel beobachten!

Gleich danach geht´s für uns durch den nächsten Tunnel. 

So eine Tunneldurchfahrt ist immer mit ein klein wenig Nervenkitzel verbunden, besonders, wenn zu den Seiten das Wasser die Wände herunterläuft und plätschert!

Auf der anderen Seite des Tunnels erwartet uns eine wunderbare Überraschung: das Bistro

La Vesca

mit herrlichem Blick über die Küste der Blumenriviera! Hier ist ein Stopp ein absolutes Muss!

Gut erholt geht es für uns dann weiter: Über die Orte Bussana und Arma di Taggia führt uns der Bahntrassenweg abwechselnd durch Tunnel, auf Strecken mit herrlichem Meerblick oder auch (typisch für die Blumenriviera) an großen Gewächshäusern vorbei.

Manchmal kommen wir aber auch durch ein paar unansehnlichere Ecken

In

Riva Ligure

verlassen wir die Pista Ciclabile vorübergehend und radeln lieber durch den Ort am Meer entlang.

 Denn uns steht der Sinn nach einer Pizza und die finden wir im „Ristorante Leandro“ in Riva Ligure. Ein schönes Plätzchen mit Meerblick, die warme Novembersonne und leckere Pizza – fast zu schön um wahr zu sein!

Gestärkt und mit neuer Energie nehmen wir nun das letzte Stück der „Pista Ciclabile“ in Angriff. Vorbei an den Städtchen Santo Stefano al Mare und San Lorenzo al Mare erreichen wir die Vororte von Imperia (mit über 40000 Einwohnern eine der größten Städte an der Blumenriviera).

Die letzten Kilometer von San Lorenzo al Mare bis Porto Maurizio machen nochmal besonders viel Spaß, denn die Strecke führt durch den wunderschön angelegten Parco Costiero.

Und dann haben wir plötzlich das Ende der „Pista Ciclabile“ erreicht. Abrupt und ohne Vorankündigung geht der Weg auf einmal nicht mehr weiter! Das war´s also: fast 30 Kilometer auf einer fast ebenen, wunderbar angelegten Strecke ohne jeden Autoverkehr! Einfach super!

Für uns ist das Abenteuer „Pista Ciclabile“ heute aber trotzdem noch nicht vorbei. Denn wir müssen ja wieder zurück zu Fred. Und der wartet auf dem Campingplatz „Villaggio dei Fiori“ in Sanremo auf uns.

So drehen wir in Porto Maurizio um und radeln die Strecke im herrlichsten Nachmittagslicht wieder zurück. Und genießen sie nochmal aus der anderen Perspektive!

Rechtzeitig zum nachmittäglichen Apéro erreichen wir wieder die Bar „La Vesca“.

Welch ein toller Abschluss eines wunderbaren Fahrradtages!

Fazit

Eine Tagestour auf der „Pista Ciclabile della Liguria“ kann ich nur empfehlen! Die Strecke ist hervorragend angelegt, fast eben und daher nicht anstrengend. Bis auf wenige leicht heruntergekommene Ecken am Rande der Ortschaften führt sie durch eine herrliche Gegend, fast immer am Meer entlang oder zumindest mit Meerblick. Genügend Cafés laden am Weg zu Pausen ein. Wir hatten das Glück, einen herrlichen Novembertag erwischt zu haben. Die Temperatur war mit etwa 20 Grad perfekt (ein klein wenig waren wir in Gedanken bei unseren Lieben zuhause im November-Schmuddelwetter)! Uns hat dieser Tag riesigen Spaß gemacht!

Infos

https://www.pistaciclabile.com/de/
Wer keine eigenen Fahrräder mitbringen möchte, kann sich in San Remo bzw. in San Lorenzo al Mare Räder mieten.

Übernachtung

Wir wählten für unseren Aufenthalt an der Blumenriviera den Campingplatz „Villaggio dei Fiori“.

Er ist ganzjährig geöffnet und liegt am westlichen Stadtrand von Sanremo, ca. zwei Kilometer vom Zentrum entfernt, direkt am Meer.

Das moderne, hoch energieeffiziente Rezeptionsgebäude am Eingang kann nicht ganz darüber hinwegtäuschen, dass er inzwischen doch schon ein wenig in die Jahre gekommen ist.

Grundsätzlich ist er wunderschön mit vielen Pflanzen wie Palmen, Eukalyptusbäumen und Aloe angelegt, könnte aber ein wenig gepflegter sein. Ein großer Teil des Platzes ist mit Bungalows bzw. Mobilheimen bebaut, die allerdings sehr eng bei einander stehen.

 

Wir hatten einen der Stellplätze in der ersten Reihe am Meer (ohne Reservierung) ergattert. 

Der eigentlich sehr schöne Ausblick wurde durch den sehr einfachen, nicht mehr ganz intakten Zaun und den dahinterliegenden eher lieblos angelegten Strand ein wenig getrübt. Gut, vielleicht lag es daran, dass wir in der Nebensaison in November hier waren. Vielleicht ist im Sommer alles ein wenig schöner angelegt. Zum Badeurlaub hat dieser Strand zumindest in seinem jetzigen Zustand nicht angeregt.

Der abendliche Blick auf Sanremo war wunderschön!

Die Stellplätze sind alle gepflastert und teilweise durch Hecken und Pflanzen voneinander abgetrennt. Sie sind groß genug auch für größere Reisemobile.

Die insgesamt vier Sanitärgebäude sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Das scheinbar recht neue Gebäude in der Nähe der Rezeption ist sehr schön und komfortabel, 

die anderen dann doch einfacher und älter.

Es gibt eine Poolanlage, die jetzt im November zwar befüllt war, aber nicht benutzt wurde.

Das Restaurant des Campingplatzes ist durchaus empfehlenswert (wobei es bei unserem Besuch leider keine Pizza gab).

Die gesamte Umgebung um den Campingplatz herum ist, typisch für italienische Vororte, sehr heruntergekommen und ungepflegt.

Einen längeren Urlaub möchte ich hier nicht verbringen, schon gar keinen Badeurlaub. Ein paar Tage zum Erkunden der Gegend und zum Fahrradfahren sind hier aber absolut ok, denn für mich punktet dieser Platz mit seiner Lage. Die „Pista Ciclabile“ führt fast direkt am Platz vorbei und wir sind schnell in der Innenstadt von Sanremo. Auch zu Fuß ist der Weg nicht weit und führt autofrei bis in die Stadt.

Mit dem Auto könnte man von hier aus auch Ausflüge ins nahegelegene Ventimiglia, das französische Menton oder nach Monaco machen.

Wir haben auf jeden Fall hier ein paar Tage das herrlich milde Klima der ligurischen Küste im November genossen und konnten dem grauen Herbst-Schmuddelwetter zuhause entfliehen.

Für drei Nächte haben wir übrigens 135,00 € gezahlt.

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