Cinque Terre – wandern und genießen auf dem „Sentiero azzurro“

Fünf kleine Orte, die sich an die Steilküste der Riviera Levante zwischen Genua und La Spezia ducken. Terrassen mit Weinstöcken und Olivenbäumen, die in Jahrhunderten schwerster Arbeit von den Bauern dem felsigen Untergrund abgetrotzt wurden. Häfen, die so schmal sind, dass die Boote in die Gassen vor die Häuser gezogen werden müssen. Und bunte Häuser, die wie Bausteine gestapelt an den Hängen hinauf gebaut wurden –  dies alles macht die „Cinque Terre” zu einer der malerischsten Ecken Italiens. Und zu einem der beliebtesten Ausflugsziele, besonders auch für Wanderlustige.

Das Leben an einer Steilküste ist mühselig und gefährlich. Das mussten die Bewohner der fünf Dörfer Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore über viele hundert Jahre erfahren. Das Arbeit in den Weinbergen und Olivenhainen war rauh und hart, der Fischfang mit den kleinen Booten (große Schiffe konnten in den kleinen Häfen nicht landen) rentierte sich eigentlich nur für den Eigenbedarf. Reichtümer konnte man hier nicht anhäufen. Über Jahrhunderte waren die abgeschiedenen Orte nur per Boot oder über steile schmale Wege zu erreichen. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Dörfer der Cinque Terre durch die Eisenbahnstrecke zwischen Genua und La Spezia einfacher zu erreichen.

Und genau diese Bahnlinie macht es Besuchern heute sehr leicht, hierher zu kommen. So leicht, dass die wunderschönen pittoresken Orte besonders in den Sommermonaten von Touristen geradezu überschwemmt werden.

Mit dem eigenen PKW sind die Dörfer kaum zu erreichen, denn sie sind nur für den Anwohner- Verkehr zugelassen und Parkmöglichkeiten sind sehr begrenzt.

Wer aber die Cinque Terre intensiver erleben möchte, dem bietet sich dieser Teil der Ligurischen Küste als herrliches Wandergebiet an. Am beliebtesten ist der „Sentiero azzurro“, auf dem man nahe an der Küste von Ort zu Ort wandern kann.

1999 wurde der „Parco nazionale delle Cinque Terre“ gegründet und somit die Gegend zum Naturschutz-Gebiet erklärt. Für den Wanderweg muss man daher Eintritt zahlen, für einzelne Abschnitt oder für die gesamte Strecke mit der „Cinque Terre Trekking Card“. Die Einnahmen sind auch dazu da, die Wege, Zäune, Fallgitter und Netze instand zu halten, um die Sicherheit der Wanderer zu gewährleisten.

Wir nehmen den „Sentiero azzurro“ an einem wunderschönen Frühlingstag in Angriff und starten in

Levanto

Hier haben wir uns nämlich auf dem Camping „Acqua Dolce“ einquartiert. Schön auf Terrassen angelegt, sauber, aber ein bisschen eng (größere Wohnmobile oder Gespanne müssen wahrscheinlich schon etwas mehr rangieren), liegt er nur wenige Schritte vom Ort und dem Strand entfernt.  Seine Lage ist ideal, deshalb ist er sehr beliebt.

Levanto (ca. 5000 Einwohner) liegt direkt nördlich der fünf „Cinque Terre“-Dörfer und ist der ideale Ausgangspunkt für den Ausflug. Wenn auch über kurvige Straßen, ist der Ort aber, im Gegensatz zu seinen südlichen Nachbardörfern, mit dem Auto zu erreichen und hat auch ein sehr gutes Angebot an Unterkünften, Restaurant und Supermärkten.

 

Früh am Morgen machen wir uns erst mal auf den kurzen Weg zum Bahnhof.

Denn wir wollen, wie wahrscheinlich die meisten Besucher, das Angebot nutzen, Bahnfahren und wandern zu kombinieren und so ganz frei entscheiden, welche Teilstrecke wir zu Fuß oder mit dem Zug zurücklegen möchten.

Das klappt bestens mit der „Cinque Terre Card Treno“, der (1 -3 )Tageskarte, die sowohl für die Wanderwege, als auch die Zugverbindungen zwischen Levanto und La Spezia gilt.

 

Am Bahnhof in Levanto erfahren wir zum einen, dass wir für unseren Yoda eine Kinderfahrkarte lösen müssten und deshalb für uns eine Familienkarte sinnvoll wäre (hier wird der Hund also wirklich zu einem vollwertigen Familienmitglied) und zum anderen, dass der berühmteste Teilabschnitt des „Sentiero azziorro“, die „Via dell´amore“ von Riomaggiore nach Manarola wegen eines Erdrutsches gesperrt und nicht begehbar ist (so etwas kann hier an der Steilküste leider immer wieder passieren)

Tja, somit ist schon mal die erste Planänderung angesagt: denn eigentlich wollten wir mit dem Zug direkt bis in Riomaggiore, dem südlichsten Ort, durchfahren und uns von dort aus zurück in den Norden vorarbeiten.

 

Wir beschließen, den anstrengendsten und längsten der verbleibenden drei Wegabschnitte mit unserer noch vorhandenen Energie des frischen Tages als erstes in Angriff zu nehmen. Deshalb steigen wir gleich an der ersten Haltestelle in

Monterosso al Mare

aus, um von hier aus nach Vernazza zu wandern.  

Während der südliche Teil des „Sentiero azzurro“ (von Corniglia über Manarola nach Riomaggiore) relativ eben nahe am Meer entlangführt, verläuft der Weg von Monterosso über Vernazza bis Corniglia mehr auf der Höhe.

Monterosso selbst lassen wir allerdings links liegen und gehen die Promenade am Meer entlang, um den Einstieg in den Wanderweg zu erreichen. Und hier heißt es erst mal:  rauf geht’s! Auf dem ersten Stück des Weges kommen wir ein bisschen aus der Puste, aber der Aufstieg lohnt sich!

Nach der anfänglich strengeren Steigung verläuft der Weg oben auf der Höhe nur noch wenig auf und ab durch Weinberge und Olivenhaine und bietet immer wieder herrlichste Ausblicke!

 

Nach etwa anderthalb Stunden erreichen wir dann einen der schönsten Aussichtspunkte der ligurischen Küste – den Ausblick auf

Vernazza

Nicht ohne Grund wird Vernazza als eines der schönsten Dörfer Italiens bezeichnet.

Bei diesem Blick auf die Bahnstrecke während unseres Weges nach unten in den Ort können wir nur erahnen, welch Aufwand es gewesen sein muss, die Gleise hier an der Steilküste zu verlegen und dazu jede Menge Tunnel durch die Felsen bauen zu müssen.

Vernazza liegt wunderschön um einen kleinen Hafen herum. Bunte Häuser, bunte Boote und jede Menge bunte Touristen.

Die Schönheit des Ortes zieht viele internationale Reisegruppen an, besonders Besucher aus Asien. Und so werden von jedem Zug, der am Bahnhof hält, Mannschaften von Touristen aus aller Herren Länder ausgespuckt und nach einer Besichtigungstour von der nächsten Bahn wieder eingepackt.

Nach einem Cappuccino, einer Runde „Füße ausruhen“ und den Trubel beobachten, zieht es uns wieder auf den ruhigeren Wanderweg – auf die Etappe von Vernazza nach Corniglia.

Von der Hauptstraße Vernazzas, der Via Roma, zweigt der „Sentiero azzurro“ nach rechts ab und sofort geht es über jede Menge Stufen steil bergauf.

Schnaufend erreichen wir nach einigen hundert Metern eine altenTurm.  Ein Hinweisschild weist nach rechts zur „Bar La Torre“. Ein Blick auf die einladenden Tischchen, die auf den verschiedenen Terrassen an der Steilküste verteilt sind – ein Blick in die Augen meines Mannes – und die Entscheidung ist gefallen: wir biegen nach rechts ab.

Für unsere Wanderambitionen eine fatale Entscheidung, aber die richtige, um diesen Tag für uns unvergesslich zu machen.

 

Bar La Torre

Wir finden einen Platz ganz vorn an der Mauer und sind einfach nur begeistert. Der Aussicht hier weit oberhalb des Meeres mit Blick auf Vernazza und Monterosso raubt uns schier den Atem.

Dies hier ist einer der schönsten Plätze, an denen ich jemals gewesen bin.

Wir sitzen fast andächtig einfach nur da und genießen: Aperol Spritz, Bruschetta und den Ausblick!

Und können uns hier oben, weg vom Trubel der engen Gassen und der Touristengruppen, dem Zauber der Cinque Terre nicht entziehen!

Nach einiger Zeit (waren es Stunden?) und einigen Drinks ist uns klar, dass an eine Fortsetzung der Wanderung, auch aus Zeitgründen, nicht mehr zu denken ist.

Also steigen wir wieder ab nach Vernazza, begeben uns zum Bahnhof und machen uns diesmal mit dem Zug auf den Weg (wozu haben wir denn die Tageskarte?).

Diesmal steigen wir in Riomaggiore aus, dem südlichsten der fünf Orte.

Riomaggiore

 Jedes Dorf der Cinque Terre ist einzigartig und das besondere Flair von Riomaggiore wird von den vielen bunten Booten geprägt, die in der sehr engen Gasse hinunter zum Hafen parken wie andernorts die Autos.

Da die „Via dell`Amore“  gesperrt ist, kommen wir von Riomaggiore nicht zu Fuß, sondern nur mit dem Zug (in nur 2 Minuten!) zum nächsten Ort, nach Manarola.

Manarola

Sieht man irgendwo Bilder der Cinque Terre, ist es meistens die Ansicht von Manarola.

Die Häuser, die wie aufgestapelte bunte Bauklötze an den steilen Felsen hängen, sind weltbekannt. Oft sind die Fotos, denen man im Internet oder in Büchern begegnet, farblich bearbeitet, doch das hat Manarola eigentlich gar nicht nötig!

Den schönsten Blick auf die berühmte „Skyline“ hat man, wenn man rechts vom Hafen zum Aussichtspunkt hinaufläuft.

Man kann sich natürlich neben dem Aussichtspunkt auch in der Bar „Nessun dorma“ auf eine Stärkung niederlassen.

 

Doch so langsam neigt sich der Nachmittag seinem Ende zu. Eine Wanderung von Manarola in den nächsten Ort, nach Corniglia, ist zeitlich nicht mehr machbar. Aber auch einen Stopp mit der Bahn in diesem letzten Dorf der Cinque Terre, das wir bisher nicht besucht hatten, legen wir nicht mehr ein.

Corniglia

Corniglia liegt als einziges „Cinque Terre“-Dorf nicht direkt am Meer, sondern auf einem Bergvorsprung. Vom Bahnhof führen Treppen etwa 100 Meter hinauf ins Zentrum. Aus diesem Grund ist es der am wenigsten besuchte Ort der „Cinque Terre“ und auch wir lassen ihn heute aus.

Denn wir haben beschlossen, zum Abschluss dieses wunderbaren Tages noch einmal zu unserem Lieblingsplatz der Cinque Terre zurückzukehren- der Bar la Torre.

Mit leckerer Pasta und gutem Wein den Sonnenuntergang an der Küste der Cinque Terre zu betrachten, das ist Lebensfreude pur!

Und als die Sonne untergegangen ist, steigen wir fast trunken vor Glück (ok, vielleicht auch ein bisschen vom leckeren Weißwein der Cinque Terre) die Stufen hinunter zum Hafen von Vernazza und fahren dann mit dem Zug wieder „heim“ nach Levanto.

Auch wenn bei uns aus den „Cinque Terre“ nur „Quattro“ wurden, war es einfach ein perfekter Tag voll mit wunderbar italienischem  „La Dolce Vita“. Und wir kommen sicher wieder – das sind wir auf jeden Fall auch noch Corniglia schuldig!

Info:

Anreise nach Levanto (ab Süddeutschland)

entweder über die E45 (Innsbruck, den Brenner, Verona) bis Modena, die E35 bis Parma, E31 Richtung La Spezia, dann auf die E 80 (A 12) Richtung Genua bis Ausfahrt  Carrodano-Levanto und von dort aus der Beschilderung nach Levanto folgen (700 km ab München)

oder durch die Schweiz auf der E43 (Autobahn 13), E35 (Autobahn 2) bis Chiasso, in Italien die A9 bis Mailand, A7 bis Genua und E80 bis Carrodano-Levanto (536 km ab Lindau)

Cinque Terre Card:

CINQUE TERRE CARD PREISE 2020

Cinque Terre Card

1 Tag

 2 Tage

1 Tag + Zug

2 Tage + Zug

3 Tage + Zug

Erwachsene

7,50

14,50

16

29

41

Kinder
(4 bis 12 Jahren)

4,50

7,20

10

/

/

Familie
(2 Erwachsene + 2 Kinder bis 12 Jahren)

19,60

31,50

42

/

/

Over 70

6

10

13

/

/

Gruppen
(max 25 Personen)

120

/

/

/

/

Kinder bis 4 Jahren: gratis

https://www.cinqueterre.eu.com/de/cinque-terre-card

http://www.parconazionale5terre.it/cinque-terre-card.php

Sentiero azzurro (Blauer Weg Nr. 2)

Strecke insgesamt  etwa 12 Kilometer

Monterosso al Mare – Vernazza  3,3 km

Vernazza – Corniglia 3,2 km

Corniglia – Manarola 2 km

Manarola – Riomaggiore (Via dell´Amore) 1 km

https://www.incinqueterre.com/de/trail-number2-blue

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