Schicksalhaft und wunderschön – Little Bighorn Battlefield

Der Blick geht hinaus in die Weite der Prärie – und unter das Rauschen des Windes mischt sich in der Phantasie  Hufgetrappel,  Pferdegewieher und Kriegsgeheule.  Wir stehen  inmitten vieler Gedenksteine und fühlen uns zurückversetzt in längst vergangene Tage. Hier, am Schauplatz einer der größten Schlachten der Indianerkriege im Wilden Westen: dem Little Bighorn Battlefield.

Die Schlacht am Little Bighorn River im Süden des Bundesstaates Montana am 25. Juni 1876 sollte der letzte große Triumph der amerikanischen Ureinwohner gegen die US-Army sein, ehe sie endgültig besiegt und in Reservate abgeschoben wurden. Die Prärievölker der Lakota-Sioux, Cheyenne und Arapaho mit ihren Führern Sitting Bull und Crazy Horse fügten hier dem 7. Kavallerieregiment der US-Army unter Lt. Col. George A. Custer eine vernichtende Niederlage zu. Besonders Sitting Bull wurde an diesem Tag zum Idol der Native Americans.

Der Konflikt zwischen den Native Americans und den europäischen Einwanderern ist ein langes Kapitel amerikanischer Historie. Die Mehrheit der Deutschen kennt diese Geschichten in erster Linie aus Filmen und besonders den Büchern Karl Mays. Seine Figuren haben unser Verständnis von Cowboys und Indianern geprägt.  Konkrete Details der historischen Ereignisse dürften aber nur besonders Geschichtsinteressierten wirklich bekannt sein.

Auf einem Roadtrip durch die Bundesstaaten Wyoming, South Dakota und Montana trifft man aber immer wieder auf Spuren dieser Auseinandersetzungen und so kann man hier tief in die Geschichte der Native Americans eintauchen.

Im Jahre 1868 wurde den Lakota-Sioux im Vertrag von Fort Laramie von den Vereinigten Staaten das gesamte Gebiet des heutigen US-Bundesstaates South Dakota westlich des Missouri als Indianerland zur uneingeschränkten und unbehelligten Nutzung und Besiedlung garantiert.

 

 

Zu diesem Gebiet gehörten auch die „Black Hills“,  ein hervorragendes Jagdgebiet und Heiliges Land für die Lakota.

Allerdings wurde in den Black Hills 1874 bei einer vertragswidrigen Expedition der US-Army unter Lt. Col. George A. Custer Gold gefunden.  Alle 1868 vertraglich festgelegten Details und Garantien waren nichts mehr wert, da der Reiz des Goldes stärker war. Goldgräber überfluteten regelrecht die Black Hills, die Vereinigten Staaten wollten das Gebiet wieder von den Lakota abkaufen, die sich aber weigerten. Und so eskalierte die Situation …

 

Mehrere tausend US-Soldaten marschierten schließlich ab März 1876 von verschiedenen Stützpunkten los, um die Lakota und Cheyenne-Stämme in South Dakota und Montana zu finden und in Reservate zu führen.

Das war allerdings nicht so einfach, führten die Stämme doch ein Nomadenleben und zogen immer weiter. Im Juni 1876 wurde aber vom 7. Kavallerieregiment der US-Armee ein Indianerlager am Little Bighorn River im Süden Montanas ausfindig gemacht. Die etwa 900 Soldaten brachten sich in Stellung. Lt. Col. Custer teilte seine Kompanien in vier Einheiten auf, die sich verteilen und die Indianer einkreisen sollten. Der Angriff begann am 25. Juni 1876…

Was George A. Custer allerdings völlig falsch eingeschätzt hatte:

Im Frühsommer trafen sich hier viele Stämme zu ihrer jährlichen „Sonnentanz“-Zeremonie. Und so lagerten am Little Bighorn River statt der von der US-Armee erwarteten ca. 800 Indianerkrieger mehr als doppelt so viele! Und Custer wollte nicht auf Verstärkung warten.

Diese Fehleinschätzung war schicksalhaft! Statt die Lakota und Cheyenne einzukreisen und zu überwältigen, wurden die Soldaten von der Übermacht der Indianer überrascht. Und sie hatten nicht nur die Anzahl der Krieger unterschätzt, sondern auch ihre  Ausrüstung. So wurde von Seiten der Indianer nicht nur mit Pfeil und Bogen, sondern auch mit Winchester-, Henry- und Spencer-Gewehren gekämpft.

Und als der Morgen des 26. Juni 1876 graute, war die 7. Kavallerieeinheit der US-Army aufgerieben, mehr als 300 Soldaten gefallen. Der Rest zog sich zurück.

Und unter all den toten Soldaten war auch Lt. Col. George A. Custer, der hier, auf einem Hügel über dem Little Bighorn River, sein letztes Gefecht gekämpft hatte. Und so hat diese Schlacht auch immer den Beinamen „Custer´s Last Stand“.

Hier am Little Bighorn River musste die US Army ihre größte militärische Niederlage in den Indianerkriegen verkraften. Und so wurde aus diesem Ort eine nationale Gedenkstätte, zunächst als Nationalfriedhof, 1946 dann als National Monument unter dem Namen „Custer Battlefield National Monument“.

Erst unter Präsident George Bush bekam sie 1991 ihren heutigen Namen „Little Bighorn Battlefield National Monument“ und auch erst seitdem wird hier gleichermaßen der Opfer der Armee als auch der der Native Americans gedacht.

 

Besucht man heute das National Monument  kann man mithilfe eines Plans, den es im Visitor Center gibt, den Verlauf und die Ereignisse der Schlacht nachvollziehen.

 

Im Visitor Center kann man zunächst als Einstimmung auf den Besuch des Schlachtfeldes ein Video über die Schlacht ansehen. Im Museum gibt es auch eine Ausstellung mit Artefakten, die hier nach der Schlacht gefunden und aufbewahrt wurden.

Der Hauptbereich des National Monuments, das „Custer Battlefield“ mit dem „Last Stand Hill“ lässt sich vom Visitor Center aus auf einem Spaziergang auf dem”Deep Ravine Trail”erkunden.

 

 

Hier fiel Lt. Col. Custer mit seiner gesamten Einheit, lediglich ein Pferd soll überlebt haben…

Die vielen weißen (für die Armeeangehörigen) und roten (für die Indianerkrieger) Granitsteine, die über die Prärie verteilt sind, markieren die Stellen, an denen nach der Schlacht die Gefallenen wurden.

Begraben sind sie hier nicht, auch nicht George A. Custer, der in West Point, N.Y. seine letzte Ruhestätte gefunden hat.

 

Auch den treuen Gefährten, die unschuldig hier ihr Leben lassen mussten, ist ein Gedenkstein errichtet worden.

Am 25. Juni 2003 wurde das „Indian Memorial“ eingeweiht, das den Kriegern der drei an der Schlacht beteiligten Stämme der Lakota, Cheyenne und Arapaho gewidmet ist, die in die Schlacht gezogen waren, um ihre traditionelle Lebensweise zu verteidigen und zu erhalten.

Neben dem Visitor Center befindet sich der „Custer National Cemetery“, ein Friedhof, auf dem aber nicht nur Gefallene der Schlacht, sondern auch andere Kriegsveteranen, Familienangehörige und indianische Scouts der Armee begraben sind.

 

Das „Reno-Benteen-Battlefield“, auf dem Teile von Custers Armee unter den Kommandanten Major Reno und Captain Benteen von den Indianer umzingelt und  überwältigt wurden, ist etwa 5 Meilen entfernt und kann über eine Straße auch mit dem Auto erreicht werden.

An diesem einst so gewaltsamen Ort lauert heute für den Besucher nur noch eine Gefahr:

Ein Besuch des  „Little Bighorn Battlefield National Monument“ ist besonders am Spätnachmittag bzw, frühen Abend besonders schön. Selbst wenn man sich mit der Geschichte der amerikanischen Ureinwohner bisher nicht sehr beschäftigt hatte, kann man sich an dieser Stelle der besonderen Stimmung des Ortes nicht entziehen. Historie zum Greifen und ergreifend nah:  Gänsehaut garantiert!

 

 
 

Info:

„Little Bighorn Battlefield National Monument“ kann das gesamte Jahr über besucht werden. Lediglich an Thanksgiving, Weihnachten und dem Neujahrstag ist geschlossen.

Die täglichen Öffnungszeiten variieren jahreszeitlich.

Eintrittspreise:

15 USD für Fußgänger und Fahrradfahrer,

20 USD für Motorradfahrer

25 USD pro Auto

Oder mit dem America The Beautiful Annual Pass

Adresse:

756 Battlefield Tour Road
Crow Agency, MT 59022

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