Warmbader im Glück – die heißen Thermen der Toskana

Wie in einer Badewanne liege ich bis zum Hals wohlig im warmen Wasser. Um mich herum blubbert und plätschert es, Dampf steigt aus dem heißen Wasser empor. Völlig entspannt strecke ich alle Glieder von mir und genieße einfach …

Aber was eigentlich? Die heißen Quellen der Toskana!

Wegen ihres vulkanischen Ursprungs sprudeln in der Toskana seit Jahrtausenden bis heute viele Thermalquellen aus der Erde.  Kurorte wie Montecatini bieten therapeutische Behandlungen an, viele Hotels haben Spa- und Wellnessangebote, denn das Thermalwasser der Toskana mit vielen Mineralien soll eine große Heilwirkung unter anderem auf Gelenke und Haut, aber auch die Psyche haben. 

Ihr müsst euch aber nicht in einem Hotel einquartieren oder Eintritt für ein Spa zahlen, um die heißen Quellen der Toskana genießen zu können. Ich nehme euch heute mit auf unseren Trip zu einem kostenlosen Warmbadevergnügen im Süden der Toskana.

 

Monte Amiata:

Knapp 100 Kilometer südlich von Siena liegt der ehemalige Vulkan (etwa 1700 Meter hoch). Um ihn herum finden sich heute noch viele heiße Quellen, die aus dem Erdinneren heraus hier ihren Weg ans Tageslicht suchen und finden. Und einige von ihnen wollen wir heute entdecken.

 

Unser erstes Ziel ist

Bagno Vignoni

im wunderschönen Orcia-Tal (nur wenige Kilometer von Castiglione d´Orcia entfernt: http://roaddreamin.de/toskana-mit-aussicht-3-tolle-kostenlose-uebernachtungsplaetze/ ) Winzig ist das Örtchen (gerade mal 30 Einwohner offiziell) und es besteht eigentlich nur aus einem Platz. Aber dieser ist etwas ganz Besonderes:

Die Piazza delle Sorgenti (also der Platz der Quellen) besteht aus einem großen Wasserbecken, um das herum sich die Loggia, die Kirche, Bar, Restaurant und einige wenige Geschäfte versammeln.

Auf dem schmalen Weg um das Becken herum können wir den Platz umrunden und aus allen Richtungen betrachten.

Die hübschen alten Natursteingebäude machen es uns leicht, uns in die Vergangenheit zu versetzen:

Denn Bagno Vignoni (auch gern „die Mutter aller Thermen“ genannt) war schon vor mehr als zweitausend Jahren zur Zeit der Etrusker und der Römer eine beliebtes Badeziel. Schon damals wusste man von der Heilkraft des Thermalwassers und so war „La Piazza delle Sorgenti“ schon vor langer Zeit ein gefragter Treffpunkt. Händler und Pilger machten hier gerne Halt, um sich von den Strapazen der Reise etwas zu erholen. Entspannt im warmen Wasser wurden hier sicher nicht nur Leiden gelindert, sondern bestimmt in gelöster Atmosphäre auch viele Geschäfte abgeschlossen.

Heute darf hier nicht mehr gebadet werden.

Es wäre bei unserem Besuch auch nicht zu empfehlen gewesen, denn uns erwischt an diesem Tag ein fürchterliches Gewitter.

Über eine Stunde lang regnet es wie aus Eimern, aus dem dramatisch dunklen Himmel zucken Blitze und Donnerschläge rumpeln um uns herum.

Zum Glück sitzen wir aber geschützt in der Loggia und haben einen reizvollen Blick auf das dampfende Wasser.

Nach dem Regen fahren wir weiter nach Süden. Nach etwa 25 Kilometern verlassen wir die breite SR2 und biegen rechts ab auf die Strada Provinciale 61. Sie führt uns recht steil nach oben bis nach

Bagno San Filippo

Und hier erwartet uns etwas Außergewöhnliches: Der Fosso Bianco – der weiße Graben.

Ein Bachlauf aus heißem Thermalwasser fließt hier seit Jahrtausenden den Hang hinab und hat im Laufe der Zeit bizarr geformte weiße Kalkablagerungen hinterlassen.

Um ihn zu erreichen, parken wir am Straßenrand der „Via Fosso Bianco“ (leicht zu finden: links von der Hauptstraße abbiegen, ist ausgeschildert) und folgen den Wegweisern in den „Parco Bagni di San Filippo“.

Der Waldweg führt uns hinunter in eine kleine Schlucht – eben diesen weißen Graben!

In den vielen kleinen Tümpeln, die der Bachlauf mit dem schönen warmen Thermalwasser angestaut hat, darf nach Herzenslust gebadet werden – ohne Eintrittsgebühren!

Die Hauptattraktion aber ist „La Balena Bianca“ – der weiße Wal. Ein riesiger, meterhoher erstarrter Kalkwasserfall!

Traumhaft!

Nach ein klein wenig Erholung geht es für uns aber weiter, denn das Highlight unserer Thermentour wartet noch auf uns:

„Le Cascate del Mulino“ in Saturnia

Das Bild des leuchtend türkisen Wassers, das hier neben einer alten Mühle einen Wasserfall herunterfließt und dann in weißen Sinterterrassen aufgestaut natürliche Badebecken bildet, haben wahrscheinlich von viele von euch gesehen.

Und ich kann es bestätigen: auch in Wirklichkeit ist das Wasser so türkis, die Kaskaden so wunderschön.

Doch eines zeigen die Bilder in den wenigsten Fällen: wie beliebt diese Badestelle ist!

Lasst euch nicht von idyllischen Fotos einer einsam badenden „Nixe“ in die Irre führen – alleine seid ihr hier auf keinen Fall!

Und an Wochenenden schon gar nicht!

Gerade weil das Badevergnügen hier nichts kostet, tummeln sich eine Menge Leute hier.

Trotzdem findet jeder ein Eckchen, um im 37 Grad warmen Wasser zu chillen. Und das ist wirklich toll!

Etliche Einheimische baden übrigens nicht direkt an den Kaskaden, sondern weiter oben im Bach (der im Übrigen dieselbe wunderbare Farbe hat)

Was ihr aber auf Fotos niemals erkennen könnt: Das Thermalwasser hat einen hohen Schwefelgehalt und einen dementsprechenden Geruch! Und der hält sich durchaus eine Zeitlang auf der Haut und im Bikini!

Für mich war das Bad in den „Cascate del Mulino“ trotz der vielen Leute ein außergewöhnliches und auch sehr entspannendes Erlebnis, das ich nur empfehlen kann!

Tipp von mir:

Kommt abends, wenn es dunkel ist, hierher. Dann ist viel weniger los und baden hat dann ein ganz besonderes, fast magisches Flair.

Die „Cascate del Mulino‘“ sind das ganze Jahr über rund um die Uhr frei zugänglich.

Gleich am Zugang vom Parkplatz aus gibt es auch eine Bar, in der ihr euch vor, während oder nach dem Bad stärken könnt.

https://lecascatedisaturnia.com/

https://cascate-del-mulino.com/

Camper-Übernachtung an den Quellen von Saturnia:

Das „Wild“übernachten ist um die „Cascate del Mulino“ herum absolut verboten, aber natürlich gibt es in der Nähe einen Wohnmobilstellplatz (und der ist für die Betreiber wahrscheinlich eine Goldgrube).

Er ist etwa 1,5 Kilometer von der Badestelle weg. Zu Fuß braucht ihr von dort aus etwa 20 Minuten zu den Kaskaden. Wenn ihr ein Fahrrad dabei habt, umso besser, dann dauert es nur ein paar Minuten.

Vom Stellplatz fährt aber auch stündlich ein Shuttlebus.

Der Platz selbst ist nicht viel mehr als ein staubiger Parkplatz, auf dem die Fahrzeuge eng nebeneinanderstehen.

Aber die Sanitäranlagen sind ok (am meisten frequentiert sind wahrscheinlich die Waschmaschinen, um den muffelnden Schwefelgeruch aus Badekleidung, Handtüchern und Bademänteln rauszubekommen) und eine Bar gibt es auch.

 

Kein Ort, um einen idyllischen Urlaub zu verbringen, aber für ein oder zwei Tage zum Besuch der Thermen ist er absolut in Ordnung!

Preise: 14 € für 24 Stunden (Tag und Nacht), 10 € für eine Nacht von 20.00 Uhr bis 8.00 Uhr,  8 € für bis zu vier Stunden Parken.

http://www.alvearedelpinzi.com/1-Main/2-Home

So, dann viel Spaß beim Warmbaden!

Unser Trip:

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