Eiskaltes Drachenauge – die Cetina-Quelle Glavaš in Kroatien

Sie ist eines der berühmtesten Instagram-Motive Europas und hat gleich mehrere populäre Bezeichnungen wie Blue Eye oder Drachenauge: die  Quelle Glavaš des Flusses Cetina im kroatischen Hinterland.

Aber sie liegt so abseits – weit weg von den Touristenhotspots der Küste Dalmatiens, nahe an der Grenze zu Bosnien und Herzegowina- dass viele den Weg dahin scheuen.

Ob er sich lohnt? Nun – ich habe versucht, es für euch herauszufinden.

Wir starten früh am Morgen vom Campingplatz Plitvice Holiday Resort, von wo aus wir in den Tagen zuvor den Nationalpark Plitvicka jezera (Plitvicer Seen) erkundet haben.

Auf der D1

Die meisten Besucher führt der Weg ja von hier aus nach Westen Richtung Küste. Wir nehmen heute allerdings die Nationalstraße D 1, die uns schon von der slowenischen Grenze bis zu den Plitvicer Seen geführt hat.

Mit 426 Kilometern ist sie die zweitlängste kroatische Nationalstraße und endet in Split. 170 Kilometer davon fahren wir heute zu unserem Ziel, der Cetina Quelle.

Die D1 ist super ausgebaut. Kein Wunder – ist sie doch eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen des Landes.

Und spannend ist die Fahrt auf jeden Fall. Abseits der großen Touristenrouten fahren wir durch das kroatische Hinterland und entdecken viel Interessantes.

Das kroatisch-bosnische Grenzland

Die Landschaft ist abwechslungsreich und die einsame Weite erinnert uns an manchen Stellen an den Südwesten der USA.

 

Kein Wunder, dass hier in den 60er Jahren die Drehorte für jede Menge Karl-May-Filme waren.

Leider entdecken wir aber noch etliche Spuren der traurigen Vergangenheit Kroatiens:  des sogenannten „Kroatien-Krieges“. Zwischen 1991 und 1995 bekämpften sich besonders hier im Landesinneren die kroatische Armee und die Soldaten der selbstproklamierten „Republik Serbische Krajina“ (die hier in Kroatien lebende serbische Bevölkerung wollte einen selbständigen Staat und sich später Serbien angliedern). 

Massaker an der Zivilbevölkerung, ethnische Säuberungen und massive Plünderungen fanden hier, mitten in Europa, statt! Das ist zwar inzwischen über 25 Jahre her, aber die Spuren finden sich hier noch immer!

Jede Menge halbfertige, verlassene oder wieder verfallene Häuser! Manchmal sogar noch mit Einschusslöchern!

Bedrückend und unglaublich!

Diese Gegend hat nichts gemeinsam mit den modernen Urlaubsorten an der Küste!

In der Stadt Knin mit ihrer imposanten Burg (übrigens damals die „Hauptstadt“ der „ Republik „Serbische Krajina“) machen wir noch einen kleinen Stopp, um uns noch mit Leckereien für ein Picknick einzudecken.

Dann geht’s auf das letzte Stück Weg, immer mit Blick auf das imposante Dinara-Gebirge, an dessen Rand unser Ziel liegt.

Der Fluss Cetina

ist mit etwa 100 Kilometern der längste Fluss Dalmatiens.

Er entspringt im Dinara-Gebirge, durchfließt den Peruća-Stausee (kroat. Perućko jezero),

den Karst und grüne Ebenen,

hat auf den letzten Kilometern vor dem Meer einen imposanten Canyon geschaffen und mündet in Omiš in das Mittelmeer.

Er hat mehrere Quellen (die Anzahl variiert in den Informationsquellen zwischen drei und acht), wovon die größte die Glavaš -Quelle ist, zu der wir gerade unterwegs sind.

Etwa zwei Kilometer davor verlassen wir die D1 und rumpeln auf einer recht schlechten Straße Richtung Cetina.

Am Ende des Ortes sind wir plötzlich und unerwartet schon da:

Glavaš

Erstmal sehen wir nur die wunderschöne kleine serbisch-orthodoxe Kirche Vaznesenja Gospodnjeg“(„Christi Himmelfahrt“).

Dass hier in dieser Gegend bis heute noch viele Serben leben, können wir übrigens auch an den in kyrillischen Buchstaben beschrifteten Grabsteinen des Friedhofs von Cetina erkennen

Idyllisch steht das Kirchlein hier, doch es ist leider geschlossen und wir können es nur von außen bewundern.

Unser eigentliches Ziel, das Drachenauge, liegt ein ganzes Stück tiefer unten im Tal und ist von der Straße aus erstmal nicht zu sehen.

Gleich neben der Kirche aber ist eine Holzplattform, von der aus wir den ersten Blick auf das „Blue Eye“ haben.

Wow!

Diese verschiedenen Grün-Türkis-Blautöne sind einfach faszinierend!

Und ganz in der Mitte das kräftige Dunkelblau, das vage erkennen lässt, dass es hier sehr tief runter geht.

Wie in einen tiefen Schlund oder tatsächlich das Auge eines Drachen!

In 125 Metern Tiefe soll hier das klare Quellwasser entspringen, das Becken auffüllen und dann wegfließen auf seinem Weg zum Meer …

Das müssen wir uns jetzt doch näher ansehen und machen uns auf dem Weg nach unten!

Infotafeln weisen uns auf die Einzigartigkeit dieser Quelle hin!

Wir sind nicht alleine hier heute, aber es ist nicht übermäßig viel los. Es ist ja auch schon Ende September. Zur Haupturlaubszeit soll es hier aber anders aussehen. Ich glaube, dann ist von der Idylle, die wir heute erleben dürfen, nichts zu spüren.

Ein paar wenige Mutige wagen sich ins Wasser.

 Ich überlege es mir auch einen Moment, denn erstens werde ich von den Farben und dem klaren Wasser fast magisch angezogen, und zweitens würde ich gern mal mit der Taucherbrille den Blick in den Abgrund wagen.

Doch die spitzen Schreie der Bade-Enthusiasten, wenn sie langsam die Schritte in den Teich wagen, schreckt mich ab: eiskalt soll das Wasser sein!!!

Nö, dann lasse ich es lieber.

An heißen Hochsommertagen kann ich mir ein Bad hier aber durchaus als willkommene Abkühlung vorstellen.

Übrigens: Glavaš ist ein Hotspot für Höhlentaucher, denn in den Tiefen der Quelle soll sich ein beeindruckendes Höhlenlabyrinth befinden. Ganz ungefährlich soll das allerdings nicht sein.

Ob das einer war? Ich finde es nicht heraus.

Heute allerdings sind keine Taucher hier unterwegs.

Anmerkung: Ich habe von mehreren Lesern den Hinweis bekommen, dass das Baden hier verboten wäre. Tatsächlich haben wir bei unserem Aufenthalt keine Verbotsschilder diesbezüglich gesehen. Vielleicht waren sie aber auch verbotenerweise entfernt worden. Deshalb meine Bitte an alle Besucher: bitte vorher informieren, welche aktuellen Vorschriften gelten!

Einmal umrunden wir die Quelle, machen natürlich jede Menge Fotos und steigen die Stufen wieder hinauf bis zur Kirche, wo wir unseren „Beni“ geparkt haben. Hier oben, neben der Aussichtsplattform, finden wir ein Tischchen, wo wir unser geplantes Picknick machen können.

Ja, wir hätten uns auch vielleicht idyllischer unten am Wasser niederlassen können, hatten aber ganz ehrlich keine Lust darauf, alles den Hügel runter zu schleppen.

 

Gestärkt und mit einem letzten Blick aufs Drachenauge machen wir uns wieder auf den Weg und fahren weiter Richtung Meer.

Mein Fazit:

die Glavaš -Quelle aka Drachenauge aka Blue Eye ist tatsächlich ein sehr außergewöhnliches Naturwunder!

So wirklich erkennen kann man allerdings die verschiedenen Farbschattierungen nur von oben und am besten mit einer Drohne (und da ärgert es mich sehr, dass ausgerechnet hier unsere Drohne nicht richtig funktioniert hat und leider die Farben nicht so wirklich toll wiedergibt)

Meiner Meinung nach lohnt sich eine Extrafahrt hierher nur, wenn man passionierter Fotograf oder Taucher ist. Ansonsten hat man eigentlich in wenigen Minuten alles gesehen und direkt am Wasser ist die Quelle auch kein anderes Erlebnis als jeder andere naturbelassene See.

Interessant ist die Gegend und besonders das nahe Dinara-Gebirge in erster Linie für Wanderer und Mountainbiker.

Wir haben es trotzdem nicht bereut, hierher gekommen zu sein, denn allein die Fahrt durch diese abgelegene Gegend abseits der Touristenströme war ein anderes und für mich absolut lohnenswertes Kennenlernen des wunderschönen Landes Kroatien!

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One thought on “Eiskaltes Drachenauge – die Cetina-Quelle Glavaš in Kroatien

  1. Wir waren auch am Blue Eye – eine beeindruckende Quelle. Zum Baden aber viel zu kalt und wird unter 10 Grad gehabt haben. Die Kirche oberhalb haben wir auch angesehen, aber sie war verschlossen. Für uns ging es danach weiter zur Pločasti Bridge und dem Perucko Jezero.

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