Als wir Familie und Freunden erzählten, dass wir Wanderurlaub in Jenesien auf dem Salten machen würden, sahen wir in viele fragende Gesichter. Wo? Jenesien? Das klingt aber nach einer recht unbekannten, fast exotischen Gegend-irgendwo weit weg, vielleicht in Zentralasien?
Schmunzelnd klärten wir aber auf: gerade einmal knapp 300 Kilometer südlich von München, in Südtirol, nur einen Katzensprung von Bozen entfernt, liegt dieses Kleinod.
Seit vielen Jahren reisen wir immer wieder nach Südtirol, kennen das Vinschgau mit seinen Seitentälern und auch die Dolomiten recht gut, aber Jenesien und der Salten waren für uns eine Neuentdeckung. Aber eine absolut lohnenswerte!
Mit unserem Camper winden wir uns die hervorragend ausgebaute Panoramastraße von Bozen hinauf. Angesichts der vielen schönen Kurven sehnt sich mein Mann nach seinem Motorrad.
Nach einer weiteren Biegung (wir sind inzwischen auf etwa 1000 Meter Höhe) haben wir mit einem Mal Ausblick auf einen wunderschön gelegenen Ort – Jenesien!
Der Name kommt übrigens vom Soldatenheiligen Genesius von Rom, dem Schutzpatron der Pfarrkirche des Ortes, der 1186 als „Mons sancti Genesii“ (Jenesienberg) ersturkundlich genannt wird.
Auf seiner Tourismus-Webseite wirbt die Gemeinde Jenesien (der Hauptort hat etwa 1700 Einwohner, dazu kommen noch einige kleine Ortsteile mit noch zusammen etwa 1200 Bewohnern) mit einigen Superlativen:
Wussten Sie, dass ….
• Jenesien die meisten Sonnenstunden in Südtirol zählt?
• sich oberhalb Jenesien das größte Lärchenhochplateau Europas befindet, der „Salten“?
• 300 km Wanderwege hier auf Sie warten?
• Jenesien die Gemeinde mit den meisten Kastanienbäumen in Südtirol ist?
• Jenesien der Ursprungsort der Haflingerpferde ist?
• Jenesien die Gemeinde in Südtirol mit den meisten Reitställen und Haflingerpferden ist?
• Jenesien eine der grössten und modernsten Tierkliniken in Südtirol hat, die „Tierklinik Salten“?
Das klingt spannend und wir werden die nächsten Tage nutzen, diese Gegend zu erkunden.
Die Straße SP99 führt uns von Jenesien aber erst noch etwa 5 Kilometer weiter den Berg hinauf zum Ortsteil Flaas.
Dort hat erst vor wenigen Jahren Familie Gasser einen wunderschönen neuen Campingplatz eröffnet.
Camping Chalet Salten
Auf Terrassen am Hang des Tschögglbergs angelegt, gehören die Stellplätze zu den schönsten, die ich in meinem langen Campingleben kennenlernen durfte.
Der freie Blick auf die Dolomiten (Seiser Alm, Schlernmassiv, Rosengarten und Latemar) ist einfach atemberaubend.
Da braucht man nicht mehr zum Glück als einen Stuhl (und vielleicht noch ein Gläschen Wein…)
Die Sanitäranlagen sind im Haupthaus und hervorragend (natürlich sehr neu, sehr sauber, modern und beheizt).
Zur Rezeption gehört ein kleines Geschäft, in dem man Frühstücksbrötchen bestellen kann und auch die notwendigsten Sachen kaufen kann.
Ein Restaurant ist nicht direkt am Platz, allerdings bietet Familie Gasser morgens Frühstücksbuffet und abends Pizza an (verhungern muss man also nicht).
Außerdem befindet sich nur 150 Meter entfernt das Bergrestaurant Gasthof Tomanegger.
Wer nicht mit eigenem Schlafplatz im Schlepptau anreist, kann auf dem Campingplatz auch eines der vier wunderschönen Chalets mieten.
Familie Gasser
I-39050 Jenesien
Flaaserstraße 26/C
Südtirol/Italien
Wir befinden uns hier am Rand des Salten, des größten Lärchenhochplateaus Europas. Direkt am Campingplatz beginnt einer der Wanderwege, auf denen man diese wunderschöne Landschaft erkunden kann.
Wander- und Mountainbike-Paradies Salten
Auf einer Höhe von etwa 1350 Meter bis 1522 Meter erstreckt sich das höchste und größte Lärchenhochplateau Europas – der Salten.
Saftig grüne Wiesen, hohe Lärchen (durch die der Wind rauscht), scheinbar sehr glückliche Kühe, viele freundliche und zutrauliche Haflinger-Pferde und einen atemberaubenden Ausblick in alle Himmelsrichtungen – das ist der Salten.
Das Plateau ist von Wegen durchzogen, auf denen man einfach nur wunderbar wandern oder Fahrrad fahren kann.
Oder einfach mal nur abhängen …
Berührungsängste mit den Tieren sollte man aber nicht haben, führen viele Wanderweg doch direkt über die Weiden. Und neugierig sind die Rinder und Pferde! Scheu haben sie keine, sind sie es doch gewohnt, dass täglich Menschen durch ihr „Wohnzimmer“ gehen.
Der Europäische Fernwanderweg E 5 verläuft als Hauptweg über den Salten.
Vom Gasthof Edelweiß bei Jenesien bis zum höchsten Punkt des Salten, Langfenn, ist der E5 identisch mit dem liebevoll angelegten Sagenweg.
Alle wenige hundert Meter findet sich eine Steele, auf der in drei Sprachen (italienisch, deutsch und englisch) eine Geschichte aus der Gegend erzählt und durch Figuren, die daneben an Bäumen angebracht sind, veranschaulicht wird.
Die Puppen haben wohl schon bessere Zeiten gesehen, aber es ist lustig und kurzweilig, am Weg immer wieder Pausen zu machen und die Sagen zu lesen.
Vermutlich ist der Sagenweg aber in erster Linie dafür gedacht, Kinder mit der Suche nach der nächsten Geschichte bei Laune zu halten, bis endlich der große Spielplatz in Langfenn erreicht ist, und so die Eltern von der obligatorischen Frage „Wann sind wir denn da?“ zu erlösen (der Weg ist übrigens auch für Kinderwägen geeignet).
Schlemmen und Entspannen
Das Ziel der meisten Wanderer und Fahrradfahrer ist irgendwann am Tag dann sicher Langfenn.
Mit 1522 Meter der höchste Punkt des Salten, besteht der kleine Ort aus der kleinen Kirche St. Jakob, einem Bauernhof und dem Gasthof.
Das Kirchlein St. Jakob (dem Patron der Reisenden und Wanderer geweiht) stammt wohl zum größten Teil aus dem 16. Jahrhundert, vermutlich gab es aber schon lange vorher hier eine Kapelle, vielleicht sogar schon in der Bronzezeit eine heidnische Kultstätte.
Der Blick von hier über das Etschtal hinweg Richtung Meraner Bergwelt ist einfach traumhaft.
Der Gasthof ist seit den 1920er Jahren in Familienbesitz und strahlt Südtiroler Gemütlichkeit aus.
Auf der Sonnenterrasse typische Spezialitäten der Region wie die berühmten Knödel zu genießen, sich vom Wandern etwas auszuruhen und den Blick über die herrliche Landschaft schweifen zu lassen – ja, das hat schon ein bisschen was vom Paradies.
Doch halt – wir müssen ja noch weiterwandern! Unser Weg führt uns noch zu einer anderen urigen Hütte – der Gschnoferstall-Hütte auf 1439 Meter.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sprich mehrere Wanderwege, um dorthin zu kommen, und die können mitunter ein bisschen abenteuerlich sein.
Im Gegensatz zum Gasthof Langfenn liegt Gschnoferstall in einer Mulde. Einen weiten Ausblick hat man von hier nicht, aber das macht nichts. Denn Gschnoferstall ist eine Wanderhütte wie aus dem Bilderbuch. Natürlich mit sehr gutem Essen!
Wir waren auch ein bisschen neugierig, weil wir in einigen Bewertungen im Internet zuvor von einer unfreundlichen Wirtin gelesen hatten, die hier nicht immer nett mit ihrem Personal und ihren Gästen umgehen soll. Da wollten wir uns doch mal selbst ein Bild machen. Unser Fazit: wir haben davon nichts bemerkt. Bei unserem ersten Besuch, an einem herrlichen Herbstsonntag, war der Laden proppenvoll, das Personal hatte viel zu tun und war daher etwas gestresst, aber nicht unfreundlich. Bei unserem zweiten Besuch, an einem ruhigeren Wochentag, war alles entspannt und perfekt.
Hier wollten wir eigentlich gar nicht mehr aufbrechen, so gut ging es uns!
Doch irgendwann geht der schönste Wandertag seinem Ende entgegen. Und nach vielen Kilometern auf wunderschönen Wegen, mit grandiosen Ausblicken, idyllischen Eckchen und tierischen Begegnungen
kommen wir wieder am Campingplatz an.
Übrigens: Falls man den Weg nicht zurücklaufen mag, kann man auch den Wanderbus, der an vielen Stellen im Salten-Gebiet hält, nutzen, denn am Campingplatz bzw. gleich daneben, am Gasthof Tomanegger, ist auch eine Bushaltestelle. Von hier aus kann man auch nach Jenesien oder Bozen fahren.
https://www.suedtirols-sueden.info/media/9fee8155-59d8-4851-94cb-6750f05da304/fahrplan-156.pdf
Zum Abschluss eines herrlichen Wandertages werden wir noch mit einem traumhaften Dolomiten-Alpenglühen belohnt:
Und wir sind uns sicher: Zum Salten kehren wir auf jeden Fall wieder zurück!
Anfahrt
Von Deutschland ab München über die A8, A 93, Innsbruck (A13) und den Brenner nach Bozen, von dort über die SP 99 nach Jenesien.
Oder über den Reschenpass oder Jaufenpass nach Meran und von dort die SP 98 über Hafling und die SP 99 nach Flaas/Jenesien.
Landschaftlich sehr schön, aber auch zeitlich aufwendiger, ist die Anfahrt über den Brenner bis nach Sterzing und von dort über das Penserjoch und das Sarnthal nach Bozen.
Wer nicht mit dem Auto auf den Salten hochfahren möchte, kann Jenesien auch mit der Seilbahn oder mit dem Bus von Bozen aus erreichen.
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