Ein Felsengarten ohnegleichen –”Sanspareil” in der Fränkischen Schweiz

„Sanspareil“ – das hört sich doch so ähnlich an wie „Sanssouci“, das prächtige Schloss Friedrichs des Großen in Potsdam. Ich stehe hier aber weit weg von Brandenburg recht einsam in der Fränkischen Schweiz. Aber so ganz ohne Zusammenhang sind diese zwei Orte nicht. Also lasst euch überraschen:

Die Fränkische Schweiz

liegt in Oberfranken, im Dreieck zwischen den Städten Nürnberg, Bamberg und Bayreuth

Nicht weit von unserem Zuhause entfernt, deshalb zieht es uns immer wieder hierher. Denn die Gegend ist einfach ein Naturparadies!

Die tief eingeschnittenen Flusstäler der Wiesent und der Püttlach, die sich idyllisch durch die grüne Landschaft winden, sind zum Wandern, Kanu,  Fahrrad oder ganz besonders auch zum Motorrad fahren einfach ideal.

Mit malerischen Burgen auf den Hügeln und ganz besonders den, durch geologische Aktivitäten vor langer Zeit entstandenen, markanten Felsformationen mit vielen Höhlen, ist es einfach eine traumhafte Gegend.

Die Felsen ziehen jede Menge Kletterer an und auch Mountainbiker kommen hier auf ihre Kosten.

Es gibt kaum etwas, was man hier nicht unternehmen kann – der Freizeitwert ist enorm!

 https://www.fraenkische-schweiz.com/de/

Heute möchte ich euch aber in die nördlichste Ecke der fränkischen Schweiz mitnehmen, in den kleinen Ort Wonsees.

Denn hier, in der Stille der einsamen Landschaft, weit entfernt von jeglichem Massentourismus, verbirgt sich ein ungewöhnliches Schmuckstück – der Felsengarten Sanspareil.

C´est sans pareil!

„Dies ist ohnegleichen“ das soll eine Hofdame der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth ausgerufen haben, als sie erstmals hier in Wonsees war. Im 18. Jahrhundert gehörte es sich für die vornehme Gesellschaft, Französisch zu sprechen. Die einfache Bevölkerung tat sich damit schwer und so wurde daraus der deutsch ausgesprochene Name „Sanspareil“

Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth

Markgräfin Wilhelmine (1709-1758), ursprünglich preußische Prinzessin, war die älteste und auch Lieblingsschwester Friedrichs des Großen. Ebenso kunstsinnig wie ihr Bruder, verwandelte sie ab 1731, nach ihrer Hochzeit mit Friedrich von Brandenburg-Bayreuth, die Fränkische Residenzstadt Bayreuth in eine Kunstmetropole. Die Ermitage, das Neue Schloss und das Markgräfliche Opernhaus (heute UNESCO-Weltkulturerbe) sind heute noch eindrucksvolle Zeugen ihres Wirkens.

In einem für die markgräfliche Jagd seit jeher beliebten Gebiet knapp 30 Kilometer westlich von Bayreuth entdeckte sie einen wunderschönen Buchenwald mit vielen bizarren Felsformationen. „Die Natur selbst war die Baumeisterin“ soll sie darüber gesagt haben. Dieser Ort gefiel ihr so gut, dass sie ihn ab 1744 in eine einzigartige Gartenanlage umgestalten ließ.  Motive der damals sehr beliebten griechischen Mythologie, aber auch der Romantik wurden hier mit der von der Natur geschaffenen außergewöhnlichen Kulisse verbunden – einfach ohnegleichen!

Nicht mehr alles von dem, was Wilhelmine anlegen ließ, hat die Zeiten überdauert. Besonders einige Holzhäuschen sind schon lange verfallen, aber es gibt trotzdem auch heute noch viel zu entdecken.

Sanspareil

Schöne Spazierwege führen heute durch den Park, die meisten davon rollstuhl- bzw. kinderwagengerecht.

Ich möchte euch jetzt auf einen Rundgang mitnehmen und Sanspareil mit euch entdecken:

Burg Zwernitz

Sie sehen wir bei der Anfahrt schon von weitem. Seit dem 12. Jahrhundert thront sie hier auf dem Felsen und gehörte einige Jahrhunderte lang den Hohenzollern.

Bis Markgräfin Wilhelmine diesen Ort entdeckte und „Sanspareil“ daraus gestaltete, hieß das Dörfchen um die Burg auch „Zwernitz“

Unterhalb der Burg entstand ab 1744 ein Gebäudekomplex, von dem heute noch außer dem Küchengebäude

nur noch der wunderschöne

Morgenländische Bau

erhalten ist.

Er ist ein kleines Schlösschen im orientalischen Stil – ein bisschen wie aus einem Märchen aus 1001 Nacht mit vielen schönen Details an seiner Fassade.

Den schönsten Blick auf dieses kleine Märchenschloss habt ihr vom Küchenbau aus über das Parterre. Das ist der kleine (typisch für die Barockzeit) geometrisch angelegte Garten.

Die Burg und der Morgenländische Bau sind derzeit (ab Frühjahr 2020) coronabedingt leider nicht zugänglich.

Hinter dem Morgenländischen Bau beginnt der Wald mit dem Rundgang durch den Felsengarten.

Ihr könnt hier entweder nach Plan alle markanten Punkte ablaufen oder aber euch einfach treiben lassen …

Und gespannt sein, was euch alles erwartet!

Vorbild für die Gestaltung des Felsengartens war übrigens der 1733 erschienene Roman des französischen Autors Francois de Fénelon über das Leben des Telemach, des Sohnes von Odysseus.

Wilhelmine hat deshalb viele Teile des Felsengartens nach Schauplätzen des Buches benannt.

Wie die Grotte der Diana

die Vulkansgrotte

den Aeolosturm

der einst wohl etwas anders aussah

die Sibyllengrotte

oder den Pansitz

Manchmal ist es wie in einem Labyrinth,

manchmal wie auf einer Tour im Gebirge

Fast jeder Fels hat einen Namen:

In der Bärenhöhle lebt übrigens kein Bär, ich habe mich selbst davon überzeugt!

Spannend,  abwechslungsreich, aber auch entspannend ist der Spaziergang!

Vom Belvedere- Felsen haben wir eine wunderschöne Aussicht in die herrliche fränkische Landschaft

(auch wenn es das imposante Gebäude, das früher auf dem Felsen stand, leider nicht mehr gibt)

Dann erreichen wir den unbestrittenen Höhepunkt des ganzen Gartens:

Das Ruinentheater

eine Mischung aus Grotte und künstlicher Ruine. Der Zuschauerraum befindet sich unter einem mächtigen natürlichen Felsenbogen – der Grotte der Calypso.

Der Orchestergraben, die Kulissenbögen und die Rückwand sind aus Bruchsteinen gemauert.

Ich kann mir in dieser grandiosen Kulisse sehr gut vorstellen, dass die früher hier aufgeführten Schauspiele eindrucksvolle Erlebnisse waren.

Heute verleitet das Theater mehr zum Versteckspiel.

Fazit

Sanspareil ist für mich wirklich ein Schmuckstück ohnegleichen. Markgräfin Wilhelmine hat hier ein wunderbares Plätzchen geschaffen, eingebettet in eine fantastische Landschaft.

Es ist für mich verwunderlich, dass es nicht bekannter ist. Aber genau das ist eigentlich das Schöne: Stundenlang gehen wir hier fast alleine spazieren und genießen die Stille des Waldes. Nur wenige andere Besucher sind außer uns unterwegs.

Und das Beste: der Felsengarten ist frei zugänglich und kostet keinen Eintritt!

Wenn ihr noch mehr über Sanspareil wissen möchtet, dann schaut doch mal hier:

https://www.bayreuth-tourismus.de/sehenswertes/wilhelmine/sanspareil/

https://die-fränkische-schweiz.de/felsengarten-sanspareil/

https://www.bayreuth-wilhelmine.de/deutsch/sanspar/felseng.htm

Anfahrt:

Über die A 70 (Bamberg-Bayreuth) die Abfahrt Nr. 21 Schirradorf nehmen und Richtung Hollfeld fahren.  In Wonsees links abbiegen und der Beschilderung nach Sanspareil folgen (6,7 km ab Abfahrt)

Solange die Abfahrt Nr. 21 Schirradorf wegen Bauarbeiten gesperrt ist, die Abfahrt Nr. 20 Stadelhofen nehmen und ebenfalls Richtung Hollfeld fahren. Kurz vor Freienfels links abbiegen und der Beschilderung nach Sanspareil folgen (11,5 km ab Autobahnabfahrt)

Campingtipp:

Oberfranken ist Bierland. Und gerade in der Fränkischen Schweiz gibt es heute noch viele Brauereien mit Gasthöfen und wunderschönen Biergärten.

Auch eine Brauereiwanderung mit mehreren Stationen ist Bierliebhabern zu empfehlen (aber nur, wenn ihr danach nicht mehr fahren müsst!)

https://www.fraenkische-schweiz.com/de/erleben/aktiv/wandern/brauereiwandern/brauereiwandern.html

Am besten ist so eine Bierverkostung natürlich, wenn ihr gleich vor Ort auch übernachten könnt.

Die Brauerei Reichold in Hochstahl bietet neben Gästezimmern auch einen neu hergerichteten Stellplatz für 38 Wohnmobile an. Es gibt eine Ver- und Entsorgungsstation, Strom, Duschen (1,00 € für 2 Minuten) und Toiletten. Ihr steht mit eurem Camper idyllisch auf einer schönen Wiese mit gepflasterten Stellplätzen hinter der Brauerei.

Kosten: 10,00 € pro Nacht sowie 2,00 € für Strom

Infos und Anfahrt:

https://www.brauerei-reichold.de/wohnmobilstellplaetze

 

Hochstahl liegt etwa 15 Kilometer südlich von Sanspareil.

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