Zwischen Deichen, Sand und Grachten – ein Wochenende auf Eiderstedt

Die Halbinsel Eiderstedt in Nordfriesland – nach über 30 Jahren zieht es uns für ein verlängertes Wochenende mal wieder hierhin. Nordseeluft schnuppern, frische Fischbrötchen essen, durch die Weite der nordfriesischen Landschaft radeln und ein wenig Kanu paddeln- das sind unsere Pläne. Dann also los…

Die Halbinsel Eiderstedt

ragt an der Westküste Schleswig-Holsteins etwa 30 Kilometer in die Nordsee hinein. Nach Südosten wird sie vom Flusslauf der Eider begrenzt.

Geprägt ist sie von Salzwiesen, dem Wattenmeer und saftigen grünen Deichwiesen, auf denen unzählige Schafe weiden. Eine herrlich idyllische Landschaft!

Unser „base camp“ für das Wochenende hier ist der

Wohnmobilhafen Eiderblick in Tönning

Er liegt direkt an der Eider, die ab hier in einem breiten Mündungstrichter noch etwa 15 Kilometer bis zur Nordsee fließt.

Wir haben uns (entgegen unserer Gewohnheiten) für drei Tage einen Stellplatz reserviert, weil wir unbedingt direkt mit Blick aufs Wasser stehen wollten.

Und das hat sich gelohnt!

Der Wohnmobilhafen „Eiderblick“ gehört wie auch der nur wenige hundert Meter entfernte Wohnmobilhafen Kapitänshaus und der nahe Campingplatz Tönning zum „Comfort-Camp Eider“

33 Stellplätze gibt es hier, neun davon direkt mit Eiderblick.

Die einzelnen Stellplätze sind nicht groß und deshalb bis auf vier Plätze im hinteren Teil nur für Fahrzeuge bis 7 Meter geeignet. Aber sie sind schön angelegt.

Beim „Check-In“ am Eingang des Platzes zahlt ihr direkt am Automaten und erhaltet eine aufladbare Karte zur Strom- und Sanitärnutzung.

Auf dem Stellplatz gibt es gute und sehr saubere Sanitäranlagen, ein Geschirrspülbecken, Waschmaschinen und Trockner und natürlich eine Ver- und Entsorgung.

Preise: Wohnmobilhafen Eiderblick – Campingplatz in Tönning (campingplatz-toenning.de)

Uns hat der Stellplatz sehr gut gefallen und wir empfehlen ihn gern weiter.

Besonders die Lage fanden wir sehr schön. Der Blick auf die Eider war zu jeder Tageszeit richtig toll.

Gleich neben dem Stellplatz liegt der Tönninger Badestrand mit Kiosk, Spielplätzen (auch einem schönen Wasserspielplatz für die Kleinen) und Sportmöglichkeiten.

Witzig sind die „Strandkarren“, in denen man am Badestand auch übernachten kann.

Schäferstrandwagen am Tönninger Strand in Tönning, Schleswig-Holstein, Deutschland – Airbnb

In nicht einmal einem Kilometer Entfernung (etwa 10 Minuten zu Fuß, mit dem Rad natürlich noch schneller) erreichen wir vom Stellplatz aus den Ortskern von

Tönning

einem kleinen Ort mit großer Geschichte.

Bereits 1187 erstmals erwähnt entwickelte sich der kleine Ort an der Eider etwa ab 1600 zu einer bedeutenden Handelsstadt. Der Tönninger Hafen war einer der größten Umschlagplätze für Waren aller Art. Das historische Packhaus am Hafen von 1793 war damals eines der größten Speichergebäude an der Küste (77,5 Meter lang!)

 

Noch wichtiger wurde Tönning ab 1784. Dann damals wurde der Eider-Kanal (oder auch Schleswig-Holsteiner Kanal genannt) eröffnet. Er verband die Kieler Förde mit dem Flusslauf der Untereider bei Rendsburg und war somit zusammen mit der Eider die erste Wasserstraße zwischen Nord- und Ostsee!

Etwa 100 Jahre später (1895) wurde ein Stück südlicher der viel größere Nord-Ostsee-Kanal eröffnet und Tönning verlor mehr und mehr seine Bedeutung als Hafenstadt. Heute ist es ein beschauliches Städtchen mit etwa 5000 Einwohnern.

Nach der doch langen Anreise in den Norden haben wir heute aber keine Lust mehr auf eine große Sightseeing-Tour, sondern lassen uns lieber gemütlich in der „Alten Werft“ auf zwei Liegestühlen direkt am Hafen nieder.

Welche ein toller Ort zum Chillen!

So schön der erste Tag geendet hatte, so schön begrüßt uns der nächste Tag leider nicht. Tja, so ist das halt im Norden: Schietwetter!!

Gelegenheit, nach dem Frühstück Tönning ein wenig näher zu erkunden (auch wenn das bei schönem Wetter natürlich angenehmer gewesen wäre).

Wir entdecken

den Marktplatz mit der St. Laurentius Kirche

den Schlossgarten

Das Tönninger Schloss, das einst im späten 16. Jahrhundert der aufwändigste Schlossbau der Schleswig-Holsteinischen Westküste war, wurde bereits 1735 vom damaligen dänischen König wieder abgerissen und kann heute nur als kleines Modell im ehemaligen Wassergraben gefunden werden.

viele schöne alte Häuser

wie das Schifferhaus

Am imposantesten ist natürlich das Packhaus, das immer zur Weihnachtszeit hübsch geschmückt und erleuchtet, zum „längsten Adventskalender der Welt“ wird (zumindest wirbt die Stadt damit). Es beherbergt heute das Stadtmuseum und bietet Veranstaltungen wie Krabbenpulen und Mondscheinkino an.

Förderverein | Tönninger Packhaus (xn--packhaus-tnning-itb.de)

Überall in der Stadt verteilt finden wir noch alte Stadtansichten, die an die große Geschichte Tönnings erinnern sollen.

Heute eine der größten Attraktionen der Stadt ist das

Multimar Wattforum

Das Wattenmeer ist ein Naturwunder. Schon in den 1980er Jahren wurden zu seinem Schutz der schleswig-holsteinische und der niedersächsische „Nationalpark Wattenmeer“ gegründet, kurz danach auch der des Landes Hamburg. 2009 dann wurde das Wattenmeer von der UNESCO in die Welterbeliste aufgenommen und ist seitdem, wie auch das australische Barrier Reef oder die Serengeti in Tansania, als schützenswertes Weltnaturerbe anerkannt. Es zieht sich über mehr als 11.000 Quadratkilometer an der Westküste Dänemarks beginnend, über Nord- und Ostfriesland bis in die Niederlande und ist die größte Wildnis im dichtbevölkerten Mitteleuropa. 10.000 Tier- und Pflanzenarten wie Schweinswal und Kegelrobbe, Wattwurm und Herzmuschel, Besenheide und Blasentang sind hier zu finden. Und natürlich Millionen Vögel wie Silbermöwen, Austernfischer, Nonnengänse und sogar den Seeadler kann man hier beobachten.

Nationalparke im Wattenmeer – Nationalpark Wattenmeer (nationalpark-wattenmeer.de)

Das „Multimar Wattforum“ in Tönning ist das größte Informationszentrum über den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer“ im Innen- und Außenbereich erfährt man viel Wissenswertes über die Lebewesen des Wattenmeers und ihren Lebensraum. Ausstellungen, Ratespiele und ganz besonders die Aquarien sollen vor allem auch Kinder für diese einzigartige und schützenswerte Landschaft sensibilisieren.

Entdecke eine ganze Welt | Multimar Wattforum (multimar-wattforum.de)

Wir begnügen uns heute allerdings mit einem Blick von außen auf das Wattforum, da heute, in der Ferienzeit und bei eher schlechtem Wetter, ein ziemlicher Andrang herrscht.

Da kommen wir doch lieber mal zu einer ruhigeren Zeit hierher zurück.

Wer sich auf bequeme, aber informative Weise dem Wattenmeer nähern möchte, kann von Tönning aus auch mit dem Schiff Ausflugsfahrten unternehmen:

ab Tönning – Adler Schiffe (adler-schiffe.de)

 

Am Nachmittag verzieht sich dann endlich das schlechte Wetter und die Sonne lässt sich blicken.

Wir beschließen, den bekanntesten Ort Eiderstedts und gleichzeitig den besucherstärksten Ferienort in Schleswig-Holsteins zu besuchen:

St. Peter-Ording

Aus den vier Ortsteilen Böhl, Bad, Dorf und Ording zusammengesetzt zieht sich St. Petr Ording kilometerlang an der westlichen Spitze Eiderstedts an der Nordsee entlang. Und kann somit mit einem Strand von 12 Kilometern Länge aufwarten.  An manchen Stellen ist dieser feine Sandstrand bis zu zwei Kilometern breit und bietet dort ein in Deutschland einzigartiges Erlebnis an: an zwei Stellen in den Ortsteilen Böhl und Ording darf man mit dem Auto auf den Strand und ganz nah ans Meer fahren!

Vorausgesetzt man zahlt 12 € (in Ording) bzw. 10 € (in Böhl) Parkgebühr und hält sich an die Regeln (denn wir befinden uns ja im Nationalpark), kann man, wenn man möchte, den ganzen Tag (von 7.30 Uhr bis 22.30 Uhr) hier am Strand verbringen. Übernachten ist (zum Leidwesen vieler Camper, aber aus verständlichen Gründen) absolut verboten!

Aber Vorsicht: nicht in zu tiefen Sand geraten!

Baden oder auch nur die Füße ins Wasser halten, picknicken, spielen und die für St. Peter Ording typischen Pfahlbauten, die Restaurants, Cafe´s oder auch Toiletten beherbergen, betrachten.

Wir genießen jedenfalls den Abend hier noch bis zum Sonnenuntergang!

Einsam sind wir hier aber nicht.

Am nächsten Morgen wachen wir auf unserem Stellplatz bei herrlichen Sonnenschein auf.

 

Dann können wir heute endlich mal eine ausgiebige Radtour machen. Nach dem Frühstück geht´s los:

Unser Weg führt uns zunächst ins Landesinnere, weg von der Nordseeküste, den Flusslauf der Eider hinauf.

Denn etwa 20 Kilometer nordöstlich von Tönning liegt ein Städtchen, das wir vor mehr als 30 Jahren ein einziges Mal besucht haben, das mir aber als sehr schön in Erinnerung geblieben ist:

Die „Holländerstadt“ Friedrichstadt

Herzog Friedrich III zu Schleswig-Gottorf wollte im 17. Jahrhundert am Zusammenfluss der Eider und der Treene eine neue Hafenstadt und Handelsmetropole erbauen. Doch dazu musste der Marsch zwischen Nordsee und den Flüssen Land abgetrotzt werden. Deshalb suchte er Unterstützung in einem Land, das damit bereits viel Erfahrung hatte – den Niederlanden. Der Anreiz, weshalb sich Niederländer in seinem „Friedrichstadt“ niederlassen sollten, war die ihnen gewährte Religionsfreiheit. So wurde Friedrichstadt die Heimat vieler Glaubensflüchtlinge, vor allem der sogenannten Remonstranten, die es bis heute noch in der Stadt gibt. Friedrichstadt gilt bis heute als Stadt der Freiheit und Toleranz.

Die Spuren der niederländischen Gründer haben sich in Friedrichstadt bis heute bewahrt: viele alte Handelshäuser mit Treppengiebeln und die von Grachten durchzogene Altstadt mit ihren blumengeschmückten Holzbrücken geben uns das Gefühl, wirklich in Holland zu sein. „Klein-Amsterdam“- dieser Beiname passt tatsächlich gut!

Klein, gemütlich, idyllisch – Friedrichstadt ist wirklich einen Besuch wert!

Weitere Infos: Friedrichstadt – Ein Ort der Dich unverhofft glücklicher macht

Wir entdecken das Städtchen aber heute einmal anders – nämlich von Wasser aus!

Neben organisierten Grachtenfahrten auf einem Ausflugsboot mit Erläuterungen des Bootsführers (http://Grachtenfahrten Friedrichstadt)

könnt ihr auch auf eigenen Faust mit SUP oder Kanu die Siele, Gräben und Flüsse Friedrichstadts erkunden.

Wir leihen uns für zwei Stunden ein Kanu bei Kanu Kunterbunt (nur einen Katzensprung vom Marktplatz entfernt direkt am Ostersielzug)

http://- Startseite (kanu-kunterbunt.de)

und paddeln gemütlich auf den Grachten bis in den Alten und Neuen Hafen und auf die Treene.

Bei diesem schönen Wetter ein herrliches Erlebnis! Absolut empfehlenswert!

Nach einer kleinen Stärkung mit Holländischen Pommes am Marktplatz nach dem Kanufahren schwingen wir uns wieder auf unsere Räder.

Denn wir haben noch eine ordentliche Tour vor uns. Wir wollen nämlich noch einmal nach St. Peter Ording.

Knapp 40 Kilometer radeln wir einmal quer über die Halbinsel Eiderstedt von Ost nach West.

Zum größten Teil auf schön angelegten Radwegen abseits des Autoverkehrs genießen wir wie wunderschöne Landschaft und lassen uns den Wind um die Nase wehen. Herrlich!

 

In St. Peter Ording angekommen gibt´s für uns heute nur ein Ziel (das wir gestern nicht anpeilen konnte, weil wir für Fred im Ort keinen Parkplatz gefunden haben)

GOSCH an Buhne 1

Denn ein Fischbrötchen an diesem, uns vor allem aus Sylt bekannten, Bistro muss einfach sein. Und wir haben das Glück, dass heute sogar GOSCH-Festival mit Live-Musik ist!

Doch so schön entpannend es hier im warmen Abendlicht ist – wir müssen weiter. Denn wir haben ja noch unseren Heimweg, etwa 25 Kilometer zurück nach Tönning, vor uns.

Aber der ist ein Traum! Er führt uns auf einem Fahrrad- und Fußweg direkt am Meer entlang zwischen Deich und Watt durch etliche Schafsweiden. Um diese Uhrzeit sind wir fast ganz alleine im besten Abendlicht unterwegs (abgesehen natürlich von den Schafen, die sich aber, von uns eher unbeeindruckt, nicht in ihrem friedlichen Leben stören lassen) und es ist einfach nur wunderschön!

Am (leider bereits geschlossenen) NABU Naturzentrum Katinger Watt verlassen wir das Meer und fahren landeinwärts durch das Vogelparadies Katinger Watt und der Eider entlang zurück zu unserem Stellplatz.

Ein herrlicher Ausflug!

Am nächsten Morgen heißt es für uns: Abschied nehmen von Eiderstedt, denn unser verlängertes Wochenende im Norden geht leider zu Ende.

Unser letzter Stopp auf der Halbinsel ist einer der wichtigsten Orte für diese Region, nämlich das

Eider-Sperrwerk

etwa 15 Kilometer unterhalb von Tönning an der Mündung der Eider in die Nordsee.

Die größte Gefahr, die hier an der Nordsee seit Jahrhunderten die Menschen bedroht, sind Sturmfluten. Und besonders die gezeitenabhängigen Küstengewässer wie die breite Eidermündung waren bis weit ins Landesinnere sehr anfällig für starke Überflutungen.

Deshalb wurde hier „zur Abwehr von Sturmfluten, Sicherung der Vorflut und Erhaltung der Schifffahrt“ ab 1967 ein riesiges Sperrwerk an der Eidermündung gebaut. Es ist das größte deutsche Küstenschutzbauwerk.

Sehr beeindruckend ist diese Konstruktion, auf die von beiden Seiten von der Straße aus Treppen bzw. ein Radweg auf die Aussichtsplattform führt, auf der das gesamte Sperrwerk zu Fuß oder mit dem Fahrrad überquert werden kann.

Fünf jeweils 40 m breite Sielöffnungen, durch Pfeiler begrenzt und durch Spannbetonträger überbrückt, sind der auffälligste und imposanteste Teil des Bauwerks.

Im Inneren sind die Wehrträger als Straßentunnel für den Kraftfahrzeugverkehr ausgebaut. Als Sielverschlüsse sind stählerne Segmenttore eingebaut worden, die sich nach Bedarf Heben und Senken lassen und so den Zu- und Abfluss des Wassers in die Eider steuern können.

Wirklich überwältigend und auch ein wenig einschüchternd, von oben zu beobachten, welche Wassermassen jetzt, bei Flut, hier durchbrodeln.

Zur Besichtigung parkt ihr übrigens am besten auf dem Parkplatz des Aussichtspavillons am südlichen Ende des Sperrwerks.

Mehr Infos: https://www.wsa-elbe-nordsee.wsv.de/Webs/WSA/Elbe-Nordsee/DE/1_Wasserstrassen/2_BauwerkeAnlagen/Sperrwerke/EiderSperrwerk/eiderSperrwerk_node.html

Für den Schiffsverkehr gibt es nördlich des Siels eine Schifffahrtsschleuse, über die die Straße, bevor sie in den Tunnel durch das Sperrwerk führt, mit einer Klappbrücke geführt wird.

Führungen über das Eider-Sperrwerk bietet übrigens der Tourismusverein Wesselburen an

http://Eidersperrwerk, Wesselburenerkoog | Dithmarschen (echt-dithmarschen.de)

 

Das war doch nochmal ein beeindruckender Abschluss unseres Ausflugs nach Eiderstedt. Für uns geht´s jetzt nach Hause, aber wir kommen wieder. Ihr vielleicht auch mal? Ich kann es euch nur empfehlen!

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