Seit knapp zwei Jahren sind wir mit unserem Fred, einem Mercedes Sprinter 4×4, unterwegs und haben ihn ja auch schon immer mal auf unbefestigten Straßen wie z.B. in Spanien (siehe https://roaddreamin.de/wuesten-canyons-und-rote-felsen-amerika-feeling-in-spanien/) und auf Eis und Schnee in Schweden (siehe https://roaddreamin.de/winter-camping-abenteuer-in-schweden/) getestet.

Aber was kann er wirklich Offroad?
Und wie reagiert er in brenzligen Situationen?
Das wollen wir genauer herausfinden und zwar bei einem Mercedes Sprinter 4×4 Training.

Wie das abgelaufen ist und was wir dabei so erlebt haben, erfahrt ihr jetzt:

Seit fast 20 Jahren bietet die
TUFA GmbH
mit Sitz in Radolfzell unter dem Motto „Du willst gewohnte Pfade verlassen? Wir zeigen Dir den Weg.“ vor allem in Zusammenarbeit mit Mercedes Benz verschiedene Kurse, Trainings und Events zum Thema „Offroad & Outdoor“ an.
offroad und outoor-events | Tufa GmbH
Im großen Angebot von Tufa ist für uns das
Reisemobil 4x4 Training
am Interessantesten. Es ist ein Ein-Tages-Training (9.00 Uhr bis 16.30 Uhr) in einer kleinen Gruppe.

Daran anschließend, entweder gleich am nächsten Tag oder auch irgendwann später, gäbe es auch noch ein weiteres eintägiges Aufbautraining.
Wir entscheiden uns aber zunächst mal für das Grundtraining, das an einem Samstag stattfindet.
4×4 Reisemobil Training | Tufa GmbH
Buchung und Kosten
Die Buchung können wir völlig unkompliziert über die Homepage der Tufa GmbH vornehmen. Die Bestätigung, alle notwendigen Infos und auch die Rechnung erhalten wir per Email. Zuverlässig und nett – da gibt´s absolut nichts zu meckern.
Die Kosten für das eintägige Training? Für zwei Personen (Fahrer und Beifahrer) inklusive Verpflegung 699,00 €.

Trainingsgelände
Im (noch aktiven) Kieswerk der Firma Dünkel im schwäbischen Maselheim (15 Km von Biberach a.d. Riß entfernt) hat Tufa einen Teil des Geländes für die Trainings gepachtet.




Es gibt einen großen Parkplatz, auf dem mit den Campern auch Übernachtungen vor, während und nach den Trainings möglich sind, einen Hangar mit einer großen Halle und Toiletten, und verschiedene Geländeabschnitte für die diversen Trainingseinheiten.

Begrüßung:
Der Trainingstag startet morgens um 9 Uhr mit einem kleinen Frühstück im Hangar und dem Kennenlernen der Trainer und der anderen Teilnehmer.



13 Reisemobile, 25 Menschen, 2 Hunde – eine bunt gewürfelte Gruppe mit unterschiedlichen 4×4-Fahrzeugen, die aber alle die gleiche Leidenschaft teilen: Reisen und Campen. Schnell stellt sich heraus, dass diese Gemeinsamkeit uns alle verbindet und wir verstehen uns innerhalb kürzester Zeit super!
Unsere Trainer sind Gregor und Tosch – beide super nett, erfahren und kompetent!

Theorie:

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde beginnt bei der zweiten Tasse Kaffee das Training mit dem Theorie-Teil. Ja, das muss sein, bevor es in die Autos geht!

Wie funktioniert ein Allrad-Getriebe? Auf was muss ich im Gelände achten? Was ist eine Differentialsperre und wie funktioniert sie? Wie lerne ich, die Fahrstrecke und das Gelände, das vor mir liegt, zu „lesen“?

Super interessant bekommen wir hier von Gregor die notwendigen theoretischen Grundlagen für das Offroad-Gelände-Fahren mit unserem 4×4-Sprinter vermittelt.


Alles besprochen? Dann wird jedes Fahrzeug noch zur Kommunikation mit dem Trainer während des Fahrens mit einem Walkie Talkie ausgerüstet und es geht los!

Wir werden von den Trainern in zwei Gruppen aufgeteilt: sieben Fahrzeuge in Gregors Gruppe (diejenigen, die wie wir einen eintägigen Kurs gebucht haben), die anderen sechs Fahrzeuge, die am nächsten Tag gleich noch das Aufbautraining machen werden, fahren mit Tosch.
Jetzt also ab ins Gelände!


Erste Übung: Einweisen

Bei der ersten Übung ist die Zusammenarbeit zwischen Fahrer und Beifahrer gefragt. Wir lernen, wie der Beifahrer den Fahrer mit dem Fahrzeug rückwärts durch eine Geländestrecke lotst. Um Kurven, durchs Wasser, einen kleinen Hügel hinauf und wieder hinunter, durch eine Pylonenstrecke – und das alles mit nur wenigen Kommandos und Handzeichen!

Nicht unbedingt einfach (Missverständnisse und kleinere Unstimmigkeiten zwischen den Beteiligten, meist Mann und Frau, inbegriffen), aber super lehrreich!
Mittagspause
Mit einem kurzen Ausblick auf das Nachmittagsprogramm geht es dann zur Mittagspause zurück zum Hangar.

Bei einem kleinen Mittagsessen mit anschließendem Verdauungskaffee werden schon die ersten Erfahrungen ausgetauscht.
Gestärkt und ein bisschen ausgeruht starten wir in die zweite Tageshälfte, die wir ausschließlich mit Fahrübungen verbringen.
Gleich als erstes nach der Pause gibt´s einen gewaltigen Nervenkitzel

Zweite Übung: Verschränkungsstrecke

Auf einem künstlich angelegten Offroad-Kurs bekommen wir die Feinheiten der Allradtechnik erklärt, und gezeigt, wie wir die Verschränkung unseres Fahrzeugs optimal einsetzen, um voranzukommen, wenn ein Rad (oder auch zwei) keine Traktion mehr hat.

Klingt theoretisch nicht dramatisch, in der Praxis ist der Übungskurs aber so aufgebaut, dass das Fahrzeug bei der Fahrt durch Löcher und Kuhlen sehr spektakulär hin- und herschwankt. Wird der Camper am Ende noch umkippen? Ich verrate so viel: für die Zuschauer draußen wirkt die Durchfahrt durch den Parcours gefährlicher, als wir es im Auto empfinden.


Bei dieser Übung merken wir besonders gut, was unser Fred so alles aushält! Das beruhigt uns schon sehr.
Weiter geht’s zum nächsten Abschnitt:
Dritte Übung: Slalom und Bremsen

Auf einer großen Schotterfläche ist mit Pylonen eine Slalomstrecke und ein Bremsbereich aufgebaut. In einigen Durchgängen können wir mehrmals mit wechselnder Geschwindigkeit das Fahr- und Bremsverhalten von Fred auf unbefestigtem Untergrund testen.
Aber genauso gut sehen wir dabei die Stabilität unserer Schränke und ob wir im Wohnbereich alles gut und sicher verstaut haben! Was fliegt bei einer Vollbremsung alles so durch den Camper? Bei uns glücklicherweise sehr wenig. Wenn wir in den letzten beiden Jahren immer mal wieder mit Fred´s Inneneinrichtung gehadert haben, erkennen wir jetzt doch, dass die Schränke und Schubladen sehr stabil sind und einiges aushalten. Eine durchaus angenehme Nebenerkenntnis des Trainings!

Vierte Übung: geordneter Rückzug
Wie müssen wir reagieren, wenn wir an einem steilen Berg nicht mehr weiterkommen und rückwärts den Weg wieder runterfahren müssen? Das kann auf einem Roadtrip durchaus mal passieren und dann ist es wichtig, den geordneten und ungefährlichen Rückzug anzutreten.
Deshalb lernen wir bei der nächsten Übung, wie wir unser Wohnmobil bergab rückwärts sicher aus schwierigen Situationen herausmanövrieren, ohne die Kontrolle zu verlieren.


Ein wichtiger Skill!
So, jetzt ist die Zeit gekommen, zu üben und unsere neuen Erkenntnisse anzuwenden!

Ab ins Gelände:

Auf einem Rundweg geht es etwa eineinhalb Stunden lang kreuz und quer, rauf und runter durch den Wald.





Steile Ansteige und Abfahrten und Wasserdurchfahrten werden mit Hilfe und Tipps unseres Trainers (per Walkie Talkie) bezwungen. Welch ein Abenteuer und eine super Übung! Hier lernen wir wirklich, mit Fred auch schwierige Passagen zu meistern.



Abschluss:

Gegen 16.30 Uhr kommen wir alle wieder heil ohne irgendwelche Zwischenfälle am Hangar an. Der Tag hat zumindest schmutztechnisch an den Fahrzeugen seine Spuren hinterlassen, die wir aber zum größten Teil gleich wieder an der Waschanlage entfernen können.



In der Halle im Hangar treffen wir uns noch einmal alle auf einen Kaffee oder ein kühles Getränk (zum Glück war es heute nicht so heiß wie in den Tagen zuvor, geschwitzt haben wir trotzdem), lassen den Tag Revue passieren und erhalten von Tufa noch ein kleines Präsent.
Dann ist der offizielle Teil des Trainings beendet.

Der Tag aber noch lange nicht! Im etwa zwei Kilometer entfernten Landgasthof Adler in Äpfingen ist für alle Teilnehmer und Trainer ein Tisch zum Abendessen reserviert (nicht im Trainingspreis inbegriffen) und so lassen wir den Tag bei gutem Essen und vielen guten Gesprächen ausklingen.

Bei so vielen Gleichgesinnten geht der Gesprächsstoff vor allem über Fahrzeuge und Reisen nicht so schnell aus! Und was im Restaurant nicht fertig erzählt war, wurde auf dem Parkplatz des Trainingsgeländes fortgesetzt. Denn fast alle Teilnehmer übernachteten hier sowohl die Nacht vor dem Training als auch danach in ihren Fahrzeugen.


Fazit:

Das Training war super organisiert und sehr gut aufgebaut. Die Trainer verstanden ihren Job und haben uns sehr professionell, aber immer locker und mit viel Witz, alles vermittelt, was wichtig war.
Unsere wichtigste Erkenntnis des Tages war, dass unser Fred als 4×4-Fahrzeug viel mehr kann, als wir zuvor gedacht hatten. Unter Anleitung der Trainer haben wir besonders auf der Geländestrecke Anstiege und Abfahrten überwunden, die wir uns und unserem Fahrzeug wahrscheinlich alleine nie zugetraut hätten. Auch wenn wir auf unseren Roadtrips keine abenteuerlichen Expeditionen in unwegsames Gelände planen und die Skills, die wir im Training gelernt haben, vielleicht nie benötigen, ist es doch ein beruhigendes Gefühl, es mal geübt zu haben. Denn man weiß ja nie, wo man einmal landet (oder wohin einen das Navi verschlägt) …
Besonders erstaunt und freudig überrascht hat uns die Stabilität von Freds Innenausbau und die Tatsache, dass unsere E-Bikes auf dem Fahrradträger (siehe https://roaddreamin.de/overland-equipment-der-fuer-uns-beste-hecktraeger-fuer-bikes-reserverad-und-mehr/) das holpern und rütteln des ganzen Tages ohne Schwierigkeiten überstanden haben und abends noch genauso stabil auf dem Radträger standen wie morgens.

Sehr schön war auch das Kennenlernen anderer Camper mit gleichen Interessen mit Fachsimpeln, Erfahrungsaustausch und der Besichtigung der doch teilweise völlig unterschiedlichen Fahrzeuge. Wir verstanden uns alle sehr gut, weitere Treffen sind nicht ausgeschlossen.

Für uns war das Wochenende mit dem Mercedes Sprinter Reisemobil 4×4 Training der Tufa GmbH rundum gelungen.

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