Die Straße, auf der wir fahren, ist schmal, sehr schmal. Immer wieder windet sie sich enge Serpentinen rauf und wieder runter. Doch die Ausblicke auf Berge, Schluchten, Täler und Seen sind der Mühe wert, denn sie sind atemberaubend – auf der Panorama-Straße Nr. 2 in Montenegro, dem Durmitor-Ring!


Unsere Tour auf der Panoramastraße Nr. 2:
In Montenegro gibt es vier offiziell ausgeschilderte und nummerierte Panorama‐Straßen, die jeweils unterschiedliche Landschaften bieten. Die Panoramastraße Nr. 2, auch „Durmitor-Ring“ (im Montenegrinischen: Durmitorski prsten) genannt, ist eine 79 Kilometer lange Rundstrecke durch den Nationalpark Durmitor im Nordwesten Montenegros.




Der Nationalpark Durmitor


ist eines der faszinierendsten Naturgebiete in Montenegro und eines der schönsten Hochgebirge des gesamten Balkans. Er wurde 1952 gegründet, umfasst eine Fläche von etwa 390 qkm und gehört seit 1980 zum UNESCO-Weltnaturerbe. Er ist ein Paradies für Naturliebhaber, Wanderer, Fotografen und Abenteurer.
Das Durmitor-Gebirge ist Teil der Dinarischen Alpen und besticht durch schroffe Felsen, tief eingeschnittene Täler und Hochplateaus. Über 50 Gipfel über 2.000 m gibt es hier. Der höchste Berg des Durmitor ist der Bobotov Kuk mit 2.523 m




Zentrum des Nationalparks ist der kleine Bergort Žabljak (ca. 2000 Einwohner).


Hier startet offiziell auch die Panoramastraße Nr. 2. Wir hatten im Vorfeld gelesen, dass die Strecke für große Wohnmobile nicht zu empfehlen wäre und man sie mit größeren Fahrzeugen am besten im Uhrzeigersinn fahren sollte. Besonders der nördliche Teil der Rundstrecke soll ein wenig problematisch sein, weshalb immer wieder empfohlen wird, nur den südlichen Streckenabschnitt zu fahren und dann wieder umzukehren. Das hört sich ja recht abenteuerlich an und wir sind sehr gespannt, was uns erwartet.
Der Start






Weil wir von Süden aus Šavnik über die P5 zum Durmitor fahren, starten wir unsere Tour auf der Panoramastraße Nr. 2 nicht in Žabljak, sondern ein wenig südlicher in Pošćenski Kraj. Hier zweigt die P14 nach links von der Hauptstraße ab. Das bedeutet, dass wir im Uhrzeigersinn erst mal an der Südseite des Gebirges Richtung Westen fahren.


Hier sind wir richtig. Dann also auf ins Gebirge!


Mein Tipp: izi-Travel-App
Die iziTravel-App ist ein kostenloser Audio-Reiseführer. Über die App könnt ihr euch Audio-Guides für ganz viele Reiseziele weltweit runterladen. Einfach nur die App auf dem Handy installieren und euch eure Destination raussuchen. Ihr könnt euch die Audio-Guides direkt anhören oder auch zuvor herunterladen. Super easy und wirklich toll!


Auch für die Panoramastraße Nr. 2 „Durmitorring“ gibt es eine solche Reisebeschreibung. An 54 verschiedenen Punkten der Rundstrecke werden Reiseinformationen gegeben und Geschichte und Geschichtchen rund um das Durmitorgebirge erzählt. Super informativ und unterhaltsam! Der Haken? Der Audioguide ist für die Tour entgegen dem Uhrzeigersinn aufgebaut, weshalb die Texte manchmal ein wenig verwirrend sein können (z.B. „vor euch seht ihr nun ….“ obwohl wir das Motiv nun natürlich hinter uns haben). Aber mit ein bisschen geistiger Flexibilität ist das kein Problem. Die Geschichten und Erläuterungen machen die Fahrt auf jeden Fall nochmal interessanter!




Wichtig ist nur, dass ihr euch die Tour vor dem Start runterladet, weil ihr im Gebirge nicht überall Handyempfang habt.








So schrauben wir uns die Straße langsam nach oben durch die karge Landschaft vorbei an kleinen Seen, den sogenannten „Bergaugen“. Der Blick zurück hinunter in die Ebene, aus der wir gekommen sind, ist herrlich.


Die Straße ist schmal und bei Gegenverkehr müssen wir immer wieder in die Ausweichbuchten zum Platz machen.


Es ist Freitag und ein schöner Septembertag, deshalb sind viele Ausflügler und Wanderer unterwegs. Daher können wir leider nicht an jedem Aussichtspunkt anhalten, weil die Parkplätze besetzt sind.




Die Strecke verläuft wunderschön durch die Landschaft, mit tollen Ausblicken und auch tierischen Begegnungen

















Besonders beeindruckend ist die ungewöhnliche Felsstruktur des 2.401 m hohen


Prutaš


Wie sie entstanden ist? Nun, es gibt natürlich eine geologische Erklärung, aber schöner und romantischer sind die verschiedenen Legenden, die sich um ihre Entstehung ranken und die wir vom Audio-Guide der iziTravel-App erzählt bekommen.


Bis auf eine Höhe von 1950 Meter führt uns die Panoramastraße – einfach faszinierend!


Während wir die ganze Zeit immer Richtung Westen gefahren sind, wendet sich die Straße jetzt nach Norden. Bei dem kleinen Ort Trsa müssen wir uns nun entscheiden: auf der P14 weiter nach Westen Richtung Piva-Canyon abbiegen und den Durmitor Nationalpark damit verlassen oder auf der Panorama-Straße Nr. 2 weiterfahren.


Wir entscheiden uns natürlich für den Nationalpark. Doch ab jetzt wird die Straße noch schmaler! Zum Glück entschließen sich nur wenige, diesen nördlichen Teil zu fahren und wir haben deshalb nur wenig Gegenverkehr. Nur eine wirklich kritische Situation müssen wir überstehen, als uns tatsächlich ein größeres Wohnmobil entgegenkommt. Aber irgendwie klappt das Passieren nach einigem Hin- und her-rangieren doch.




Die Landschaft hat sich mittlerweile sehr verändert. Während wir auf der Südseite des Gebirges durch die vegetationsarme Hochebene mit Weitblick gefahren sind, führt die Route jetzt fast ein wenig langweilig durch bewaldetes Gebiet.




Doch das ändert sich, als wir den Aussichtspunkt auf die


Sušica-Schlucht
erreichen!


Einige hundert Meter unter uns windet sich der kleine Fluss 14 Kilometer lang durch die Felswände und mündet weiter nördlich dann in die Tara.


Am Aussichtspunkt ist ein kleiner Verkaufsstand- perfekt für eine Kaffeepause mit Ausblick!


Dann führt die Straße in steilen Serpentinen hinunter bis zum Fluss und auf der anderen Seite ebenso steil wieder hinauf!




Besonders die schmalen Kehren sind ein Abenteuer, weniger für unseren 4×4-Fred, aber mehr für den Ducato unseres Reisebegleiters Georg, der in einer steilen Kehre erst nach einigen Anläufen weiterkommt (und nachdem wir den Schotter, der in der Kurve lag, größtenteils entfernt haben). Durchaus tricky! Jetzt verstehen wir, weshalb vor der Strecke besonders mit größeren Fahrzeugen gewarnt wird.


Irgendwann haben wir aber den oberen Rand der Schlucht erreicht und haben wieder tolle Ausblicke!








Etwa 10 Kilometer vor unserem Tagesziel Žabljak erwartet uns ein weiteres Highlight der Strecke – der erste Blick auf die Tara-Schlucht!
Die Tara-Schlucht


ist bis zu 1.300 m tief, damit die tiefste Schlucht Europas und nach dem Grand Canyon die zweittiefste Schlucht der Welt!
Die Tara gilt wegen ihres klaren Wassers als „Träne Europas“.


Heute begnügen wir uns mit einem kurzen Blick auf die Tara-Schlucht, denn für morgen haben wir geplant, sie ein wenig intensiver kennenzulernen.
Inzwischen ist bereits später Nachmittag (wir haben für unsere Fahrt auf der Panoramstraße Nr. 2 bisher inklusive aller Pausen etwa 5 Stunden gebraucht) und es wird langsam Zeit, einen Übernachtungsplatz zu suchen. Deshalb fahren wir nach Žabljak.


Der Bergort ist das touristische Zentrum der Region. Sowohl im Sommer auf Wanderer als auch im Winter auf Wintersportler eingestellt, finden wir hier eine ausreichende touristische Infrastruktur: neben Hotels und Pensionen (für uns weniger wichtig) auch eine Tankstelle, Supermärkte und einige Campingplätze.








Wir übernachten auf dem
Autokamp Kod Boce


im Ortsteil Razvrsje mit schönem Blick auf das umliegende Gebirge.
Der Campingplatz ist nicht sehr groß, die Ausstattung einfach, aber sauber.










Außer uns sind nur noch vier andere Camper da. Wir verbringen hier einen schönen Abend mit Lagerfeuer und haben eine herrlich ruhige Nacht!




Kosten: 27,00 €


Der nächste Tag startet ein wenig ernüchternd. Denn eigentlich haben wir in Žabljak übernachtet, um eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Durmitor-Nationalparks zu besuchen:


Den Schwarzen See (Crno jezero)
der nur wenige hundert Meter vom Campingplatz entfernt ist. Allerdings hängen am Morgen die Wolken tief und es beginnt zu regnen. Nein, bei diesem Wetter lohnt sich der Abstecher leider nicht, denn ohne die Spiegelung des Gebirges im klaren See fehlt das Faszinierende des Ortes und der See ist einfach nur ein See wie viele andere. Auch eine Wanderung um den See macht bei diesem Wetter keinen Sinn.
Deshalb verzichten wir darauf und fahren nach dem Frühstück gleich los zu unserem nächsten Ziel:


Die Tara-Brücke
Von Žabljak aus fahren wir etwa eine halbe Stunden Richtung Osten. Zwar befinden wir uns jetzt nicht mehr auf der Panorama-Straße Nr. 2, aber der Besuch der Brücke, das Wahrzeichen der Tara-Schlucht, ist ein absolutes Muss!


Unterwegs sehen wir viele der typischen Häuser dieser Gegend, die der Landschaft ihren einzigartigen Charme geben: zweistöckig, mit tief heruntergezogenem Dach, wie Dreiecke in die Landschaft gesetzt.




Zum Glück macht der Regen gerade eine Pause, als wir die Brücke erreichen. Hier ist touristisch erheblich mehr los als im Rest des Nationalparks. Sogar Reisegruppen aus Asien sehen wir hier!


Leider ist die Brücke derzeit wegen Bauarbeiten teilweise eingerüstet und deshalb als Fotomotiv nicht ganz so perfekt wie sonst, aber beeindruckend ist sie auf jeden Fall.


Beim Blick nach unten auf den Fluss etwa 150 Meter tiefer kribbelt es schon ein wenig im Bauch.




Hier um die Brücke herum und in der Schlucht werden einige Aktivitäten wie z.B. Rafting angeboten. Ich hatte mir vorgenommen, hier einen Punkt auf meiner Bucket List abhaken zu können und das mache ich jetzt auch:


Auf der Zipline über die Tara-Schlucht
Die Nachfrage scheint an diesem Tag nicht sehr groß zu sein (und außerdem gibt es mehrere Anbieter), jedenfalls kann ich ohne Reservierung und Wartezeit gleich starten. Ein wenig mulmig ist mir schon, als ich auf der Startrampe in meinen Sitz eingehakt werde. Ist auch alles richtig befestigt??? Dann habe ich aber keine Zeit mehr zum Nachdenken, denn es geht schon los!




Parallel zur Brücke überquere ich die Schlucht, tief unter mir der Fluss, ringsum herrliche Ausblicke – einfach toll! Die Fahrt dauert tatsächlich nicht viel mehr als eine Minute (etwa 800 Meter Strecke gilt es zu überwinden), aber sie ist ein einmaliges Erlebnis!


An der Landeplattform auf der anderen Seite des Flusses werde ich in Empfang genommen und mit einem Auto über die Brücke zurück an meinen Startpunkt gebracht.


Kosten: 30,00 € plus 10,00 € für die Fotos, die mir am Abend per Email geschickt werden. Das war mir das Abenteuer auf jeden Fall wert!


Wir wollen jetzt aber zurück auf die Panoramastraße Nr. 2 und zu einem Aussichtspunkt über die Tara-Schlucht, den wir am Tag zuvor zeitlich nicht mehr geschafft haben. Allerdings regnet es jetzt wieder in Strömen (zum Glück hatte ich für die Zipline genau die Regenpause getroffen!) und wir beschließen, erst mal Mittagspause zu machen. Und zwar im


Nadgora Resort


mitten in den Wäldern des Durmitor Nationalparks (ca. 5 Kilometer außerhalb von Žabljak).


Dieses noch sehr neue Resort besteht aus wunderschönen, nach traditioneller Art gebauten Holzhäusern, die sich harmonisch in die Umgebung einfügen. Man kann hier übernachten oder aber, so wie wir, auch nur im Restaurant essen.








Eine wunderschöne stimmungsvolle Einrichtung, gemütliches Feuer im Holzofen und leckeres landestypisches Essen – was will man mehr? Uns hat es hier sehr gut gefallen und wir können es nur weiterempfehlen.






Als wir mit dem Essen fertig sind, hat es tatsächlich zu regnen aufgehört und wir fahren nur zwei Kilometer durch den Wald weiter zum


Čurevac
dem wohl schönsten Aussichtspunkt auf die Tara-Schlucht.


Der Weg bis hinauf zum Aussichtspunkt dauert von Parkplatz aus etwa eine halbe Stunde (eine Stunde hin und zurück). Wir laufen aber nicht den ganzen Weg bis hinauf, sondern begnügen uns mit dem Ausblick von weiter unten. Aber auch der ist beeindruckend.








Thema Wandern:
Nicht nur hier der Čurevac sondern der ganze Durmitor-Nationalpark ist ein sehr beliebtes Wandergebiet. Wir können aber derzeit wegen Martins Knieproblemen (direkt nach dem Montenegro-Trip wartet eine Knie-OP auf ihn) keine Wandertouren unternehmen. Deshalb kann ich euch diesbezüglich leider keine Tipps geben, aber der Audio-Guide der iziTravel-App hat da einige Empfehlungen.
Wir verlassen nun aber den Durmitor-Nationalpark und fahren wieder Richtung Süden. Bevor wir uns nun endgültig vom Durmitor verabschieden, machen wir noch einen Stopp am


Teufelssee – Vražje jezero


Idyllisch liegt er in der kargen Hochebene. Er ist einer der 18 Gletscherseen („Bergaugen“) des Durmitor-Gebiets und wir haben von hier aus noch einmal einen tollen Blick auf das Durmitor-Gebirge, das wir gestern umrundet haben.


Mit dieser wunderbaren letzten Aussicht verlassen wir den Durmitor. Uns hat es hier wirklich sehr gut gefallen. Der Nationalpark und die Panoramastraße Nr. 2 sind auf jeden Fall ein Must-Do auf einem Roadtrip durch Montenegro!


Info Eintritt Nationalpark:
Der Nationalpark kostet 5,00 € pro Person, gezahlt wird bei einem Ranger an einem der Parkplätze.


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