Weil wir unseren 4×4-Sprinter Fred sehr mögen und ja sehr gute Erfahrungen mit ihm gemacht haben, haben wir für unseren diesjährigen USA-Roadtrip auch einen 4×4-Sprinter gemietet: den Winnebago Revel 44E

Wir haben Winnie zwei Wochen lang und fast 2.000 Meilen (etwa 3.200 Km) weit auf Herz und Nieren getestet.

Was war an ihm besser als an Fred? Was haben wir von Fred vermisst?
Hier kommt unser Vergleich zwischen dem Hymer GrandCanyon S Crossover und dem Winnebago Revel:
Übrigens: Beide sind etwa gleich alt (Baujahr 24) und haben eine ähnliche Kilometer- bzw. Meilenleistung auf dem Buckel (ca. 40.000 Km bzw. 25000 Meilen)

Der Motor
sollte sich eigentlich nicht unterscheiden, sind es doch beides Mercedes Sprinter mit 190 PS. Aber Winnie ist ein Sechs-Zylinder mit 3l-Hubraum, während Fred nur vier Zylinder hat. In Europa werden seit 2021 keine V6-Sprinter mehr gebaut, vor allem aus Spritverbrauchsgründen und zur Einhaltung von Abgasnormen
Als V6 hatte Winnies Motor natürlich mehr Klang als Freds, fuhr ruhiger und (vielleicht auch nur subjektiv gefühlt) mit etwas mehr Power. Ok, dafür war sein Verbrauch auch etwa 3 l/100 km höher (obwohl wir mit ihm nicht schneller gefahren sind als wir mit Fred fahren) – kostentechnisch wurde das von den niedrigeren Dieselpreisen in den USA mit gut 0,80 € pro Liter etwas ausgeglichen wurde.

Das Cockpit
unterscheidet sich bei den beiden Fahrzeugen nur wenig. Im Winnebago sind hinter der Windschutzscheibe keine offenen Ablagen wie im Hymer, sondern Staufächer mit Klappen. Das finden wir praktischer, auch wenn die Fächer nicht sehr groß sind.

Sehr gut gefallen haben uns die Becherhalter.

Diese Ablage ist in Fred eher unpraktisch, weil die Getränke nicht stabil untergebracht sind

Gleich nach dem Urlaub haben wir zumindest auf der rechten Seite Becherhalter von VanX für Fred „nachgerüstet“

Verdunkelt wird das Cockpit im Winnebago mit magnetischen Thermomatten, wie wir sie ja auch für Fred schon besorgt haben, weil wir die im Hymer serienmäßigen Plissees unpraktisch fanden (siehe auch https://roaddreamin.de/ein-jahr-mit-fred-unsere-meinung-zum-hymer-grand-canyon-s-crossover/). Allerdings hatten die Matten in Winnie nicht ganz die richtige Größe. Ob das die „Schuld“ des Herstellers Winnebago oder des Vermieters Roadsurfer war, kann ich nicht sagen.

Gepunktet hat bei mir der Winnebago im Cockpit auf jeden Fall mit der gepolsterten Armablage an der Tür.

Hymer hat ja hier an den Sitzen klappbare Armlehnen, die aber so knapp an der Wand enden, dass immer wieder der Sicherheitsgurt darin hängen bleibt. Da waren die Armpolster an der Tür viel praktischer und bequemer! Das steht bei mir als Veränderung in Fred jetzt ganz oben auf der Liste!

Winnie hatte über der Fahrerkabine eine schöne große Ablage, in der wir viel verstauen konnten. Im Hymer ist eine solche Ablage serienmäßig nicht vorgesehen, wir haben aber ja bei Fred diesbezüglich auch schon „nachgerüstet“ (siehe https://roaddreamin.de/ein-jahr-mit-fred-unsere-meinung-zum-hymer-grand-canyon-s-crossover/)

Sitze und Dinette
Die Sitze in der Fahrerkabine von Winnie waren auf langen Strecken ein wenig unbequemer als Freds Sitze. Aber der größere Nachteil waren die Kunstlederbezüge, die bei wärmeren Temperaturen doch unangenehmer als Freds Lederbezüge waren.

Die Sitzbank in der Dinette war, abgesehen vom Kunstlederbezug, vom Komfort mit Fred zu vergleichen.

In Winnie war hinter der Sitzbank in der Lehne ein „Geheimfach“ untergebracht (einfach das Rückenpolster vom Holz abknöpfen, schon kommt man ran). Das Fach ist zwar nicht so sicher wie ein abschließbarer Safe, aber trotzdem nicht so leicht zu finden (wir haben es auch erst nach ein paar Tagen entdeckt) und deshalb ganz praktisch.

Der Tisch in Winnies Dinette hatte optisch eine schöne Form, war aber recht klein. Ausziehen oder ausklappen wie in Fred geht hier nicht.
Aber ähnlich wie bei Fred kann an der Küchenzeile noch ein zusätzliches Ablagebrett (größer als im Hymer) eingehängt werden, das ansonsten unauffällig unter der Sitzbank verstaut wird.


Kommen wir damit zur
Küche
Der größte Unterschied zwischen den beiden Fahrzeugen ist hier auf jeden Fall die Kochstelle. Winnie ist völlig gasfrei, das heißt, es wird ausschließlich mit einer Induktionskochplatte gekocht. Dafür wird natürlich ein Wechselrichter benötigt. Grundsätzlich ist das eine gute Sache, wenn er denn funktioniert (Winnie hatte leider das Problem, dass die Fahrzeugbatterie sich während des Fahrens nicht richtig aufgeladen hat und der Wechselrichter deshalb nur mit Landstrom funktioniert hat).

Die Kochplatte wird, wenn sie nicht benutzt wird, in einer Küchenschublade verstaut und ist damit aus dem Weg. Ohne Kochfeld hatten wir auf dem Küchenblock eine schöne große Arbeits- bzw. Ablagefläche, die wir mit dem Einhängebrett sogar noch vergrößern konnten. Allerdings fanden wir EINE Kochplatte doch ein bisschen zu wenig zum Kochen.

Was uns bei Winnie super gefallen hat (und wir bei Fred wirklich vermissen), ist die Platzierung des Kühlschranks am Eingang. Das hatten wir ja bei Freds Vorgänger Beni auch und das finden wir wirklich superpraktisch.


Allerdings wird damit der Stauraum im Küchenblock etwas eingeschränkt. In Winnies Küche gab es deshalb nur noch Platz für drei relativ kleine Schubladen, in die nicht viel reingepasst hat.

Schränke
gab´s in Winnie nicht viele: ein Hängeschrank über der Dinette, einer über der Küche und ein schmaler Hochschrank zwischen Küche und Bett. Die beiden Hängeschränke waren allerdings größer als die in Hängeschränke in Fred und wir haben einiges darin unterbringen können. Für das Gepäck, das wir für die zwei Wochen dabeihatten, hat der Platz genügt.




Unter dem Tisch in der Dinette befand sich noch eine Stufe, in dem wir unsere Schuhe unterbringen konnten. Dadurch gab´s allerdings eine für uns ungewohnte „Stolperstufe“, an der ich mir öfter mal den Fuß angeschlagen habe.


Am Hochschrank war auf der Küchenseite ein kleines Regal angebracht, das wir sehr praktisch fanden und das uns gut gefallen hat.

In Fred können wir das aber leider nicht montieren, weil wir sonst die Glasplatte über der Spüle nicht mehr aufklappen könnten (in Winnie war keine Klappe über der Spüle, weil ja ohne Kochplatte genug Arbeitsfläche vorhanden war).
Was in Winnie unserer Meinung nach sehr gefehlt hat, waren Haken und Ablagen. Es gab einen Haken jeweils über dem Sicherheitsgurt und einen Haken am Küchenschrank.

Zum Glück hatten wir zwei Organizer für die Rückseiten der Sitze dabei, um Kleinigkeiten (z.B. Sonnencreme, Spielkarten, Sitzkissen für draußen) unterwegs griffbereiter zu haben.

Der Möbelbau im Winnebago schien uns grundsätzlich stabiler zu sein als im Hymer. Es gab auf der Fahrt weit weniger Knarz-Geräusche als bei Fred (nur die Jalousien der Fenster klapperten genauso laut!).

Statt einer zuziehbaren Fliegentür an der Schiebetür hatte Winnie als Mückenschutz einen stabilen Vorhang, der mit Reißverschlüssen geschlossen wurde – hat super funktioniert und war eine Klapper-Ursache weniger als in Fred.

Allerdings hatte die Winnies Schiebetür keine Zuzieh-Hilfe wie Freds und musste deshalb immer mit ordentlich viel Schwung und Lärm (besonders unangenehm abends bzw. nachts auf Campingplätzen) geschlossen werden.
Das (Quer-)Bett
in Winnie war (ganz anders als in Fred) ein Hub-Bett, das ganz schnell in der Höhe verstellt werden konnte, um besser an die Dinge im Stauraum unter dem Bett ranzukommen.


Grundsätzlich ein tolle Sache, die aber meiner Meinung nach zwei wesentliche Nachteile hatte:

1. Da das Bett bis knapp unter die Decke (bzw. bis zur Klimaanlage) hochgefahren werden konnte, war kein Platz für Schränke im Schlafbereich. Allerdings waren in Winnie auch keinerlei sonstige Ablagen z.B. für Brille, Buch, Handy … um das Bett herum angebracht. Das fanden wir sehr unpraktisch, weil wir besonders unsere Brillen nachts sicher, aber griffbereit verstauen müssen. Wir hatten zum Glück einen kleinen Organizer von „Reisenthel“ eingepackt, den wir neben dem Bett einhängen konnten. Und der uns noch einen weiteren wichtigen Dienst erwiesen hat, denn es gab im ganzen Winnebago keinen einzigen Spiegel (abgesehen vom Rückspiegel im Cockpit)!

2. weil das Bett nicht über die gesamte Fahrzeugbreite hochfährt, bleiben auf beiden Seiten etwa 20 cm am Kopf- bzw. Fußende des Bettes, die nicht mit dem Betttuch überzogen werden können. Gerade bei einem gemieteten Fahrzeug habe ich es als recht unhygienisch empfunden, mein Kopfkissen auf das nicht überzogene Polster zu legen (und man bleibt ja nachts nicht immer mit dem Kopf auf dem Kissen). Wir haben dieses Polster zumindest am Kopfende mit einer Decke, die wir dabei hatten, abgedeckt.




Durch die beiden „Ohren“ zu beiden Seiten Fahrzeugs hatte das Bett die gleiche Größe wie unseres in Fred. Auch war die Matratze in Winnie nicht unbequemer.
Was uns allerdings vor allem im Bettbereich auffiel: Der Winnebago ist um einiges schlechter isoliert als der Hymer, besonders im Bereich der „Ohren“. So schön das Seitenfenster am Bett zum rausschauen auch war – auch dieses war nachts eine Kältebrücke!

Zu unserer Freude hatte Winnie, wie auch Fred, Heckfenster. Es ist einfach schön, morgens vom Bett aus zum Fenster rausschauen zu können!

Verdunkelt wurden die Heckfenster aber nicht mit Plissee-Jalousien (was ich ja sowieso sehr unpraktisch finde, siehe: https://roaddreamin.de/ein-jahr-mit-fred-unsere-meinung-zum-hymer-grand-canyon-s-crossover/ ), sondern mit einem mit Reißverschlüssen an der Seite verschließbaren Rollo mit Fliegengitter, das morgens sehr schnell – hochgerollt und festgeknipst – verstaut werden konnte.


Das Bad
gefiel mir in Winnie leider überhaupt nicht. Es war kleiner als das in Fred, war aus weißem Kunststoff und hatte weder einen Spiegel noch einen Schrank. Wahrscheinlich deshalb, weil man mit Einlegeböden (die in unserem Mietfahrzeug nicht dabei waren) aus dem Bad einen Wandschrank machen könnte (man dann allerdings die Toilette nicht mehr benutzen könnte).
Und dann sollte man das kleine Bad auch noch als Dusche benutzen können? Naja, wir haben es mal besser nicht ausprobiert.

Dass im Bad kein Waschbecken war und deshalb zum Waschen die Küchenspüle benutzt werden musste, hat uns nicht gestört. Im Gegenteil: wir hatten schon öfter festgestellt, dass EIN Waschbecken im Camper uns genügen würde. Und die Spüle in Winnie war so großzügig und der Wasserhahn so hoch, dass wir hier ohne Probleme auch mal Haare waschen konnten.
Beleuchtung und Steckdosen:
Die Beleuchtung in Winnie war zweckmäßig und hat uns nicht unbedingt begeistert. Lampen gab´s an der Decke, in der Küche, im Bad und über dem Bett. Sie waren weiß und haben ein recht kaltes Licht ausgestrahlt. Dimmbar waren sie nicht, konnten aber in zwei verschiedenen Helligkeitsstufen geschaltet werden. Sehr gut gefallen hat uns aber die Lichtleiste an der Ablage über der Fahrerkabine.
USB-Ladedosen und Steckdosen für 110 V waren im ganzen Auto großzügig verteilt, viel mehr als in Fred.



Begeistert hat uns aber die Außenbeleuchtung von Winnie:
Neben der Lichtleiste an der (elektrisch ausfahrbaren!) Markise waren an beiden Seiten über der Fahrer- bzw. Beifahrertür helle Strahler angebracht.

Richtig toll fanden wir die Running-Boards auf beiden Seiten des Fahrzeugs, die das einsteigen wirklich bequem machten und super beleuchtet werden konnten!

Wir haben an Fred die serienmäßige Trittstufe inzwischen ja auch gegen ein Running-Board ersetzt, das beim Öffnen bzw. Schließen der Schiebetür automatisch raus – bzw. reinfährt.

Und sind wirklich happy damit!
Bei Winnie reichten die Boards aber fast über die gesamte Fahrzeuglänge, also auch bis zu Fahrer- bzw. Beifahrertür. Das erleichterte das Einsteigen schon enorm!

Zum ersten Mal hatten wir mit Winnie ein Fahrzeug mit Maxxfan im Dach. Das fanden wir beim Kochen und auch zum Lüften wirklich toll. In Fred können wir aber leider wegen des Aufstelldaches keinen Maxxfan einbauen.

Mein Highlight an Winnie
war der ausklappbare Tisch an der Schiebetür. Ein Handgriff und wir konnten ohne lästigen Campingtisch-Aufbau direkt am Camper kochen, essen, spielen – genial.



Das würde ich mir bei Fred auch wünschen. So können wir hier nur unser magnetisches Board von CampMyDay nutzen – grundsätzlich auch nicht schlecht, aber natürlich viel kleiner.

Unser Fazit

Die zwei Wochen mit Winnie waren schön und wir haben mit ihm atemberaubende Ecken in Utah erkundet (und besonders den 4×4 sehr genossen)

aber viel lieber sind wir natürlich mit Fred unterwegs.
Manches ist bei Winnebago ein bisschen besser durchdacht als im Hymer wie z.B. der stabilere Möbelbau oder die Running-Boards. Auch nimmt die Technik in der Heckgarage des Winnebago weniger Platz ein und vergrößert dadurch den Stauraum.

Aber der Hymer ist besonders im Innenraum viel schöner. Fred ist viel gemütlicher, weil vor allem die Holzmöbel (im Gegensatz zum eher sterilen Hellgrau von Winnie) dem Innenraum eine viel wärmere Note geben.

Aber natürlich haben wir Fred auch mit unserer persönlichen Deko gemütlicher gemacht als es in einem Vermietfahrzeug jemals sein wird.

Ein paar Ideen für Fred konnten wir aber von Winnie mitnehmen.
Eine Mischung aus beiden Fahrzeugen wäre unserer Meinung nach perfekt!

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