Auf einem Felsen hoch über dem Ufer der Rhone entdecken wir auf unserem Roadtrip durch die Provence ein gut verborgenes, kaum bekanntes, aber absolut außergewöhnliches Schmuckstückchen: das ehemalige Höhlenkloster Saint-Roman.
Abbaye troglodytique de Saint-Roman
Während unserer Tour durch die Provence fällt mir zufällig ein Flyer in die Hände, der mich neugierig macht:
Denn was bitte bedeutet„troglodytisch“? Das Wort habe ich ja noch nie gehört! (Übrigens: Ich habe inzwischen googelt und weiß jetzt, dass ein Troglodyt ein Höhlenbewohner ist! )
Und das Foto erst! Ein faszinierender Anblick! Doch wo ist diese Abbaye, von der ich bisher noch nie etwas gehört habe?
Die Rückseite des Flyers verrät mir: Sie befindet sich direkt in der Mitte des Dreiecks Avignon/Arles/ Nimes (Pont du Gard). Alles Orte, die ich schon besucht habe und doch ist mir die Abbaye de Saint-Roman völlig unbekannt!
Weil wir aber gerade gar nicht weit weg davon sind, machen wir uns auf den Weg, sie zu entdecken!
Die Anfahrt
Vom Kreisverkehr auf der D999 nördlich von Beaucaire aus folgen wir der Beschilderung zur Abbaye de Saint Roman.
Die letzten paar hundert Meter zum Parkplatz sind zwar unbefestigt und ein bisschen holprig, aber gut zu fahren.
Auf dem Parkplatz laden im Schatten ein paar Picknicktische erst mal zur Rast ein – aber nicht nur uns, sondern auch eine Horde Stechmücken. Sie fühlen sich hier unter den Bäumen scheinbar richtig wohl, wir dadurch weniger. Deshalb verzichten wir auf ein Picknick und nehmen gleich den Weg nach oben zum Kloster in Angriff.
Schön angelegt führt er uns einen knappen Kilometer stetig bergauf, bis wir nach etwa 10 Minuten den Eingang der ehemaligen Klosteranlage erreichen.
Und hier erfahren wir erst mal, an welch einzigartigem Ort wir uns befinden!
Die Geschichte
Das „Massiv de l´Aiguille“ ist der Rest eines Kalksteinmassivs, das im Laufe von Jahrmillionen immer weiter abgetragen wurde. Weil sich der weiche Kalkstein sehr leicht bearbeiten ließ, wurden hier bereits sehr früh Höhlen und Unterschlüpfe in den Berg gegraben.
Im Jahr 961 wird hier erstmals ein dem Heiligen Roman gewidmetes Kloster erwähnt. Ab dem 12. Jahrhundert war es eine Benediktinerabtei.
Während des Mittelalters entstanden die meisten Höhlenräume. Auch wurden die Felswände nachgeschnitten und ein Graben um das Plateau herum ausgegraben.
So entstand das einzige Höhlenkloster Westeuropas! Im 16. Jahrhundert wurde es säkularisiert und wurde dann „Schloss Saint-Roman“ genannt. Zu diesem Zeitpunkt gab es nicht nur Höhlenräume, sondern auch oben auf den Berg gesetzte Gebäude. Ab dem 19. Jahrhundert verfiel es zusehends, die Gebäude wurden abgerissen. 1990 wurde Saint Roman als historisches Denkmal eingestuft und begonnen, es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Für 5,50 € pro Person dürfen wir die Anlage betreten und erhalten sogar ein deutschsprachiges Informationsheftchen, das uns mit allen wichtigen Angaben durch den vorgegebenen Rundweg geleitet. Super Service, wie ich finde!
Der Rundgang
ist sehr gut ausgeschildert und dank des Flyers super übersichtlich und informativ.
Ein bisschen Klettern und Treppensteigen gehört aber schon dazu!
Ich entdecke
den großen Saal, der ursprünglich in drei Ebene unterteilt war, heute aber ein einziger riesiger Raum ist
ehemalige Mönchszellen
und die Weinbauanlage
und einige andere schöne Ecken
Absolutes Highlight ist die unterirdische Kapelle mit Gewölbe, Apsis, Säulen und Gräbern.
Sie stammt wahrscheinlich aus dem 11. und 12. Jahrhundert und war vermutlich die Krypta einer oberirdischen Kirche.
Faszinierend und geradezu unglaublich, wie das alles vor Jahrhunderten in den Felsen gehauen wurde!
Fantastisch!
Auf dem oberen Teil des Felsens befindet sich die Nekropole mit einst etwa zweihundert Gräbern wahrscheinlich aus dem 11. und 12. Jahrhundert (von Erwachsenen und Kindern).
Etliche wurden im Laufe der Jahrhunderte zerstört und sie sind natürlich heute leer, aber der Anblick der vielen sargförmigen Vertiefungen im Felsen ist schon beeindruckend.
Der Ausblick von ganz oben auf das Rhonetal ist fantastisch!
Zuletzt führt der Weg noch einmal im ehemaligen Graben am Fuße des Felsblocks außen um ihn herum. Hier können wir nochmal toll erkennen, wie massiv diese Klosteranlage war.
Dann verabschieden wir uns von der Abbaye de Saint-Romain und nehmen den Weg wieder hinunter zum Parkplatz.
Mein Fazit:
Die Abbaye de Saint-Roman ist so außergewöhnlich (historisch und architektonisch), dass ich einen Besuch hier nur empfehlen kann. Mich hat sie absolut begeistert. Dass ein solches Schmuckstück fast unbekannt ist, kann ich zwar nicht verstehen, finde es aber natürlich toll, dass es nicht so überlaufen ist wie andere Sehenswürdigkeiten der Gegend.
Weitere Infos:
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