Nicht weit vom Trubel der Costa Brava entfernt liegt im ruhigen Hinterland Kataloniens ein wunderschöner und spannender Landstrich – die Garrotxa. Auf unserem Roadtrip entdecken wir hier viele interessante Dinge: wir durchstreifen wunderschöne alte Orte, erforschen erloschene Vulkane und genießen wirklich atemberaubende Aussichten.
Die Garrotxa
ist ein Gemeindeverband im Hinterland Kataloniens. Er liegt etwa 80 Kilometer von der Costa Brava entfernt in den südlichen Ausläufern der Pyrenäen
Das Herz dieser faszinierenden Landschaft bildet der
Parc Natural de la Zona Volcànica de la Garrotxa
Mit mehr als 40 Vulkankegeln und 20 Lavaströmen ist die Garrotxa das bedeutendste Vulkangebiet des spanischen Festlandes.
Doch nicht nur die Vulkane sind eine Reise in die Garrotxa wert. Diese Gegend hat noch viel mehr zu bieten. Und das wollen wir auf unserem Roadtrip entdecken!
Unser erstes Ziel an diesem wunderschönen Frühlingstag ist
Santa Pau
ein kleiner Ort (ca. 1.600 Einwohner) im Osten des Naturparks, von dem ich schon einiges gehört habe.
Bekannt ist Santa Pau vor allem dafür, dass es seinen mittelalterlichen Charakter bis heute bewahrt hat.
Das Schloss aus dem 12. Jahrhundert thront oben auf dem Hügel und bewacht seit Jahrhunderten das Dorf zu seinen Füßen.
In das Ortszentrum kommen wir von unserem Parkplatz am „Mirador de la Vila Vella“ aus
auch heute noch nur über eine Brücke über den kleinen Fluss Torrent de Pujolar, der sich wie ein natürlicher Wassergraben um das Dörfchen herumzieht.
Schmale Gassen mit wunderschönen alten Häusern erwarten uns.
Groß ist Santa Pau nicht – schnell haben wir deshalb alles entdeckt.
Das Herzstück Santa Paus ist auch heute noch die Plaça Major– der große Platz.
Hier finden wir die wunderschönen mittelalterlichen Bogengänge, für die der Ort bekannt ist.
Der „Firal dels Bous“, der Ochsenmarkt, fand hier wahrscheinlich ab dem 13. Jahrhundert schon statt. Und seitdem hat sich wohl hier gar nicht so viel verändert!
Auch die Eglésia de Santa Maria steht hier am Dorfplatz.
Die wenigen Gassen, die alle irgendwo an der Stadtmauer mit wunderschönen Ausblicken enden, haben wir schnell erkundet.
Fast alleine sind wir heute hier und der Ort wirkt wie ausgestorben. Kaum zu glauben, dass wir nur etwa eine Stunde Fahrt vom Trubel der Costa Brava entfernt sind!
Zum Bummeln ist Santa Pau aber (zumindest jetzt im März) weniger geeignet, Geschäfte finden wir hier nicht. Nur eine Bar an der Plaça Major hat an diesem Vormittag geöffnet.
Auf dem Weg zurück zu Fred überqueren wir wieder das Flüsschen, diesmal über die Pont de Sant Pau und nehmen den Weg durch die Carrer del Pont.
Das Sehenswerte hier sind die kunstvoll gearbeiteten Türstürze, an denen seit langer Zeit erkannt werden konnte, welcher Handwerker in welchem Haus zu finden ist. Sehr interessant!
An der Plaça del Mirador könnten wir uns eigentlich in der Sonne noch einen Kaffee in der Bar „Can Pauet“ mit einem schönen Blick auf Santa Pau gönnen, aber wir wollen lieber weiter, denn es gibt noch viel zu entdecken.
Das nächste Highlight der Garrotxa wartet nämlich nur wenige Kilometer entfernt
Volcà de Santa Margarida
Das Luftbild des Vulkans, dass ich im Internet gesehen hatte, hat mich neugierig gemacht. Da kann man in den Krater hinunterwandern? Das muss ich machen!
Vom Parkplatz aus (mit interessanten Info-Tafeln) führt uns der Weg erst mal ordentlich steil nach oben. Denn bevor wir in den Krater runtergehen, müssen wir erst mal hinauf an den Kraterrand! Und das ist durchaus anstrengend!
Auf dem Weg nach oben kommen wir an einem Hof vorbei, in dem wohl ein leidenschaftlicher Künstler lebt. Jede Menge kunstvoll geschnitzte Holzfiguren sind hier ausgestellt. Herrlich!
Endlich oben angekommen bin ich ein klein wenig enttäuscht: weil der Berg dicht bewaldet ist, ist ein freier Blick von oben in den Kraterrand nicht möglich.
Dann also den Weg weiter, runter in den Krater!
Angst vor einem Vulkanausbruch habe ich nicht, denn der Volcà de Santa Margarida schläft seit 11.000 Jahren und macht derzeit auch keine Anstalten, wieder aktiv zu werden.
Heute ist der Krater eine friedliche, idyllische Senke mit einer hübschen kleinen Kirche mittendrin!
Der Rückweg zum Parkplatz mit dem steilen Abstieg ist nicht unbedingt weniger anstrengend als der Aufstieg, aber wir werden mit schönen Ausblicken auf den Parc Natural de la Zona Volcànica de la Garrotxa und die Pyrenäen belohnt.
Gleich in der Nähe gäbe es noch einen anderen interessanten inaktiven Vulkan zu erkunden, den „Croscat“, den wir aber heute nicht mehr besuchen.
Bekannt ist der Parc Natural de la Zona Volcànica de la Garrotxa auch für seine dichten Buchenwälder, vor allem für den „La Fageda d’en Jordà“. Weil aber jetzt, Anfang März, die Bäume noch kein Laub tragen, lohnt sich für uns ein Besuch heute nicht. Im Vorbeifahren können wir aber durchaus die riesige Menge des Baumbestandes erkennen.
Wir fahren jetzt aber an das südliche Ende der Garrotxa, eigentlich schon in die nächste Gemeindeverwaltung „La Selva“. Hier gibt es nämlich einen Ort, den ich unbedingt besuchen muss:
El Far
Wie ein Schiffsbug schiebt sich die mehrere hundert Meter hohe Klippe einige Kilometer weit in die Landschaft. Schon von unten, aus dem Tal des Brugent, ein imposanter Anblick!
Was man aber von unten nicht erkennen kann: am Ende des Plateaus steht eine kleine Kirche: Santuari de la Mare de Deu del Far.
Das Drohnenbild habe ich mir von http://www.laselvaturrisme.com „geliehen“, denn bei unserem Besuch war es zu windig, um die Drohne in die Luft zu lassen.
Die Kirche selbst ist eher unscheinbar,
aber der Aussichtspunkt ganz vorn an der Spitze der Klippe ist atemberaubend!
Wow!
Eigentlich hatten wir die leise Hoffnung, hier an diesem unglaublichen Ort übernachten zu können. Aber Camper sind hier absolut unerwünscht!
Zum Glück finden wir aber nur etwa 10 Kilometer entfernt ein Fleckchen, das kaum weniger imposant ist und an dem wir bleiben dürfen:
Santuari de la Salut
ist ebenfalls eine kleine Kapelle hoch oben am Berg.
Die Kapelle ist leider nicht geöffnet. Auch das dazugehörige Restaurant ist bei unserer Ankunft leider schon geschlossen, sonst hätten wir hier gemütlich zu Abend gegessen.
Dafür sind wir jetzt am Abend völlig alleine hoch oben auf dem Berg und haben für Fred den besten Platz in erster Reihe ergattert.
Wir haben hier den Ausblick über die gesamte Garrotxa bis in die Pyrenäen! Absolut faszinierend!
Ich glaube, das ist der tollste Übernachtungsplatz, an dem wir bisher mit Fred stehen durften!
Als um 19.00 Uhr die Kirchenglocken geläutet haben, ertönt per Lautsprecher ein Abendgebet. Wir verstehen zwar den Text nicht, aber können uns der andächtigen und mystischen Stimmung nicht ganz entziehen. Schließlich sind wir ganz alleine hier oben auf dem Berg! Welch eine wunderbare Abendstimmung!
Und der Sonnenaufgang am nächsten Morgen ist magisch!
Bei diesem tollen Wetter am Morgen müssen wir unbedingt noch einmal die paar Kilometer nach El Far fahren. Vielleicht gibt´s ja dort in der Bar sogar einen Kaffee!
Schon die Anfahrt die Klippe hinauf bietet uns spektakuläre Ausblicke!
Am Mirador del Far selbst können wir uns an der Aussicht gar nicht sattsehen!
Faszinierend!
Hat sich doch gelohnt, dass wir noch einmal hierhergekommen sind.
Auch wenn die Bar trotz anderer Ankündigung auf ihrer Homepage und dem Schild an der Tür leider nicht geöffnet hat!
Wir fahren weiter, ein kleines Stück durch das Tal des Flusses Brugent.
Das Naturschutzgebiet Riu Brugent gehört zum Teil noch zum Parc Natural de la Zona Volcànica de la Garrotxa und ist besonders für seine kleinen Schluchten mit vielen idyllischen Wasserfälle, malerischen Tümpel und alte Mühlen bekannt. Zu den meisten dieser „Gorgs“ kann man Wanderungen unternehmen.
Am schnellsten zu erreichen ist die
Gorg de Can Poeti
Im kleinen Ort Les Planes d´Hostoles ist es nur ein kurzer Spaziergang auf der Via Verde, der stillgelegten Bahntrasse zwischen Olot und Girona.
Ein paar Holztreppen führen von oben hinunter zum Fluss. Ein sehr idyllisches Plätzchen!
Die Wege in der Garrotxa sind nicht weit und so erreichen wir nur etwa 30 Kilometer weiter nördlich unser nächstes Ziel:
Sant Joan les Fonts
Dieser kleine Ort (etwa 3000 Einwohner) überrascht uns mit einigen interessanten Sehenswürdigkeiten.
Wir parken an der imposanten Pfarrkirche „Església parroquial Sant Joan les Fonts“, die aber leider geschlossen ist und die wir daher nicht von innen besichtigen können. Aber ihre Größe ist schon beeindruckend.
Gleich neben der Kirche finden wir eines der Wahrzeichen des Ortes: die alte „Pont de Sant Joan les Fonts“ über den Fluss Fluvià .
Sie wurde wohl im 13. Jahrhundert aus Vulkangestein gebaut (auch wenn sie in manchen Quellen als „römische Brücke“ bezeichnet wird, ist sie wohl nicht so alt)
Womit wir wieder bei den Vulkanen wären. Sant Joan les Fonts liegt mitten im Parc Natural de la Zona Volcànica de la Garrotxa und wir können hier einen ungewöhnlichen Spaziergang machen: die
Ruta de les tres colades
die Wanderung zu drei verschiedenen Lavaströmen.
Bei den Vulkanausbrüchen vor Jahrtausenden wurden die Lavaströme hier vom Fluss gestoppt und sind erstarrt.
Heute sind sie nicht mehr bedrohlich, sondern interessant und in Verbindung mit den Wasserfällen sehr idyllisch.
Die alte Salzmühle oben auf der Klippe ist nicht zugänglich, aber ein pittoresker Lost-Place.
Ein wunderschöner und informativer Spaziergang!
Nur knapp vier Kilometer entfernt liegt eines der malerischsten Dörfer der Garrotxa:
Castelfollit de la Roca
Die alten Häuser aus Vulkangestein thronen auf einer etwa 50 Meter hohen Felsklippe aus Basalt. Mich erinnert der Ort sehr an die wunderschöne Stadt Pitigliano in der Toskana (https://roaddreamin.de/pitigliano-pittoresker-tuff-in-der-toskana/)
Weil wir heute aber schon einiges gelaufen sind und auch noch etwas ganz besonders für den Nachmittag und Abend vorhaben, begnügen wir uns mit der schönen Aussicht auf Castelfollit de la Roca. Das Dorf selbst besuchen wir nicht.
Wir fahren stattdessen noch etwa 15 Kilometer weiter und erreichen die vielleicht schönste und (wie ich finde) interessanteste Stadt der Garrotxa:
Besalú
Wie gerade einer mittelalterlichen Rittergeschichte entsprungen liegt Besalú (übrigens Hauptstadt der Garrotxa) malerisch am Fluss Fluvià. Besonders die markante alte Zollbrücke „Pont fortificat“ macht den Ort zu einem der beliebtesten Fotomotive Kataloniens.
Wir verbringen den restlichen Tag und die Nacht hier in Besalú. Die Stadt hat uns so verzaubert, dass ich sie euch in einem eigenen Beitrag ausführlicher vorstelle:
https://roaddreamin.de/besalu-bezaubernde-reise-ins-spanische-mittelalter/
Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von der Garrotxa und fahren Richtung Meer.
Natürlich kann man die Garrotxa noch viel ausführlicher erkunden als wir es getan haben. Besonders Wanderfreunde kommen hier auf ihre Kosten, denn es gibt unzählige Wanderwege durch diese tolle Gegend.
Der Trip durch diese außergewöhnliche Landschaft mit ihren Vulkanen, Lavaströmen, Wasserfällen, malerischen Ortschaften und atemberaubenden Aussichten hat uns jedenfalls sehr begeistert und ich kann euch einen Besuch hier nur empfehlen.
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