Auf Cres dem Himmel nah – verträumtes Lubenice

378 Meter über dem Meer thront auf dem Felsrücken an der steilen Westküste der kroatischen Insel Cres ein fast verlassenes Dörfchen. 38 Häuser (ja, sie sind gezählt, aber nicht von mir!) und 12 Einwohner – das ist Lubenice!

Gehört und gelesen habe ich von diesem außergewöhnlichen Ort schon einiges, allerdings haben wir es bisher auf unseren Reisen durch Kroatien noch nicht zu einem Besuch geschafft.

Heute ist es endlich soweit! – denken wir.

Denn als wir nach einem leckeren Mittagessen im kleinen Fischerdörfchen Valun die letzten 5 Kilometer in Angriff nehmen möchten, kommen uns doch kurz Zweifel:

Ich hatte allerdings im Internet gelesen, dass die Fahrt mit einem Kastenwagen machbar wäre, und deshalb wagen wir es.

Die Straße ist teilweise recht steil und schmal – einspurig mit Ausweichbuchten. Die Strecke ist wegen der vielen Kurven schlecht einsehbar und der Gegenverkehr erst spät zu erkennen. Zum Glück aber fahren die wenigen Autos, die uns begegnen, sehr rücksichtsvoll und lassen uns mit unserem „Großen“ immer passieren.

Und dann haben wir es geschafft:

Die Straße endet an einem großen Parkplatz zwischen den kleinen Kapellen des Hl. Sonntags und des Heiligen Antonius.

Hier steigen aus unserem Beni und sind erst mal geflasht von der atemberaubenden Aussicht!

Unser Blick geht von grünen Hügeln über die steinige Steilküste zum Dorf Lubenice, das mit seinen alten Steinhäusern und dem markanten Glockenturm direkt am Abhang liegt.

Welch ein Anblick!

Einst war das Dorf die alte römische Siedlung Hibernicia, später dann einer von nur vier Orten auf der Insel Cres, also gar nicht einmal so unbedeutend. Aber auch während der Venezianischen Herrschaft hatte Lubenice wohl nie mehr als ein paar hundert Einwohner.  Doch nach dem zweiten Weltkrieg wanderten immer mehr Bewohner aus dem völlig abgelegenen Dörfchen ab, um anderswo ihr Einkommen zu verdienen. Und so ist Lubenice heute fast ein Geisterort, nur noch wenige Menschen leben ständig hier.

Wie wenn die Zeit vor vielen Jahrzehnten stehengeblieben wäre – und genau das macht das besondere Flair hier aus!

Wir machen uns jetzt aber auf Erkundungstour:

Lubenice besteht nur aus zwei parallelen Gassen, die sich in Nord-Süd-Richtung durch den Ort ziehen.

 

Sie beginnen im Süden am Hauptplatz

mit der (leider geschlossenen) großen Pfarrkirche der Jungfrau Maria auf der einen Seite

dem Glockenturm und der alten Loggia, in der sich jetzt die Bar befindet, auf der anderen Seite

und in der Mitte die alte Zisterne.

Daneben finden sich noch die Reste des alten Stadttores, dem einstigen Südeingangs des Ortes.

Auf dem Weg durch die verwinkelten Gassen finden wir viele pittoreske Winkel:

Hinweise auf alte Bauten:

Nur ein kleiner Teil der Häuser ist noch bewohnt

viele sind nur noch Ruinen

 

Die letzten zwei Gebäude innerhalb alten Stadtmauer sind das alte Schulhaus, in dem sich heute das Museum für Schafszucht befindet

 

und die „Konoba Hibernicia“, in der es ausgezeichneten Lammbraten geben soll (nachdem wir allerdings zur Mittagszeit schon in Valun ein üppiges und leckeres Mittagessen hatten, verzichten wir dann doch darauf).

 

Danach führt der Weg nach Norden durch das alte Stadttor zum Ort hinaus.

Außerhalb des Mauerrings liegt der Friedhof mit der Kirche des Heiligen Stephans.

Sechs Kirchen bzw. Kapellen gibt es im Ort bzw. seinem unmittelbaren Umkreis – ziemlich viele bei gerade mal 38 Häusern!

Ein Geschäft findet ihr hier nicht, aber einen kleinen Souvenirstand, der auch die Spezialität der Gegend verkauft – Honig!

Mehrere tolle Aussichtspunkte finden wir:

Der mit Abstand beeindruckendste ist ganz oben auf den Felsen mit einem Fernrohr und der kroatischen Flagge!

Von hier haben wir einen unfassbar schönen 360 Grad-Blick!

Tief unter uns sehen wir die wunderschöne türkis-blaue Bucht Sv. Ivan.

Ein Stückchen daneben, von oben aber nicht zu sehen, soll es auch noch eine faszinierende Unterwasserhöhle geben. Beide sind aber nur mit dem Boot oder in einem anstrengenden Ein-Stunden-Marsch auf einem steinigen und nicht ganz ungefährlichen Pfad von Lubenice aus zu erreichen.

So reizvoll der Strand von oben aussieht: mit unserem „alten Herrn“ Yoda und meinem derzeit leider etwas lädiertem Knie ist das für uns heute leider nicht machbar. Da bleiben wir lieber hier oben und genießen die Aussicht.

Und wir verlängern diesen Genuss noch, denn wir werden heute hier über Nacht bleiben!

 

Die Übernachtung auf dem großen Parkplatz ist weder offiziell erlaubt noch ausdrücklich verboten. Ich denke, solange sich der Ansturm in Grenzen hält und die Camper sich respektvoll und verantwortungsvoll verhalten, werden sie hier toleriert.  Wir teilen uns den Parkplatz heute mit zwei andere Campern.

Es ist einfach ein traumhafter Übernachtungsplatz:

Im Abendlicht einen Drink in der Bar einnehmen

den Sonnenuntergang genießen

Abendessen mit Aussicht kochen

Nachtruhe unterm Sternenhimmel –  nur der Wind rauscht leise durch die Bäume

Aufwachen beim Sonnenaufgang

Das einzige Geräusch, das frühmorgens so hin und wieder die Stille durchbricht, ist das Blöken von Schafen. Und zwar recht nahe! Und tatsächlich:  direkt am Ortseingang, nur wenige Meter von unserem Beni weg, stehen sie da und frühstücken genüsslich!

Welch ein Bild des Friedens und der Idylle!

Im schönsten Morgenlicht durchquere ich noch einmal, diesmal völlig alleine, die stillen Gassen bis zum Aussichtspunkt am anderen Ende Lubenices – eine magische Stimmung!

Wir genießen unser Frühstück mit dieser atemberaubenden Aussicht auf Meer und den wunderschönen Ort

und verabschieden uns dann von Lubenice. Es war traumhaft schön hier!

Hier hoch oben haben wir uns fast unwirklich wie in einer anderen Welt und einer anderen Zeit gefühlt!

 

Dem Himmel nah!

Wenn ihr mal die Möglichkeit habt, hierher zu kommen und vielleicht sogar hier zu übernachten, dann nutzt sie – ich kann es euch nur empfehlen!

Info:

Wer sich ausführlicher über die Geschichte und die einzelnen Bauwerke des Ortes informieren will, dem empfehle ich die Dokumentation von Marcel Meier. Sie ist zwar bereits aus dem Jahr 1997 und es hat sich seitdem sicher einiges geändert, aber sie ist eine tolle Arbeit zum Verständnis dieses außergewöhnlichen Ortes.

http://muzejovcarstva.org/wp-content/uploads/2019/03/diplomska-lubenice.pdf

Anreise:

Von der Hauptstraße, die über die Insel Cres Richtung Mali Losinj führt, die Abzweigung nach Valun nehmen. Knapp 2 Kilometer vor Valun zweigt die Straße nach Lubenice links ab. Von dort sind es noch noch 5,5 Kilometer. Die Straße endet direkt am Parkplatz von Lubenice.

 

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